Elmshorn. Grüne und FDP stellen eigene Kandidaten zur Elmshorner Bürgermeisterwahl. CDU und SPD stehen hinter Amtsinhaber Volker Hatje.
Das verspricht ein spannender Wahlkampf zu werden: Mindestens zwei Kandidaten fordern Amtsinhaber Volker Hatje bei der Bürgermeisterwahl in Elmshorn am 15. September heraus. Der 57-Jährige hat seine Kandidatur bereits im Februar verkündet. Nun haben sich die Grünen auf ihrer Mitgliederversammlung am Freitagabend im Kranhaus einstimmig dafür ausgesprochen, den Pinneberger Ratsherrn Tafin Ahsbahs (Grüne & Unabhängige) als ihren Kandidaten zur Wahl zu stellen. Für die FDP möchte Thomas Philipp Reiter (FDP) antreten. Er wird sich am Donnerstag, 6. Juni, auf der Mitgliederversammlung im FTSV-Sportlerheim vorstellen.
Ahsbahs, in Neumünster geboren, wuchs in Elmshorn auf. Mit 21 Jahren zog er nach Pinneberg, wo er heute als Ratsherr und Fraktionsmitglied für Grünen & Unabhängige politisch aktiv ist. „Ich möchte Dinge bewegen“, sagt der 30-Jährige. Bei seiner Kandidatur unterstützt ihn seine Freundin Anne-Kathrin Klatt (34, Grüne), stellvertretende Bürgervorsteherin in Pinneberg. Ahsbahs engagiert sich im Ausschuss für Stadtentwicklung, als stellvertretender Vorsitzender im Hauptausschuss sowie im Ausschuss für Wirtschaft und Finanzen. Als gelernter Tischler und staatlich geprüfter Holztechniker arbeitet er als Projektleiter für Hochbauprojekte in einem Hamburger Unternehmen. „Für Elmshorn kann es ein Vorteil sein, für den Stadtumbau einen Bauexperten an der Spitze zu haben“, sagt Tafin Ahsbahs.
Ahsbahs kämpfte einst für die Skaterbahn in Elmshorn
Seine Themen für den Wahlkampf sind neben dem Stadtumbau Krückau/Vormstegen der Ausbau des Bahnhofs und des Bahnverkehrs. „Die Parksituation dort muss verbessert und der Druck im Kampf für das dritte Gleis erhöht werden.“ Zudem möchte er mit alternativen Verkehrskonzepten der Stadt einen grüneren Anstrich geben. Auch würde Ahsbahs die Digitalisierung stärker forcieren und zum einen für die öffentliche Verwaltung für die Bürger ein E-Government einführen, zum anderen hausintern Abläufe der Buchhaltung digital umstellen wollen. Ahsbahs will neben Flächen fürs produzierende Gewerbe mehr Büroflächen zur Verfügung stellen, um Elmshorn attraktiv zu machen für Gründer mit innovativen Ideen.
Als Jugendlicher habe er zu schätzen gewusst, dass Elmshorn Schwimmbad und Kino hat. Zudem sei auch Nischensport wie Basketball oder American Football gut aufgestellt. An Letzterem hängt das Herz des ehemaligen Fighting-Pirates-Spielers. Dass es sich lohnt, politisch aktiv zu werden, hat Ahsbahs erkannt, als er mit anderen Jugendlichen für einen neuen Skaterpark kämpfte, der noch heute im Steindammpark steht. Die Entscheidung, zu kandidieren, habe er vor der Europawahl getroffen. Mit dem Aufwind, den die Grünen dort erfahren hätten, habe das nichts zu tun. „Bei einer Personenwahl entscheiden die Wähler noch mal nach ganz anderen Kriterien“, ist er überzeugt. Allerdings hätten die Grünen Selbstbewusstsein erlangt und würden zunehmend eigene Kandidaten aufstellen.
Thomas Philipp Reiter wurde im Herbst 2018 auf Listenplatz zwei der FDP Schleswig-Holstein zur Europawahl 2019 gewählt. Nun möchte er sich den Elmshornern zur Wahl stellen. Im Bundesverband Liberaler Mittelstand bekleidet er seit 2011 diverse Ämter und ist heute Vorsitzender des Landesverbandes Hamburg/Schleswig-Holstein und Generalsekretär des Bundesverbandes.
Mit seiner Frau Sandra und den beiden Kindern Leopold (7) und Victoria (3) lebt er in Herzhorn im Kreis Steinburg. „Elmshorn liegt uns am Herzen. Meine Kinder gehen hier zur Kita und Schule. Wir machen unsere Einkäufe in Elmshorn, und ich habe mein Büro in der Marktpassage am Alten Markt“, sagt der 50-Jährige. Dort möchte er eine Begegnungsstätte einrichten, denn der Dialog mit den Bürgern sei ihm wichtig. Seine Freizeit widme er Schiffen – ob als Mitglied im Förderverein Rigmor oder bei der Seglerkameradschaft Cranz-Neuenfelde. „Obwohl ich in Pinneberg bei der Luftwaffe Wehrdienst geleistet habe, engagiere ich mich heute auch im Deutschen Marinebund“, so Reiter.
Nach einer Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann und einem Studium der Wirtschaftswissenschaften in Hamburg hat Reiter an der Schnittstelle von Wirtschaft und Öffentlichkeit gearbeitet. Politische Kampagnen waren seine Kernaufgaben, unter anderem als Pressesprecher im niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur und bei der FDP-Delegation im Europäischen Parlament.
1997 gründete er seine erste Firma Polis Public Relations für Wirtschaft und Politik. „In meiner Zeit als Pressesprecher bei Talkline in Elmshorn 1999/2000 wurde ich zum Digital Native“, so Reiter. „Heute bin ich mit Leib und Seele Gründer und Unternehmer.“ Mit zwei Freunden belebte er das 1950 gegründete Uhrenwerk Weimar wieder, und er ist Mitgesellschafter und Berater in der Beratungsgesellschaft von Beust & Coll., der unter anderem Hamburgs Ex-Bürgermeister Ole von Beust (CDU) vorsteht.
Reiter will „Innovations- und Investitionsstau auflösen“
Trotz Parteizugehörigkeit versteht Reiter sich als unabhängiger Bürgermeisterkandidat. Er hätte die Unterstützung mehrerer Parteien begrüßt, da ein Bürgermeister aus seiner Sicht in erster Linie ideologiefreie Management- und Kommunikationsaufgaben übernehmen sollte. Seine Motivation, anzutreten: „Es gibt in Elmshorn viele Baustellen, real und im übertragenen Sinne“, sagt Reiter. Er möchte „im Dialog den Innovations- und Investitionsstau auflösen und die Digitalisierung vorantreiben“. Hier möchte er alle Beteiligten an einen Tisch bringen und in der Moderation eine gute Lösung finden. Geplant ist ein Dialogforum, in dem Bürger diskutieren können.
2013 war der parteilose Volker Hatje gemeinsamer Kandidat von SPD, CDU und FDP. In diesem Jahr kann der vierfache Vater auf Unterstützung der CDU setzen. Der Vorstand der CDU Elmshorn unterstützt einstimmig und sehr deutlich Hatjes Bewerbung. Der Vorsitzende Nicolas Sölter erklärte bereits im Februar: „Die inhaltlichen Schnittmengen zwischen Volker Hatje und der CDU sind sehr groß. Wir wollen diese Erfolgsgeschichte fortsetzen und unterstützen Volker Hatje bei seiner Kandidatur.“
Die Elmshorner SPD wird für die Bürgermeisterwahl keinen eigenen Kandidaten aufstellen. „Der Vorstand der Elmshorner SPD begrüßt die Kandidatur von Bürgermeister Volker Hatje für eine zweite Amtsperiode“, sagt Ortsvorsitzende Beate Raudies.
Der Kreisvorstand der Linken hat auf seiner Sitzung am Freitagabend in Elmshorn beschlossen, auch keinen eigenen Kandidaten aufzustellen. Sprecher Frank Ramson: „Wir wollen das Kandidatenkarussell jetzt beobachten und dann an inhaltlichen Positionen festmachen, ob wir jemanden unterstützen.“
Und was sagt Bürgermeister Volker Hatje dazu, dass er herausgefordert wird? „Damit haben wir einen richtigen demokratischen Wahlkampf, und die Bürger haben die Möglichkeit zu entscheiden. Ich habe einen Plan für die nächsten sechs Jahre. Und das Interesse am Bürgermeisteramt zeigt auch, dass wir hier vieles auf den Weg gebracht haben, was auch für andere interessant ist.“ Seine Bewerbung hat Volker Hatje noch nicht abgegeben. Dafür ist theoretisch auch noch bis zum 22. Juli Zeit. Dann endet die Bewerbungsfrist. Erst wenn das geschehen ist, will Hatje in den Wahlkampf einsteigen. „Jetzt will ich mich erst mal auf meine Aufgaben als Bürgermeister konzentrieren.“