Wedel . Fraktionschef befürchtet Umbau des Haidehofs in Veranstaltungszentrum. Investoren planen landwirtschaftliche Urproduktion.

Es handelte sich um einen der letzten Punkte auf der langen Tagesordnung und es ging im Grunde bloß um den Umbau einer Scheune und eine Nutzungsänderung für den Bau. Dem sollten die Kommunalpolitiker im Planungsausschuss am späten Dienstagabend ihr Einvernehmen erteilen. In der Regel ein Selbstläufer. Doch am Ende entpuppte sich ausgerechnet dieses Thema als hoch emotional und problematisch.

Dazu muss man wissen, dass es bei dem besagten Gebäude um ein Haus auf dem Haidehof geht. Das ehemalige Gestüt liegt an der Landesgrenze zwischen Wedel und Hamburg, grenzt an den Klövensteen und das nahe Naturschutzgebiet Schnaakenmoor an. Genau dort planen Investoren einen Vorzeigehof der Extraklasse, wie sie sagen. Sie übernahmen 2013 das ehemalige Gestüt und stellten dann ihre ambitionierten Pläne vor gut einem Jahr den Wedeler Politikern vor. Einen Gegenentwurf zur industrialisierten Landwirtschaft wollen sie wagen und gehen dabei sogar die Wette ein, dass sie es schaffen können, mit einem Ökohof Geld zu verdienen.

Doch erst mal wollten und müssen sie viel Geld investieren. Wie berichtet, sieht das Konzept einen umfangreichen Umbau des Gestüts vor. In verschiedenen Bauabschnitten soll der Hof bis voraussichtlich 2022 in den Vorzeigebetrieb mit bis zu 50 Mitarbeitern umgebaut werden. Mehrere alte Gebäude würden Neubauten mit insgesamt 4900 Quadratmeter Fläche sowie 2500 Quadratmeter Gewächshäusern weichen. Ausstellungs- und Lagerflächen, eine Hofbrennerei, eine Versuchsküche, eine Imkerei, eine Schafzucht, ein Klimagarten: All das ist geplant.

Henning Breimann gehört zu den Betreibern des Hofes.
Henning Breimann gehört zu den Betreibern des Hofes. © Klaus Bodig / HA | HA

Vor einem Jahr war die Rede von einem Baustart im Sommer. Gebaut wurde seither aber nichts. Denn in dieser Form ist das Projekt im Außenbereich nicht genehmigungsfähig, wie sich im Planungsausschuss herausstellte. Seither wird hinter den Kulissen an einer Lösung gearbeitet. Das Problem: Das Projekt verschlingt Geld, obwohl nichts passiert. Denn es wurde bereits investiert, unter anderem wurden Mitarbeiter eingestellt. Langsam stehen die Betreiber mit dem Rücken an der Wand. Das zeigte sich auch an der Reaktion von Landschaftsarchitekt Henning Breimann, der zusammen mit Partnern an der Realisierung des Projekts arbeitet und im Ausschuss am Dienstag anwesend war. Er war sichtlich angefasst aufgrund der vielen skeptischen Nachfragen und auch mancher Vorwürfe vonseiten der Politik.

Sind Events und gewerbliche Nutzung doch geplant?

Besonders skeptisch gegenüber dem Ökoprojekt zeigte sich ausgerechnet Grünen-Fraktionschef Olaf Wuttke. Er hatte sich allerdings auch die Mühe gemacht und sich die Lage vor Ort angesehen sowie mit Mitarbeitern auf dem Haidehof gesprochen. Demnach gebe es einen neuen Projektleiter, und auch das Konzept solle sich geändert haben. „Ich hätte erwartet, das uns das neue Konzept vorgestellt wird“, kritisierte Wuttke mit dem Blick auf den jetzt gestellten Umbauantrag. Es gehe hier zwar nur um ein Haus, aber Breimann räumte auf Nachfrage ein, dass es sich um die erste Stufe handle und weitere folgen sollen. „Das Konzept hat sich nicht verändert. Wir meinen das verdammt ernst mit dem Projekt“, so Breimann. Man backe nun nur kleinere Brötchen, um Wedel zu zeigen, was man könne und letztlich zu überzeugen.

Wuttke blieb sehr skeptisch. Was ihm auch nicht gefiel: Er zitierte von der Internetseite des Hofes einen Hinweis auf eine Veranstaltung am Sonnabend, 18. Mai, von 14 bis 18 Uhr mit Gemüse-, Kaffee- und Kuchenverkauf. „Uns wurde bei der Vorstellung damals versprochen, dass es keinen Hofladen geben wird und auch keine Events“, so Wuttke. Nun werde hier der Beginn einer Veranstaltungssaison beworben. Events im landschaftlichen geschützten Bereich? Das schmeckt den Grünen nicht. Andere Kommunalpolitikern schlossen sich an, forderten erst einen Einblick ins Konzept.

Breimann wirkte verzweifelt. „Das wird kein Veranstaltungszentrum“, beteuerte er. Im Gegenteil, man beantrage doch jetzt den Umbau der sogenannten Festscheune, in der auch Hochzeiten veranstaltet wurden, in ihren einstigen Zustand. Um mit der landwirtschaftlichen Urproduktion in den Sparten Gemüse, Imkerei und Hühnerhaltung endlich beginnen zu können, benötige man das Gebäude. Es soll nach dem Umbau als Lager, Werkstatt, Bienenküche, Wasch- und Backstation genutzt werden.

Erst als Wedels Bauamtschefin Gisela Sinz erklärte, dass es unschädlich sei, dem Umbau zuzustimmen, da dadurch keine Fakten geschaffen würden, glätteten sich die Wogen etwas. Der Kompromiss: Die Investoren bekamen jetzt grünen Licht und müssen ihr Konzept aber zeitnah präsentieren.