Pinneberg . Traurige Nachricht: Musiker und Initiator des Rock-Festivals „Wake Up Pi“, Joachim Ratelbeck, ist im Alter von 52 Jahren gestorben.

Er war Musiker, Lehrer, Initiator und Seele des Rock-Festivals „Wake Up Pi“: Pinneberg trauert um Joachim Ratelbeck (Foto), der überraschend verstorben ist. Der Mann, den alle nur Joe riefen, wurde 52 Jahre alt. Im Jugendzentrum an der Bahnhofstraße gehörte er seit fast 30 Jahren zum Inventar. Ging es um Instrumente oder Proberäume, war er der Typ mit den Antworten. Wer ihn radelnd in Pinnebergs Fußgängerzone traf, grüßte gern mit „Hey Joe“. Wie im gleichnamigen Song von Jimi Hendrix. Passend. Zu einem, der für die Musik lebte. Und für Pinneberg.

Das Leben des Joachim Ratelbeck beginnt einige Hundert Kilometer weiter südwestlich. Joe wird in Remscheid geboren. Einen Teil seiner Kindheit verlebt er auf der Nordseeinsel Sylt, wo seine Eltern als Erzieher arbeiten. Die nächste Station soll für den Jungen zur Heimat, zum Anker werden. Pinneberg. Hier verdient er sich seine ersten musikalischen Sporen. Der kleine Joe malträtiert mit elf Jahren die Trommel im Spielmannszug des SC Pinneberg. Er lernt Noten. Das Marschieren ist nicht so seins. Irgendwann fliegt er raus. „Ich habe zu viel gemosert“, wird er sich viele Jahre später erinnern.

Ratelbeck absolvierte Zivildienst im Jugendzentrum

Seine erste Band gründet Joe mit 13 Jahren. Musikalisch ist sofort klar, wo die Reise hingehen soll. Vor allem muss es funky sein. Irgendwann steht er sogar mal in der ausverkauften Großen Freiheit auf der Bühne. Als Vorband einer bekannteren Combo. Doch zum großen Durchbruch reicht es nicht. Stattdessen absolviert er Anfang der 90er-Jahre seinen Zivildienst im Pinneberger Jugendzentrum – das zu seinem Lebensmittelpunkt werden soll. Hier coacht er junge Musiker. Im Auftrag der Pinneberger Musikschule unterrichtet er Schlagzeug-Talente. Hier entstehen Freundschaften, die über Jahrzehnte halten. „Das hier ist so etwas wie mein Kiez“, sagte Ratelbeck später bei einem Treffen im Proberaum des Geschwister-Scholl-Hauses.

Ideen und Pläne hatte Joe immer. Manchmal sogar ziemlich wilde. Nicht alles gelang. Nicht immer wurde er fertig. Vielleicht stand er sich manchmal gar ein bisschen selbst im Weg. Das Festival „Wake Up Pi“, dessen Geburtshelfer er im Jahr 2000 war, ist fraglos eine Art Vermächtnis. Es wird 2019 trotz der bestürzenden Nachricht vom Tod Ratelbecks steigen. „Und zwar nicht ohne ihn, wir überlegen uns, wie wir an Joe erinnern können“, sagt Jens Schmidt, der Pinnebergs Jugendzentrum leitet. Das Programm fürs Festival habe Joe noch mitgestaltet. Im Geschwister-Scholl-Haus hinterlasse er eine große Lücke. „Er hat aktuell zwei Bands gecoacht“, sagt Schmidt. „Ging es um Musikprojekte, hatte er irgendwie immer seine Finger drin.“

Freunde trauern um ihren Weggefährten und sind geschockt

Freunde und langjährige Weggefährten trifft die Nachricht vom Tod Joachim Ratelbecks ins Mark. Saim Cetinkaya ist einer, der Joe jahrzehntelang kannte. Er hat mit ihm im Jugendzentrum gearbeitet, Jahr für Jahr das Festival betreut und sogar einmal zusammen mit ihm eine skurrile Schlagerband namens „Kännchen Kaffee“ aus der Taufe gehoben. „Ich bin geschockt, wir haben gerade Pläne geschmiedet“, sagt Cetinkaya. „Letzte Woche haben wir noch miteinander gesprochen.“ Joe sei ein Fixpunkt der Musikszene gewesen, für die Pinneberg einst bekannt gewesen sei. Damals, vor mehr als 20 Jahren, als Pistengänger sich noch in der Kultkneipe „Bessere Zeiten“ trafen.

Joachim Ratelbeck war einer, der für die Musik lebte. Der den ebenfalls viel zu jung gestorbenen Prince liebte. Jede Spielart von Funk. Den Jazz. Und Pink Floyd. Vor allem diesen einen Song, den er vor wenigen Wochen noch zu einem eigenen Projekt machte. Etliche seiner jungen Schlagzeug-Schüler spielten gemeinsam in Pinnebergs Jugendzentrum „Comfortably Numb“. Ein ziemlich lauter Schlussakkord. Einer mit Nachhall. Tschüs, Joe!