Wedel . Betreiber verabschieden sich vom Masterplan für Haidehof in Wedel. Grund: Bedenken der Politik und Probleme mit Genehmigungen.
Es ist ein Rückzug auf Raten. Mit erstaunlich ambitionierten Plänen waren die neuen Betreiber des ehemaligen Gestüts Haidehof in Wedel angetreten. Es ging um nicht weniger als den Hof der Zukunft, der hier an der Landesgrenze entstehen sollte. In den Aufbau des Vorzeigebetriebs sollten Millionen Euro fließen. Wie berichtet, wollten die neuen Eigentümer fast alle alten Stallgebäude abreißen und neue Gewächshäuser für den ökologischen Gemüseanbau und einen Klimagarten schaffen. Zudem sollten eine Multifunktionshalle als Ausstellungsfläche, eine Hofbrennerei und eine Versuchsküche entstehen. Klotzen nicht Kleckern war das Motto.
Ein Jahr und zahlreiche gescheiterte Versuche später klingt der Plan komplett anders. Die Investoren haben sie sich nach eigenen Angaben von dem einstigen Masterplan verabschiedet. Sie verfolgen jetzt ein deutlich abgespecktes Konzept. Grund: „Die Bedenken der Politik und die Schwierigkeiten beim bisherigen Genehmigungsverfahren“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Vielmehr versuchen sich die Betreiber nun in Form verschiedener Bausteine an der Realisierung eines Agrarkonzepts. Denn der Grundgedanke ist geblieben. Aus dem Gestüt Haidehof soll ein vorbildlicher Ökohof werden. Anstatt von Pferden soll es hier in Zukunft Hühner, Kühe und einen biologischen Gemüseanbau geben. Allerdings auf eigenen Flächen, alles deutlich begrenzter, und es ist auch keine Rede mehr von Abriss und Neubau aller Gebäude.
„Wir sind jetzt vielmehr so etwas wie ein kleines Start-up“, erklärt Stephan Böhm. Er ist das neue Gesicht auf dem Hof. Böhm fungiert nun als Projektleiter, soll aber zukünftig mit Corinna Hellmann die Geschäftsführung des Hofes übernehmen. Damit ist nicht nur der Betriebsleiter raus, laut Abendblatt-Informationen haben sich auch einige Projektpartner zurückgezogen. Und auch die bisherigen Sprecher, die (Landschafts-)Architekten Henning Breimann und Heiner Limbrock hatten im vergangenen Wedeler Planungsausschuss ihren letzten Auftritt.
Wie berichtet, waren die Wellen in dem politischen Gremium hochgeschlagen. Die Haidehof-Betreiber wollten eine Genehmigung des geplanten Umbaus einer Scheune und eine damit einhergehende Nutzungsänderung für das Gebäude. Die Politiker kritisierten, dass sie das neue Konzept nicht kennen, aber erste Genehmigungen erteilen sollten. Für Ärger sorgte auch die Ankündigung einer Veranstaltung auf dem Hof am Sonnabend . Besonders die Grünen fürchten, dass der Hof im Landschaftsschutzgebiet zu einem Veranstaltungszentrum wird. Am Ende wurde zwar die Genehmigung erteilt, aber die Politiker pochten auf Klarstellungen.
Nun sind die Betreiber um Schadensbegrenzung bemüht und gehen in die Offensive. Auch den Medien gegenüber ist man um Transparenz sehr bemüht. Und so führt Böhm über den Hof und erklärt dem Abendblatt auf Anfrage, was hier nun derzeit passiert. Die einst angelegte Blühwiese für Bienen ist verschwunden. Dafür wurde auf dem Feld vor dem Hofeingang ein etwa 3000 Quadratmeter großer Gemüseacker angelegt. Teilweise sind die Pflanzen unter Folientunneln untergebracht. Benötigte Gewächshäuser wurden den Betreibern laut Böhm bislang nicht genehmigt. Das hatte Konsequenzen. Ein paar Pflanzen haben den Frost sichtlich nicht überstanden. Auf dem Acker wird englisch gesprochen. Das Team, das sich hier um eine andere Form des biologischen Anbaus bemüht (natürlich ohne Pestizide und alles per Hand) ist international. Die Damen, die hier mitwirken, kommen aus Spanien und Dänemark. Sie alle eint die Idee. Das Problem sind die Umstände.
Böhm berichtet immer wieder von Grenzen, an die das Projekt stößt. Auflagen, EU-Richtlinien, Genehmigungen. Schon der Bau eines einfachen Wildzauns zum Schutz des Gemüses vor den Wildschweinen bedurfte einer Genehmigung. Auch die zog sich hin. Mehrfach konnten Wildschweine in den Beeten wüten. „Trotz aller Widrigkeiten geben wir nicht auf“, sagt Böhm. Doch man hat sich der Erkenntnis gebeugt, dass auch eine noch so gute Idee ihre Zeit vor allem für nötige Genehmigungen braucht.