Rellingen. In der Straße in Rellingen parken immer wieder alte Transporter ohne Kennzeichen. Verwaltung tappt lange im Dunkeln. Polizei löst das Rätsel.

Passanten, Auto- und Radfahrer wundern sich schon seit Jahren. Denn immer wieder werden im Sackgassenende der Straße Stawedder in Rellingen betagte Fahrzeuge abgestellt. Meistens handelt es sich dabei um her-untergekommene Transporter der sogenannten Sprinter-Klasse, manchmal sind aber auch gewöhnliche Pkw dabei. Gemeinsames Kennzeichen der überwiegend im Wendehammer geparkten Altautos: Sie haben entweder überhaupt kein amtliches Kennzeichen mehr, oder die Amtssiegel der Zulassungsstelle wurden abgekratzt.

Sollte die Stawedderkehre, die zudem Fußgängern und Radfahrern als Verbindung zum Halstenbeker Weg dient, etwa klammheimlich als illegaler Abstellplatz zur anonymen Entsorgung schrottreifer Autos missbraucht werden? Da müssten doch die Polizei- und Ordnungsbehörden einmal einschreiten, um den Tätern auf die Spur zu kommen, mag sich wohl mancher Bürger zu Recht empören. Doch tatsächlich ist die Polizei längst über den Rellinger Fall informiert. Und nicht nur das: Die Beamten sorgen sogar dafür, dass die Fahrzeuge am Stawedder-Ende vorübergehend deponiert werden.

Was wie ein Schildbürgerstreich klingt, ergibt jedoch Sinn. Nach Worten von Jürgen Gramsch vom Autobahn- und Bezirksrevier in Elmshorn handelt es sich in den meisten Fällen um Fahrzeuge, die wegen technischer Mängel bei Kontrollen aus dem Verkehr gezogen wurden. Um eine weitere Nutzung der Autos zu verhindern, werden Kennzeichen oder Amtssiegel auf den Schildern entfernt. Die Fahrzeughalter werden von der Polizei aufgefordert, die Autos abtransportieren zu lassen, um sie dann entweder wieder verkehrssicher zu machen oder vorschriftsgemäß zu entsorgen.

Da für die Zwischenlagerung keine Parkplätze zur Verfügung stehen, deponieren die Polizeibeamten die beanstandeten Autos übergangsweise auf abseits gelegenen öffentlichen Verkehrsflächen – in diese Kategorie fällt die Stawedderkehre. „Es ist jedoch keinesfalls so, dass sämtliche mit Mängeln beanstandeten Fahrzeuge am Stawedder abgestellt werden“, stellt Gramsch klar. Allerdings möchte der Polizeibeamte auch nicht bekannt machen, wo sich weitere derartige Abstellflächen im Kreis Pinneberg befinden.

Je nach Bedarf werden bis zu vier Fahrzeuge abgestellt

Je nach Bedarf werden am Stawedder seitlich der Sackgassenkehre wie auch im angrenzenden Straßenverlauf manchmal bis zu vier Fahrzeuge zwischengeparkt. Hin und wieder ragen die Autos auch in den Fahrbahnbereich. Zweifellos wird mit den Polizeikontrollen von Transportern im Sprinter-Format ein wesentlicher Beitrag zur Erhöhung der Verkehrssicherheit geleistet. Das zeigte sich schon im vergangenen Jahr, als bis Ende Oktober mehr als 100 solcher Fahrzeuge wegen Beanstandungen aufgrund technischer Mängel aus dem Verkehr gezogen werden mussten. Daher begrüßt auch Michaela Warnecke vom Ordnungsamt der Gemeinde Rellingen diese Maßnahmen.

In der Rellinger Verwaltung herrschte allerdings lange Unklarheit darüber, woher die Autos am Stawedder stammen. In den ersten zehn Monaten des Jahres 2017 musste die Behörde ganze zehn Fahrzeuge entfernen. Noch im Oktober 2017 wollte sich Warnecke nicht an Spekulationen über die Beliebtheit der Stawedder-Deponie beteiligen, als das Abendblatt mal wieder über den seit Jahren dort anhaltenden Boom an Schrottautos berichtete. Damals wurden bereits zehn Fahrzeuge in den ersten zehn Monaten des Jahres 2017 behördlicherseits entfernt. Offenbar hatte die Polizei, die nach Worten von Gramsch „seit Jahren“ dort beanstandete Fahrzeuge zwischenlagert, es versäumt, die Rellinger Verwaltung zu informieren.

Erst Anfang vergangenen Jahres wurde dann klar, dass auch die Polizei den Standort nutzt. Danach mussten sich die Rellinger 2018 nur noch um drei Fahrzeuge am Stawedder kümmern. Mit den anderen defekten Autos beschäftigte sich die Polizei.