Pinneberg. Bei der Deutschen Bahn wird mit Hochdruck gearbeitet, die Baustelle gleich nebenan ruht dagegen seit Monaten.
Monat für Monat sorgt eisiger Regen dafür, dass die Passanten frösteln. Aus der S-Bahn kommend, quetschen sie sich durch das einzige Nadelöhr in Richtung Pinneberger Innenstadt. Die Busse, zu denen viele von ihnen eilen, halten noch immer gegenüber am Rand des Fahlt. Dort lassen sich die Fahrgäste, die weitermüssen, noch eine Weile vollregnen, bis ihr Bus kommt. Der Weg zur Haltestelle ist gefährlich unübersichtlich geblieben: „Wir können froh sein, dass bei dem Gedränge noch niemand vor den Bus geschubst wurde“, sagt Carl-Eric Pudor (CDU), Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses. Das Warten auf den Busbahnhof, der eigentlich in diesen Tagen fertig werden sollte, dauert an. Wie lange, darüber kann Bauamtsleiter Klaus Stieghorst noch immer nichts Genaues sagen, stellt aber aktuelle, neue Informationen für die kommende Woche in Aussicht.
Schon länger sind die Tiefbauarbeiten fertig: Fahrbahnen, Fahrradständer, Fundamente, Leitungen. Beim Hochbau aber, der durch eine andere Firma betreut wird, gibt es Probleme: „Der Prüfstatiker hatte einige Ungereimtheiten festgestellt. Die Firma hatte bei ihren statischen Berechnungen einiges nicht berücksichtigt“, sagt Stieghorst. Sie habe nachbessern und der Prüfstatiker habe ein zweites Mal alles nachrechnen müssen. Das Dach, um das sich die Probleme drehen, sei längst hergestellt und liege auf Lager. „Die Befestigungspunkte für die darunter aufzuhängende, durchgehend beleuchtete Lichtdecke müssen aber neu produziert werden.“ In zwei bis drei Monaten sei das Busbahnhofsdach dann voraussichtlich montiert, „Anfang nächster Woche nennt uns die Firma den Fertigstellungstermin“, sagt der Bauamtsleiter. Den Zeitverzug benennt er mit gut neun Monaten.
„Ich ärgere mich täglich über die Zustände“
Trotzdem nervt nicht jeden das turbulente Provisorium. Agnese Kregere (27) zum Beispiel arbeitet als Schichtleiterin in Hamburg-Altona. Sie stört sich nicht an den Bauarbeiten und ist „ganz entspannt“. Zwei- bis dreimal in der Woche fährt sie mit dem Bus vom Pinneberger Bahnhof nach Hause. Die anderen Tage holt ihr Freund sie ab. Sie hat aber Verständnis für Menschen, die sich über die lang anhaltenden Bauarbeiten beschweren: „Würde ich jeden Tag hier stehen, dann wäre das was anderes.“ Auch die Pinnebergerin Henriette Steuck (19) bleibt gelassen. Mit dem Auto oder zu Fuß kommt sie zum Bahnhof. Selbst wenn der Busbahnhof fertig ist, wird sie nicht auf Bus umsteigen: „Ob Dach oder nicht, ist egal.“
Klaus Rüwer (77), Rentner aus Pinneberg, fährt fast täglich mit dem Bus nach Rellingen: „Frechheit“, schimpft er. „Am Bahnhof tut sich ’ne Menge, am Busbahnhof aber nicht.“ Günther Sommer (70) aus Pinneberg arbeitet in Hamburg und ist fast jeden Tag hier: „Ich ärgere mich täglich über die Zustände.“ Sommer tadelt nachdrücklich die Verantwortlichen.
Auch Politiker sind verärgert
In den Chor verärgerter Bürger stimmen Pinnebergs Politiker ein: „Für uns ist das ein großes Ärgernis“, sagt Angela Traboldt, Fraktionsvorsitzende der SPD. „Wenn es um Begründungen dafür geht, dass es dort keinerlei Fortschritt gibt, hält uns die Verwaltung mit Ausreden hin. Wir müssen das unbedingt zum Thema in den kommenden Ausschüssen machen.“ Traboldt fragt sich, ob die Verwaltung Vorkehrungen getroffen habe, Regressansprüche geltend zu machen. „Falls nicht, wäre das ein grober Fehler.“
Die Grünen/Unabhängigen haben in Gestalt von Tafin Ahsbahs aus dem Stadtentwicklungsausschuss ein fachkompetentes Mitglied in ihren Reihen, das nicht aufhört, nachzubohren: „Wir haben mehrfach Anfragen gestellt und bisher unbefriedigende Erklärungen bekommen. Wir können zum Beispiel nicht nachvollziehen, warum die fehlende Freigabe durch den Prüfstatiker erst so spät auffiel.“
FDP: Stillstand ist für niemanden schön
Dass es dort nicht weitergeht, hängt aus seiner Sicht nicht mit den unbesetzten Stellen in der Verwaltung zusammen: „Beim Busbahnhof wurde nach meinem Kenntnisstand alles an Fremdfirmen vergeben, die Stadt muss hierfür keine planerischen Aufgaben erledigen. Das muss also eine Managementproblem sein“, so Ahsbahs.
Auch Birgit Klampe (FDP) sagt, der Stillstand sei „für niemanden schön. So schnell wie möglich muss die Kuh vom Eis.“ Carl-Eric Pudor weiß, dass an der Verzögerung noch „andere Sachen mit dran hängen“. Das Materiallager sei dadurch noch immer auf den Parkplätzen, die Baustellenabläufe seien anders als geplant. Am Thema Busbahnhof, so Pudor nach genauem Nachdenken, sei er seit 2007 dran.