Halstenbek . Mehrheit aus Sozialdemokraten und Grünen setzt Plan trotz Elternprotests durch. Zwei gemeindliche Kitas betroffen.
Einen Systemwechsel in der Ganztagsbetreuung von Grundschülern strebt die Gemeinde Halstenbek an. Außerhalb der Schulzeiten soll keine Hortbetreuung in Kitas mehr angeboten, sondern auf die Offene Ganztagsschule (OGTS) verwiesen werden. Erheblicher Widerstand gegen den Antrag von Grünen und SPD kam von Elternvertretern sowie der Opposition aus CDU, FDP und der unabhängigen Gemeinderätin Doris van Haaren. Lob gibt es allerdings von einem Spitzenpädagogen.
Gegen das Ende der Hortbetreuung in den Kindergärten Sonnensegler und Bickbargen hatten vor den Beratungen der Politiker ein halbes Dutzend Mütter und Väter flammende Plädoyers gehalten. Erst ein Konzept für die Offene Ganztagsschule erarbeiten und dann die Hortbetreuung beenden: So lautete der Haupteinwand der Eltern. Denn erst 2022 soll der Anbau an die Grundschule Bickbargen fertig werden, in dem die OGTS die Kinder betreuen soll. Alle Redner sahen keinen Grund, bereits jetzt den Grundsatzbeschluss zu fassen. Die Sorge der Eltern ist groß, dass es kein Früh- oder Spätdienstangebot adäquat zu den jetzigen Möglichkeiten gibt. Sie fürchten zudem, dass in Zukunft keine Ferienbetreuung mehr angeboten wird.
Weniger Betreuer müssten sich um mehr Kinder kümmern, so die Kritik der Eltern. Es gab Stimmen, die sich für einen Erhalt beider Angebote aussprachen, also Hort und Offene Ganztagsschule. Auf die unterschiedlichen Bedürfnissen der Eltern müsse mit unterschiedlichen Angeboten reagiert werden, argumentierten sie. Dieser Meinung schloss sich auch der FDP-Gemeinderat Karsten Löffler an.
Politik verspricht Eltern Beteiligung am Konzept
Es handele sich um eine Grundsatzentscheidung, nun werde das Konzept für die Ganztagsbetreuung erarbeitet, hielt Maythe Spott von der SPD den Kritikern entgegen. Bei diesem Prozess wird Wert auf die Mitarbeit der Eltern gelegt. Mit der Offenen Ganztagsschule soll auch den Eltern eine Betreuung angeboten werden, die bisher keinen Platz für ihre Kinder bekommen haben.
Die Sozialdemokratin sicherte zu, dass die Horte erst aufgelöst werden, wenn das Konzept sowie die Rahmenbedingungen stehen. Mit dem Beschluss wird laut Maythe Spott auch dafür gesorgt, dass „mehr Druck auf den Kessel kommt“, die Verwaltung mit Nachdruck die Fortentwicklung des Betreuungsangebotes vorantreibt. Bürgermeister Claudius von Rüden sicherte für seine Verwaltung auch eine zügige Arbeit zu.
Als „abenteuerlich“ und „Blindflug“ kritisiert dagegen Helmut Ahrens (CDU) den Plan von Rot-Grün. Seine Parteifreundin Irene Kopf-Anspach monierte, dass die Kosten noch völlig unklar sind.
Halstenbek ist mit dem Systemwechsel allerdings nicht allein. In 18 Kommunen des Kreises gibt es bereits Schulen, die den Offenen Ganztag anbieten. Allein 15 Einrichtungen davon sind Grundschulen. Auch in Elmshorn wurde umgestellt. Schulrat Dirk Janssen war in die Veränderungen involviert. „Hoch kontrovers“ wurde damals in Elmshorn nach seiner Aussage diskutiert. Aber grundsätzlich positiv bewertet der Spitzenpädagoge die Veränderung von der Hortbetreuung hin zu einer Offenen Ganztagsschule. Dies ist für ihn „eine Entwicklung hin zu einem strukturierteren Betreuungsangebot“.
Die Vernetzung zwischen Schule und der Betreuung am Nachmittag wird enger. Was vormittags in der Schule gelaufen ist, darauf könnte am Nachmittag zum Vorteil der Schüler reagiert werden. Konflikte in den Familien können vermieden werden, etwa wenn die Hausarbeiten in der Nachmittagsbetreuung erledigt werden. Die Offene Ganztagsschule ist für Jansen ein Schritt zu mehr Bildungsgerechtigkeit. Für die Schule bedeute es auch einen höheren Aufwand, gibt er zu – zum Beispiel wenn es um zusätzliche Absprachen zwischen Schulleitung, Lehrern und Betreuern geht. „Die Schule hat aber auch etwas davon.“