Quickborn . Quickborner züchten die Hunde und nehmen an Wettkämpfen teil – mit Erfolg. Gold, Silber und Bronze bei den Deutschen Meisterschaften.

Es klingelt. Das Bellen eines Hundes ist zu hören, dann Schritte. Uwe Haack öffnet die Haustür. Neben ihm erscheint eine stattliche Rottweilerhündin. Sie blickt freundlich, wedelt mit der Rute. „Du bist als Gast willkommen“, scheint sie damit auszudrücken. Zum Gespräch mit dem Abendblatt gibt es Kaffee und Kuchen. Kerstin Haack kommt hinzu. Die Eheleute haben viel zu erzählen. Aus hundesportlicher Sicht sind die Quickborner zurzeit in Deutschland die erfolgreichsten Züchter der Rasse Rottweiler.

Ihre Zuchtstätte haben sie beim rund 4500 Mitglieder starken Allgemeinen Deutschen Rottweiler-Klub (ADRK) vor 15 Jahren unter dem Namen „von Tanneneck“ eintragen lassen. Zuletzt sorgten drei Hunde der Quickborner Zuchtstätte in der 112-jährigen Geschichte des ADRK für besondere Schlagzeilen. Mit Gollum vom Tanneneck (Hundeführer Dirk Bäcker), Faxe vom Tanneneck (Uwe Haack) und Gauner vom Tanneneck (Yasemine Arslan) gewannen bei den in Eschweiler-Dürwiß ausgetragenen Deutschen Meisterschaften im Vielseitigkeitssport erstmals drei Hunde aus einer Zucht die Gold-, Silber- und Bronzemedaille. 1500 Zuschauer besuchten die dreitägige Veranstaltung.

"Wir züchten aus Leidenschaft und Überzeugung"

Auf dem Treppchen machte der deutsche Vizemeister Uwe Haack aus seinen Freudentränen keinen Hehl. „Emotional war ich total überwältigt. In der einen Sekunde gingen mir tausend Dinge durch den Kopf, dann wiederum spürte ich eine totale Leere in mir“, erzählt der 53-Jährige. Nach kurzer Gedankenpause fährt er fort: „Ich war unglaublich stolz auf die Hunde, fühlte mich aber auch zugleich bestätigt, dass wir mit unserer Zucht den richtigen Weg eingeschlagen haben.“

Kerstin Haack nickt zustimmend. „Unser Ziel ist, arbeitsfreudige, triebbeständige und vor allem gesunde Hunde zu züchten“, sagt die 54 Jahre alte Medizinisch-technische Assistentin. „Dabei steht Qualität ganz klar vor Quantität. Wir züchten aus Leidenschaft und Überzeugung, nicht für den Geldbeutel.“ Ein harmonisches Miteinander zwischen Mensch und Hund sei zudem die Grundlage einer zeitgemäßen Ausbildung, sagt sie. Sie weist auf ein altes chinesisches Sprichwort hin, auf das sich der österreichische Hundeexperte Ekard Lind in einem seiner Ausbildungsbücher bezieht. Es lautet: „Wachsen lassen, nicht besitzen. Beschützen, nicht beherrschen. Führen, nicht ausnutzen – das ist das Geheimnis wahrer Macht.“ Kerstin Haack sagt: „An diesen Worten ist viel Wahres.“

Rottweiler Faxe vom Tanneneck kämpft mit dem Schutzdiensthelfer um den Jutearm.
Rottweiler Faxe vom Tanneneck kämpft mit dem Schutzdiensthelfer um den Jutearm. © HA | Henrik Bagdassarian

Bei den Titelkämpfen in Eschweiler konnte die Quickbornerin ebenfalls überzeugen. Mit der Hündin Gracy vom Tanneneck erreichte sie Rang acht und somit eine Top-Ten-Platzierung. Zufrieden war sie nicht. „Es wäre für uns mehr drin gewesen. Gracy und ich hatten einfach nicht den besten Tag erwischt“, sagt sie. Der Rottweiler zählt in Deutschland – ebenso wie die Rassen Deutscher Schäferhund, Hovawart, Dobermann, Boxer, Airedale Terrier, Riesenschnauzer, Bouvier des Flandres und Malinois – zu den Gebrauchshunden. Jede der neun Hunderassen ist durch mindestens einen Verein im Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) vertreten. Die meisten Klubs organisieren einmal im Jahr ihre Meisterschaften im Vielseitigkeitssport.

Der Ablauf der Titelkämpfe ist kurz erklärt: Zum Auftakt treffen sich die jeweiligen Hundeführer mit ihren Vierbeinern in einem mehrere Hektar großen Gelände. Fährtenleger haben dort eine Stunde zuvor für jeden Hund eine 600 Schritt lange Spur gelegt. Die Prüfungshunde müssen diese an einer zehn Meter langen Leine konzentriert absuchen. Zurück auf der Sportanlage des Ausrichters ist die Unterordnung an der Reihe. Leistungsrichter vergeben Punkte für einzelne Aktionen wie ein schnelles Ausführen der Kommandos „Sitz“, „Platz“ oder „Steh“ aus der Bewegung oder dem Apportieren eines Bringholzes. Die abschließende dritte Disziplin – der Schutzdienst – ist eine Art Wettstreit zwischen Hund und Schutzdiensthelfer um den mit Jute umhüllten Schutzarm des Helfers.

"In der Öffentlichkeit hat der Rottweiler ein Imageproblem"

Kirsten und Uwe Haack trainieren drei- bis viermal in der Woche auf der Anlage des Polizeihundesportvereins Norderstedt. Am Sonntag nehmen sie regelmäßig die rund eineinhalbstündige Fahrt nach Bremen in Kauf, um mit ihren Hunden auf der Platzanlage der ADRK-Bezirksgruppe Warturm zu arbeiten. „Hundesport auf dem Level zu betreiben ist äußerst zeitintensiv, entsprechende Ausbildungsplätze zu finden nicht leicht“, sagt Uwe Haack. „Kirsten und ich fühlen uns in Norderstedt und Bremen sehr gut aufgehoben – nicht nur aufgrund der hervorragenden Trainingsmöglichkeiten.“

Über eine Sache ärgert sich der selbstständigen Kaufmann aber. „In der Öffentlichkeit hat der Rottweiler einfach ein Imageproblem, auch wenn es in Schleswig-Holstein längst keine Rasselisten mehr gibt“, sagt er. „In verantwortungsvollen Händen ist der Rottweiler ein Hund, der seinesgleichen sucht, ein Hund mit einem einzigartigen Wesen.“