Wedel. Als jüngst ernannte Zukunftsschule beschloss die Schulkonferenz des Johann-Rist-Gymnasium ein Flugverbot. Aber es gibt Ausnahmen.

Erst kam der Titel, dann die Moral: Nachdem das Johann-Rist-Gymnasium in Wedel jüngst offiziell als „Zukunftsschule“ des Landes Schleswig-Holstein für mehr Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein ausgezeichnet worden ist, wollen Schüler und Lehrer noch einen Schritt weiter gehen. Als zweite Schule im Kreis Pinneberg will das Gymnasium künftig auf Flugreisen bei Klassenfahrten und Abschlussreisen verzichten. Ein entsprechender Beschluss wurde von der Schulkonferenz gefasst.

Nach der Pinneberger Theodor-Heuss-Schule ist das Wedeler Gymnasium damit schon die zweite Schule, die sich mit einem Flugverzicht mehr Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit auferlegt. Wie auch an der Pinneberger Schule sei dem Beschluss eine Kontroverse vorausgegangen, sagte Schulleiter Bertram Rohde. „Die Entscheidung, dass künftig nicht mehr geflogen werden soll, ist einigen Lehrkräften durchaus schwer gefallen“, so Rohde. Dem Beschluss sei eine „lebhafte Diskussion“ vorausgegangen. Denn einige Profile müssen nun auf Reisen in bedeutsame und profilrelevante Städte verzichten. „Dieses Eintauchen vor Ort war für den Erkenntnisgewinn der Schüler sehr wichtig.“

Doch letztlich hätten die Nachhaltigkeitswoche der Schule im März sowie die andauernden Klimademonstrationen unter dem Titel „Fridays for Future“ Spuren im Bewusstsein hinterlassen. „Insgesamt stand am Ende die Überzeugung, dass Klimaziele nicht ohne Verzicht zu erreichen sind“, so Schulleiter Rohde. Ausgenommen seien allerdings die Sprachprofile sowie der Schüleraustausch mit Partnerschulen. Die guten diplomatischen Beziehungen sollen nicht gefährdet werden.

In der Schweiz, in Baden-Württemberg und in Nordrhein-Westfalen gibt es bereits ähnliche Schülerbeschlüsse. Aber ist dieser symbolische Akt des Verzichts auch das Aus für alle Abschlussfahrten? Heißt es von nun an lieber Zelten im Schwarzwald als mit dem Billigflieger an den Strand von Lloret de Mar? „Wir beobachten, dass die Sensibilität für das Thema geweckt ist und steigt“, sagt Thomas Schunck, Sprecher des schleswig-holsteinischen Bildungsministeriums. Gerade vor dem Hintergrund der bundesweiten Klimademonstrationen registriere die Schulaufsicht des Landes ein erhöhtes Umweltbewusstsein. „Die beiden Absichtserklärungen zum Flugverzicht im Kreis Pinneberg werten wir deshalb als einen regionalen Ausdruck dessen“, so Schunck. Gleichwohl werde den Schulen nichts vorgegeben, alle Schulen seien nach wie vor frei in ihren Entscheidungen. Ähnliche Beschlüsse lägen ihm bisher nicht vor.

Insofern hatte die Schulkonferenz der Theodor-Heuss-Schule schon im Mai Pionierarbeit geleistet, als sie beschlossen hat, auf Klassenreisen per Flugzeug zu verzichten – mit Rücksicht auf die Folgen für das globale Klima. Nach einer Diskussion habe sich das höchste Beschlussgremium der Schule mit großer Mehrheit für diesen Antrag ausgesprochen. Zuvor hatte schon die Lehrerkonferenz zugestimmt, sagte Schulleiter Matthias Beimel dem Abendblatt. Gegen den Vorschlag wurde allerdings vorgebracht, dass der Verzicht auf Flugreisen durch Schüler nicht ausreiche, um eine globale Klimaverschlechterung abzuwenden. Dennoch wollte die Mehrheit der Schulgemeinschaft ein Zeichen für eine Verhaltensänderung beim Reisen setzen. Beimel: „Damit soll die in den Freitagsdemonstrationen zum Ausdruck kommende Sorge um die Entwicklung des Weltklimas ernst genommen werden.“

Ganz so weit ist die Elmshorner Elsa-Brändström-Schule noch nicht. Aber zumindest soll dort weniger geflogen werden, sagt Schulleiter Uwe Lorenzen.

Elmshorner Schüler zahlten freiwillig „Umwelt-Euro“

Zwar halte sich die Schule aus den Abi-Reisen heraus, sie seien Sache der Schüler. Dennoch sei die Empfehlung, weitgehend auf das Fliegen zu verzichten. Wenn doch ein Flugzeug beansprucht wird, soll eine Kompensation für Nachhaltigkeit sorgen. So haben etwa im vergangenen Herbst Schüler auf einer Italien-Reise einen „Umwelt-Euro“ auf den Flugpreis gezahlt. Mit diesem Geld könnten dann Bäume gepflanzt werden, um die CO2-Bilanz etwas weniger vernichtend ausfallen zu lassen.

Diese Ausgleichszahlungen sind nicht unüblich. Online lässt sich etwa der CO2-Ausstoß pro Kopf und Flug berechnen (Hamburg–Mailand: 608 Kilogramm CO2; Kompensationszahlung: 14 Euro). Reinvestiert werde dann in Nachhaltigkeit (Wälder), erneuerbare Energien (Solar) und Umweltbildung.

In Wedel sind Schüler- und Lehrerschaft zunächst aber auch stolz auf die Auszeichnung „Zukunftsschule“. Als eine von fast 200 Schulen im Land dürfen die Wedeler diesen Titel nun tragen, weil sie mit kleinen Maßnahmen einen Beitrag zu besserer Umweltbildung leisten. Sie versuchen, mit einem Wasserspender die Plastikflut einzudämmen. Und weil es in den Unterstufen „Energiebeauftragte“ gibt, die etwa darauf achten, dass mit Energie und Heizung schonend umgegangen wird, erreichte das Gymnasium die „Stufe 1“ der Klassifizierung. Ziel sei nun die höchste Stufe 3.

Deshalb wurde auch eine ressourcenschonende Druckregelung. Von nun an sollen sämtliche Dokumente doppelseitig gedruckt werden, bestenfalls auf recycelbarem Papier.