Helgoland . Neues Gastronomiekonzept, modernisierte Schiffe und große Pläne für den Tourismus: Helgoland läutet einen Imagewechsel ein.
Einen neuen Slogan hat die kleine Insel mitten in der Nordsee schon seit einigen Jahren. Mit „Die Insel die atmet“ wirbt Helgoland für sich. Und so langsam zeichnet sich ab, was darunter zu verstehen ist. Helgoland will den Mief früherer Tage mit seinem Fuselfelsen-Image und den Butterfahrten endlich vergessen machen. Einer, der frischen Wind auf die Insel gebracht hat und dabei helfen soll, ist Otto Koch.
Der Berater und Sternekoch krempelt seit knapp einem Jahr mit dem Unternehmer Detlev Rickmers einen Großteil der Insel-Gastronomie um. Während der alljährlichen Pressekonferenz anlässlich des Saisonbeginns machte Koch deutlich, wohin die Reise gehen soll. Symbolisch hielt er eine Dose Royal Caviar empor, exklusiv abgefüllt für die im vergangenen Jahr initiierte Helgoländer Klippen Kulinarik ist mit acht verschiedenen Gastronomie-Konzepten.
Steuervorteil gilt nicht nur für Tabak und Alkohol
„Wir wollen weg vom alten Image“, sagt Koch. Vielen sei eben gar nicht bewusst, dass es dank der steuerlichen Vorteile, die die Hochseeinsel genießt, hier nicht nur Zigaretten und Alkohol günstiger gebe und die eben einst auch deutlich preiswertere Butter aus Dänemark. Sondern auch Kaviar zum halben Preis. Statt der einstigen Butterfahrten sollen nun Kaviartouren für weiteren Aufwind sorgen.
Es soll eben alles etwas edler werden. Das Image, die Gastronomie und auch die Anreise. Dafür haben die Reedereien, die die Hochseeinsel von Hamburg, Cuxhaven, Bremerhaven und Büsum ansteuern, zuletzt viel in die Modernisierung ihrer Schiffe gesteckt. Seit vergangenem Jahr verkehrt ein nagelneuer Katamaran von den Hamburger Landungsbrücken aus. Das neue Schiff verfügt über WLAN, USB-Ladestationen an jedem Sitz, ein digitales Zeitungsangebot sowie ein großes Freideck. Es kann 680 Passagiere pro Fahrt transportieren, 17 Prozent mehr im Vergleich zum alten Katamaran. Der Bedarf scheint da zu sein. Laut Reederei FRS Förde Reederei Seetouristik wurden im vergangenen Jahr 97.000 Passagiere zur Insel transportiert, ein Rekord. Die Auslastung lag laut Reederei bei 81 Prozent, auch das habe es so noch nicht gegeben.
Kein Wunder, dass die Reedereien reagieren. Die FRS hat sie Saison verlängert, wenn der Katamaran und das Wetter denn mitspielen. Denn derzeit liegt das Schiff, anders als geplant, immer noch in der Werft. „Einige Arbeiten haben sich verzögert“, sagt Geschäftsführer Tim Kunstmann. Er hofft nun darauf, dass ab Freitag der Katamaran ohne weitere Pannen seinen Dienst antritt. Bis November soll er dann fahren. Auch die Reederei Cassen Eils, die mit ihren Schiffen von Büsum, Bremerhaven und Cuxhaven nach Helgoland fährt, wagt Neues. Sie bietet in diesem Jahr erstmals eine Fahrt von den Landungsbrücken nach Helgoland an – und zwar am 5. Mai. Der Ticketverkauf startet heute. „Das ist ein Test“, sagt Geschäftsführer Peter Eesmann. Ob und inwiefern daraus mehr werde? „Das ist offen“, hält er sich bedeckt.
Gleichzeitig betont er, dass es die Reederei Cassen Eils war, die als bereits 1924 von Hamburg aus eine Verbindung nach Helgoland anbot.
Klar ist, dass die Besucher am 5. Mai dann das ebenfalls relativ neue, 34 Millionen Euro teure Schiff der Reederei betreten werden. Mit der MS „Helgoland“ belasten sie auch deutlich weniger die Umwelt. Denn statt mit Diesel wird das Schiff mit Flüssiggas betrieben. Dank des LNG-Antrieb konnten seit Indienststellung vor drei Jahren laut Reederei rund 3,8 Millionen Liter Diesel, rund 13 Tonnen Feinstaub sowie rund 12.300 Tonnen CO2 eingespart werden. „Als erste Reederei in Deutschland haben wir ein Schiff dieser Art bauen lassen – und das fährt nach Helgoland“, sagt Eesmann.
Damit die Helgolandbesucher ihren Aufenthalt auf der Insel mehr genießen können, packt auch die Gemeinde viel an. Um mal Einiges zu nennen: Der Binnenhafen wird umgestaltet, die etwas versteckte Tourismusinformation zieht ins „Atoll-Gebäude“ und somit an die Promenade, an einem neuen Aquarium wird gearbeitet, ein weiter Bunkerstollen soll zukünftig für Besucher geöffnet werden. Das neue Terminal ist fast fertig. So können Gäste die Insel trockenen Fußes betreten. Hier sind eine Gastronomie sowie eine Information geplant. Das Schwimmbad wird derzeit saniert, der Außenbereich neugestaltet, zudem wird das Kurmittelhaus modernisiert.
Ein weiteres Highlight: Auf der Düne entstehen zwei neuartige Ferienhäuser, die „Wikkelhouses“ oder „Tiny Houses“ stammen aus den Niederlanden. Sie werden aus Wellpappe hergestellt und mit Holz verkleidet. Sie sollen als umweltfreundliche Alternative in den Dünen Gästen ein Zuhause bieten. Wenn das Konzept ankommt, können laut Helgolands Tourismuschef 13 weitere folgen. Ab Mai sollen die beiden stehen.