Kiel. Umweltminister Jan-Philipp Albrecht (Grüne) hat die Abschussfrist für den Wolf mit der Kennung „GW 924m“.

Jäger bekommen vier Wochen mehr Zeit, den Problemwolf aus dem Kreis Pinneberg abzuschießen. Schleswig-Holstein wird die am heutigen Donnerstag auslaufende Abschussgenehmigung für das Tier mit der Kennung „GW 924m“ bis Ende März verlängern. Zugleich sollen die Jäger technisch aufrüsten. Das kündigte Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) am Mittwoch an.

Die Abschussgenehmigung war Ende Januar erteilt worden. Bislang ist es nicht gelungen, das Tier zu erlegen. Unter den Schafhaltern in den Kreisen Pinneberg und Steinburg – dort geht der Wolf hauptsächlich auf Jagd – steigt unterdessen die Verärgerung über den ausbleibenden Jagderfolg. Darauf hat das Ministerium nun reagiert. „Sollte es bis Donnerstagabend nicht gelingen, den Problemwolf zu entnehmen, werden wir in die nächste Phase dieses Vorgangs eintreten und die Bemühungen zum Abschuss weiter verstärken“, sagte Al­brecht.

Dann könnten möglicherweise auch Nachtsichtgeräte oder andere Technik, die das Jagen in der Dunkelheit erleichtert, zum Einsatz kommen. Sollte es auch in den kommenden vier Wochen nicht zum Abschuss kommen, will das Ministerium weitere Optionen prüfen. So könnten mehr Jäger einbezogen und das Bejagungsgebiet erweitert werden.

Dank an die Jäger

Der Grünen-Politiker dankte den Jägern für ihr Engagement. Er bedauere, dass deren „Arbeit und Anonymität aufgrund unbedachter Äußerungen von Einzelnen wiederholt gefährdet wird“. Die Genehmigungen für den Abschuss von zwei Problemwölfen in Schleswig-Holstein und Niedersachsen hatte auch Kritik ausgelöst. Der Verein Wolfsschutz-Deutschland bezeichnete die Genehmigungen als widerrechtlich. Nach Ansicht der Umweltschutzorganisation WWF Deutschland widerspreche die vom nördlichsten Bundesland erteilte Abschussgenehmigung bundesweiten Empfehlungen.

Bisher hatten die beauftragten Jäger in Schleswig-Holstein mit Fotofallen und anderen Geräten die Spur des Wolfes in dem betroffenen Gebiet verfolgt und versucht, das Tier vor die Flinte zu bekommen. Eine Möglichkeit des Abschusses hatte sich allerdings nicht ergeben. Die Jäger bekamen das Tier nicht zu Gesicht. Allerdings tappte der Wolf nach Auskunft des Ministeriums in die zahlreich aufgestellten Fotofallen, es gibt also mittlerweile Bilder von dem Tier.

Der bislang ausgebliebene Jagderfolg ist offenbar nicht nur dem Wolf zuzuschreiben, der sich in einem ziemlich großen Gebiet bewegt, sondern auch den Menschen. „Die Chance, ein bestimmtes, scheues und intelligentes Tier zu erlegen, wird durch die Aktivität von unterschiedlichsten Personen an den Sichtungsorten des Wolfs nicht unbedingt gesteigert“, sagte Albrecht. „Wir haben von Anfang an gesagt, dass eine Entnahme einige Zeit in Anspruch nehmen kann.“ Auch für geübte Jäger sei eine Wolfsjagd alles andere als alltäglich.

Vier Wölfe dauerhaft angesiedelt

Im nördlichsten Bundesland haben sich mittlerweile wahrscheinlich vier Wölfe dauerhaft angesiedelt. Zuletzt gab es auch aus Dithmarschen Berichte über vermehrte Schafsrisse. Für acht Fälle dort zwischen dem 12. und 29. Januar ist laut Ministerium ein neuer Wolf aus Dänemark verantwortlich.

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    Die Kreise Dithmarschen, Pinneberg, Steinburg und Segeberg hat das Ministerium zu Wolfspräventionsgebieten erklärt. Dort gelten ab dem 15. März besondere Voraussetzungen für die Gewährung von Ausgleichszahlungen bei Wolfsrissen. „Das Ministerium fördert geeignete Präventionsmaßnahmen wie beispielsweise die Anschaffung von Zaunmaterial oder Herdenschutzhunden zu 100 Prozent“, sagte Albrecht. Ausgleichszahlungen seien künftig aber nur noch möglich, wenn die Halter ausreichenden Schutz für ihre Tiere nachweisen können.

    Mehrere Kreise sind „Wolfspräventionsgebiet“

    Den letzten bestätigten Riss eines Schafs durch den Problemwolf hatte es am 29. Januar gegeben. Danach wurden dem Wolfsmanagement bis zum 17. Februar weitere 27 gerissene Schafe gemeldet – das sind mehr als im Vergleichszeitraum des Vormonats. Es ist noch nicht klar, wie viele davon dem Wolf zuzuordnen sind.

    Albrechts Kurs ist auch innerhalb der „Jamaika“-Koalition aus CDU, Grünen und FDP nicht unumstritten. Der agrar­politische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Oliver Kumbartzky, sagte: ,,Die Verlängerung der Entnahmegenehmigung ist eine Möglichkeit, um den Pinneberger Wolf doch noch zu erlegen.“ Auch die geplante Ausweisung von weiteren Präventionsgebieten habe die FDP zur Kenntnis genommen. Kumbartzky weiter: „Auch die Frage nach der Aufnahme des Wolfes ins Bundesjagdrecht stellt sich immer drängender.“ Damit stellt er sich gegen den Minister, der die Aufnahme ablehnt. mit Material von dpa