Rellingen. Eine Firma hat das ehemalige Poco-Gelände im Ortsteil Egenbüttel für einen Test genutzt. Im Oktober soll es richtig losgehen.

Die Kennzeichen der Autos verraten, dass die Fahrer von weit her angereist sind. Aus Städten und Landkreisen in ganz Norddeutschland. Aus den östlichen Bundesländern. Aus Dänemark. Nun sind sie im Urlaub, abgeflogen in Hamburg-Fuhlsbüttel. Ihre Fahrzeuge haben sie im Rellinger Ortsteil Egenbüttel zurückgelassen, auf dem Parkplatz des einstigen Billigmöbel-Anbieters Poco-Domäne. Dort etabliert sich gerade ein Flughafen-Parkplatz. Eine Testphase unter dem Namen SAC Parking geht gerade zu Ende. Im Oktober soll es unter neuem Namen weitergehen.

Jochen Luettschwager ist Projektmanager der Parthian Group, einem vielseitigen Handelshaus, zu dem SAC Parking gehört. „Wir haben den Betrieb vorläufig eingestellt“, sagt er. Als Grund nennt er die große Nachfrage. „Zunächst haben wir unser Unternehmen mit 50 Parkplätzen und Shuttleservice beim Kreis Pinneberg angemeldet“, erläutert er. Doch der Bedarf sei seit der Betriebsaufnahmen im April so stark gewachsen, dass zuletzt häufig nahezu alle der 252 Parkplätze ausgebucht waren. Für diese Größenordnung, so teilten es die Kreisverwaltung und die Gemeinde Rellingen der Firma mit, sei eine Taxi-Betriebslizenz erforderlich.

Alle Parkplätze auf dem Poco-Gelände sind besetzt.
Alle Parkplätze auf dem Poco-Gelände sind besetzt. © Rainer Burmeister | Rainer Burmeister

Die aktuelle Situation ist auch im Internet ablesbar, wo die Parkplätze bisher gebucht werden konnten. Dort heißt es beispielsweise für eine Buchungsanfrage vom 15. bis 24. Juli für einen Preis von 65 Euro: „Der Parkplatz ist in diesem Zeitraum leider belegt bzw. nicht buchbar.“

Und was wird aus den abgestellten Fahrzeugen, die noch videoüberwacht auf dem eingezäunten Areal geparkt sind? „Die werden in den nächsten drei Wochen nach und nach verschwinden“, sagt Luettschwager. Selbstverständlich würden die Kunden, wie vereinbart, mit Taxis abgeholt und zu ihren in Egenbüttel abgestellten Autos befördert. Auch wenn jetzt Schluss ist mit SAC, das Geschäft mit dem Park- und Shuttleservice soll voraussichtlich von Oktober an unter den erforderlichen neuen Bedingungen fortgesetzt werden. Träger des Betriebs wird dann die Firma VIParking Fly & Cruise sein. Bis dahin soll auch ein lizenzierter Fuhrpark aufgebaut werden.

Zur Zielgruppe gehören bald auch Kreuzfahrt-Reisende

Der neue VIP-Service soll neben dem Flughafen-Shuttle auch für Kreuzfahrt-Reisende zur Verfügung stehen. Unterm Strich ist Luettschwager guter Dinge. „Wir hatten SAC als Test gegründet, um festzustellen, wie groß die Nachfrage ist“, sagt der Manager.

Jochen Luettschwager
Jochen Luettschwager © Alexander Sulanke | Alexander Sulanke

Sie ist groß. Und der Bedarf geordnetem, überwachtem und trotzdem preisgünstigem Parkraum für Fluggäste dürfte noch steigen, nachdem in den Straßen rund um den Flughafen jüngst Hunderte von im öffentlichen Raum geparkten Autos beschädigt worden sind (das Abendblatt berichtete).

Als Vorteil für den Unternehmensstandort Egenbüttel führt Luettschwager die verkehrsgünstige Lage zwischen den Autobahnen 7 und 23 an.

Das Parken direkt am Hamburger Flughafen gehört, so hat es der ADAC ermittelt, zu den teuersten Angeboten in Deutschland. Kein Wunder, dass sich deshalb im Hamburger Umland, darunter auch im Kreis Pinneberg, diverse Park- und Shuttledienste angesiedelt haben. Mehr Informationen über deren Standorte und Preise gibt es dazu beispielsweise unter parkos.de im Internet.

Was geschieht auf dem Gelände langfristig?

Das frühere Domäne-Areal ist Anfang 2015 von der Soofi Holding AG, zu der auch die Parthian Group gehört, erworben worden. Die aus zahlreichen angegliederten Unternehmen und Geschäftsbereichen bestehende Gruppe betreibt von Rellingen-Egenbüttel aus vor allem den Großhandel mit Produkten aus dem gehobenen Nahrungsmittel- und Getränkebereich sowie mit Kosmetikartikeln. Derzeit ist die Firma im früheren, aufwendig renovierten Gebäude des Möbeldiscounters angesiedelt.

Noch nicht abgeschlossen ist das Verfahren eines neuen Bebauungsplans für das Areal, in dem unter anderem nach den Vorstellungen des Eigentümers Neubauten für das Unternehmen sowie Wohnungsbau vorgesehen sind. Bisher konnten sich die Politiker nicht mit der von den Investoren angepeilten verdichteten Wohnbebauung auf einer Gesamtfläche von 3400 Quadratmetern anfreunden.

Neu im Verhandlungspaket soll zudem nach Abendblatt-Informationen die Ansiedlung eines Altenheims auf dem Gelände sein. Solche Überlegungen sind im Rellinger Rathaus allerdings bislang nicht bekannt.