Halstenbek . Gemeinde will Verkehrswende von unten. Angebote statt Zwang. Zahlreiche Projekte in Arbeit oder geplant. Halstenbek soll Vorreiter sein.

„Wir wollen die Verkehrswende vollziehen“, sagt Bürgermeister Claudius von Rüden. Halstenbek soll zur fahrradfreundlichen Kommune werden. Die Bundesregierung tut aus von Rüdens Sicht zu wenig für die Fahrradnutzung und die klimafreundliche Mobilität. In den Kommunen bieten sich jedoch vielfältige Möglichkeiten, etwas für die Entwicklung des Fuß- und Radverkehr zu tun. Der Bürgermeister will Halstenbek zum Vorreiter im Kreis Pinneberg machen.

Von Rüden setzt dabei jedoch nicht auf Verbote und Zwang, sondern auf Argumente und Angeboten. Die Menschen sollen zum Umsteigen aufs Velo motiviert werden. Zusammen mit der Wirtschaftsförderin Ute Landwehr-von Brock sowie der Bauamtsleiterin Renate Klüver hat der Verwaltungschef in einem die aktuellen Projekte sowie die Pläne für eine bessere Zukunft des Verkehrs in der Großgemeinde vorgestellt.

Rad.SH

Als wichtigen Meilenstein in der Entwicklung sieht von Rüden die Mitgliedschaft in der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Fuß-und Radverkehrs in Schleswig-Holstein (Rad.SH) an. Halstenbek ist dabei Primus im Kreis Pinneberg. In zahlreichen Bundesländer gibt es bereits ähnliche Zusammenschlüsse von Kommunen, die sich als sehr effektiv erwiesen haben.

Stadtradeln

Halstenbek beteiligt sich erstmals am Stadtradeln. Dabei treten Teams aus Kommunalpolitikern, Schulklassen, Vereinen, Unternehmen und andere Bürger für Radförderung, Klimaschutz und Lebensqualität in die Pedale. Stadtradeln, in diesem Jahr vom 27. Mai bis zum 16. Juni, gibt es zwar schon seit einiger Zeit in Kommunen wie Wedel, Elmshorn, Pinneberg oder Rellingen. Die Wirtschaftsförderin freut jedoch, dass etliche Unternehmen und Organisation, angeführt vom ADFC und dem Halstenbeker Wirtschaftskreis, die Premiere unterstützen. Als Alleinstellungsmerkmal streicht Ute Landwehr-von Brock heraus, dass es gelungen sei, einen Flyer mit dem Programm herauszugeben.

Aktionswoche

Eine Aktionswoche FAHR RAD steht in Halstenbek am Anfang des Stadtradelns, „um das Ganze zur Premiere richtig zu pushen“, so der Rathausleiter. An Schulen werden Sicherheitstrainings organisiert, angeführt vom ADFC radeln Politiker durch die Gemeinde, und die traditionelle Fahrradtour der Wirtschaftskreises wird in die Radlerwoche integriert.

Radverkehrskonzept

Mit einem Radverkehrskonzept wollen die Politiker ihre Gemeinde fit machen für die Zukunft der Mobilität. Der Grundsatzbeschluss wurde im September 2018 gefällt. Der Auftrag zur Planerstellung wird derzeit vergeben. 50.000 Euro stehen dafür im Haushalt 2019 bereit. Zukünftig soll bei Straßenbauarbeiten auch immer mit geprüft werden, inwieweit die Gestaltung der Straße im Sinne des Radverkehrs verändert werden kann.

Fahrradstraßen

Zwei Fahrradstraßen hat Halstenbek mit dem Bickbargen und seit Ende 2018 auch mit dem Thesdorfer Weg. In dem zweiten Bereich gibt es nach den Worten der Bauamtsleiterin einige Schwierigkeiten, weil Autofahrer den Weg als Ausweichroute nutzen. „Wir wollen dort aufklären, dass Fahrradfahrer gegenüber Autofahrern Vorrang haben“, sagt von Rüden. Er wird sich deswegen demnächst zusammen mit der Polizei morgens am Thesdorfer Weg einfinden, um die motorisierten Verkehrsteilnehmer zu informieren. „Knöllchen werden nicht verteilt“, stellt er klar. Zudem begrüßt er, dass einer der in der Metropolregion geplanten Radschnellwege, nämlich der von Elmshorn nach Hamburg, durch Halstenbek führen soll.

Bike-and-ride-Anlagen

In die Bike-and-ride-Anlagen der Gemeinde wird kräftig investiert, sagt die Bauamtsleiterin. An den S-Bahnstationen Halstenbek und Krupunder werden in vier Bereichen Fahrradboxen sowie Fahrradbügel aufgestellt beziehungsweise ältere Bügel erneuert. Mehr als 400.000 Euro kosten die Projekte. Gut 245.000 Euro kamen von der Metropolregion sowie einem ÖPNV-Förderprogramm. Im Frühjahr beginnen die Arbeiten, im Sommer sollen sie abgeschlossen sein. Am Ende wird die Gemeinde mehr als 100 Fahrrad-Abstellmöglichkeiten zur Verfügung stellen können. Die sind ausreichend groß bemessen, dass auch Lastenräder Platz finden.

Beleuchtung

Neue LED-Leuchten sollen für mehr Sicherheit auf den Radwegen sorgen, betont Renate Klüver. In gut einem Dutzend Straßenzügen werden demnächst oder wurden bereits die alten Laternen demontiert. Die Gemeinde gibt dafür 135.000 Euro aus. Davon kommen 30.000 Euro vom Bund.

In der Gemeindeverwaltung gibt es übrigens auch noch Luft nach oben, wenn es um moderne Konzepte der Fortbewegung geht. Das Profiticket des HVV, mit dem Mitarbeiter günstig Busse und Bahnen nutzen können, wurde zwar vor Kurzem eingeführt. Das Jobrad, mit dem günstig und steuersparend im Fachhandel ein Fahrrad oder E-Bike erworben werden kann, ist allerdings noch Zukunftsmusik. Derweil geht der Bürgermeister mit gutem Beispiel voran: Er kommt, wann immer es ihm möglich ist, mit dem Fahrrad ins Büro.