Holm. Ehemaliger Schweizer Botschafter in Georgien und seine Frau, eine Friedensaktivistin, gründen einen Kunsthof in Holm. Ein Besuch.

Ein neues Zentrum für Malerei und Bildhauerei im Kreis Pinneberg haben Maren Haartje und Günther
Baechler mit ihrem Kunsthof in Holm geschaffen. Nicht nur die großen Räume mit den hohen Wänden machen das Gebäude an der Hetlinger Straße zu einem hervorragenden Ort, um Kunst zu präsentieren. Auch die Geschichte des reetgedeckten Bauernhauses, das Umfeld und das Ambiente sind einmalig. In der 13. Generation ist das reetgedeckte Bauernhaus im Besitz der Familie. „Es wurde immer darauf geachtet, nichts im Umfeld des Hauses zu verändern“, erklärt Günther Baechler. So sind etwa die „Knubbelsteine“ der Auffahrt noch die Originale, wie sie im 18. Jahrhundert verlegt worden sind. Für die beiden ist der Kunsthof „das ideale Projekt“ nach dem Abschied vom Berufsleben.

Es war ein langer Weg rund um den Globus von der ersten Begegnung der beiden am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik in Hamburg bis zum Kulturhof im Kreis Pinneberg. Die Holmerin war 1986 Assistentin des damaligen Institutsleiters und Architekten der Brandtschen Ostpolitik, Egon Bahr. Baechler kam ursprünglich aus Basel, hatte ein Lehrerstudium für Kunst und Kunstgeschichte absolviert. Doch er kehrte der Schule und der Malerei den Rücken, studierte noch einmal Politikwissenschaft, Geschichte und Internationale Beziehungen an der Freien Universität Berlin und ging als junger Wissenschaftler an das einst von General a.D. Wolf Graf von Baudissin, dem Vater der inneren Führung der Bundeswehr, gegründete Institut nach Hamburg.

Ehepaar gründete 1988 Schweizerische Friedensstiftung

Zurück in seinem Heimatland gründete das Ehepaar 1988 die Schweize­rische Friedensstiftung, heute Swisspeace genannt, dessen Leiter Baechler bis 2000 war. Eine Ausbildung zum Mediator in den USA – quasi als Nebenprodukt wurde Baechler im Jahr 2000 Gründungspräsident des Schweizerischen Dachverbandes für Mediation – war eine Voraussetzung für die ab 2001 folgende Arbeit für das Schweizer Außenministerium.

Am Friedensprozess in Nepal sowie Gesprächen über ein UN-Mission im Sudan war er beteiligt. 2010 schickte ihn die Schweiz als Botschafter nach Georgien. Nach dem Kaukasuskrieg 2008 hatten Russland und Georgien ihre diplomatischen Beziehungen abgebrochen. Gespräche zwischen den beiden Saaten liefen danach über die Schweiz. Baechler moderierte bis zu seinem Ruhestand im Sommer 2018 eine ganze Reihe von Gesprächen, unter anderem auch im Rahmen der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).

Aktuell ist Maren Haartje wieder in Georgien aktiv

Maren Haartje wollte während dieser Zeiten im Ausland keine treu sorgenden Gattin an der Seite des Diplomaten sein, sondern sich und ihr Wissen einbringen. So schaffte sie es als Projektmanagerin für die Nicht-Regierungsorganisation „PeaceWomen Across the Globe“ mit der internationalen Kampagne „1000 Frauen für den Frie­dens­nobelpreis 2005“ auf die Shortlist de Nobelpreises. Der Preis ging damals an die an die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) und ihren Generaldirektor Mohamed El Baradei für den Einsatz der Uno-Organisation für die Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen.

Aktuell ist Maren Haartje gerade wieder in Georgien, wo sie zwei Projekte mit initiiert hat und auch nach dem Abschied ihrs Mannes weiter betreut. Dabei kümmert sie sich um die Dorfentwicklung sowie den ökologische Umbau von landwirtschaftlichen Genossenschaften.

„Ich will anknüpfen, wo ich mal war“, blickt Baechler in seine Zukunft auf dem Kunsthof. Er will zurück an die Staffelei. Das denkmalgeschützte Gebäude soll nicht nur für drei, vier Ausstellung im Jahr geöffnet werden, wobei sich Maren Haartje um Organisation und das Bewerben der Veranstaltungen kümmert. Es soll dem Schweizer auch als Atelier dienen. Er studierte einst an der Kunsthochschule Basel, unter anderem bei Professor Lenz Klotz. Der fühlte sich wie einige seiner Kollegen der Bündner Schule verpflichtet, die stark von dem weltberühmtem Bildhauer Alberto Giacometti beeinflusst wurde. Linien und geometrische Figuren spielen bei den Vertretern dieser Malschule eine große Rolle. Und sie arbeiten stark in der Abstraktion.

Mittelformatige Arbeiten aus der Studienzeit und große Leinwände

Und so finden sich derzeit im Kunsthof nicht nur ein paar mittelformatige Arbeiten von Baechler aus seiner Studienzeit an den Wänden. Auf einer Staffelei steht auch ein etwa zwei mal zwei Meter große Leinwand. „Ich habe so viele Eindrücke bei meiner Arbeit mitgenommen und die will ich in meiner Malerei jetzt einbringen“, sagt der Künstler. Zu dem übermannsgroßen Gemälde haben ihn seine Erinnerungen an den Völkermord in Darfour gebracht. Baechler: „Das treibt mich um.“