Helgoland/Pinneberg. Am 18. Februar wäre Peter Botter 100 Jahre alt geworden. Er prägte als Bürgervorsteher und Kommunalpolitiker die Geschichte der Insel.
Zu den Helgoländern, die ihre Insel in den Wirren des 20. Jahrhunderts maßgeblich mitgeprägt haben, gehört Peter Hinrich Botter. Am 18. Februar 2019 jährt sich sein Geburtstag zum 100. Mal. Anfang 1919 ist er das erste Kind, das nach der ersten Evakuierung Helgolands zu Beginn des Ersten Weltkrieges und der Rückkehr der Zivilbevölkerung Ende 1918 auf der Insel geboren wurde.
Es herrschten damals unruhige Zeiten. Die Weimarer Republik hatte sich gegründet, die Sieger des Krieges legten im Versailler Vertrag fest, dass die Entmilitarisierung des Deutschen Reiches zügig vorangetrieben werden sollte. Das galt auch für die Insel Helgoland. Viele Militäranlagen und große Teile des Südhafens wurden geschleift. Die Rezession und die galoppierende Inflation erschwerten das Leben auf der Insel zusätzlich.
Seine Frau fand Botter nach dem Krieg in Wedel wieder
Die Familie Peter Botters wuchs um vier weitere Geschwister. Nach Beendigung der Regelschulzeit war klar, dass die christliche Seefahrt das Ziel seines beruflichen Werdeganges sein sollte. Er begann eine Ausbildung zum Fischer.
Die Zeiten änderten sich, die Nationalsozialisten übernahmen die Macht, Die Insel Helgoland sollte in dieser Zeit noch eine besondere Rolle spielen. Peter Botter war jung, arbeitete in der Inselfischerei und nebenbei als Auslieferer von Waren an die Hotels und gastronomischen Betriebe. Im Gegensatz zu heute mussten alle diese Tätigkeiten mit Muskelkraft und schweren Handwagen erledigt werden. Waren für das Oberland wurden regelmäßig mit einem Tragebaum über die Haupttreppe dorthin gebracht.
Im Jahr 1938 wurde Peter Botter zum Reichsarbeitsdienst einberufen und ein Jahr später bei Kriegsbeginn zur Wehrmacht eingezogen. Zunächst zum Heer, später dann zur Marine. Auf der Steuermannsschule in Gotenhafen erhielt er sein Rüstzeug für die militärische Seefahrt und war anschließend auf einem Sperrbrecher an der französischen Atlantikküste eingesetzt.
Im April 1942 heiratete er seine Anneliese in Altona. Sie zogen nach Helgoland. Die Insel schien mehr Sicherheit zu bieten als die Großstadt Hamburg – ein Trugschluss, wie Peter Botter feststellen musste. Nach Ende des Krieges kam er in Kriegsgefangenschaft, wurde 1946 entlassen. Doch die Insel war zerstört durch den großen Bombenangriff am
18. April 1945. Die Zivilbevölkerung war in Sicherheit gebracht worden.
Botter fand seine Frau und damals zwei Kinder letztlich in Wedel wieder. Dort fand er schnell Arbeit bei einem Fuhrunternehmen, charterte später einen Fischkutter in Glückstadt. Mit seinem Vater Hinnerk und seinen Brüdern fuhren sie gemeinsam Richtung Helgoland, um zu fischen. Nach der Freigabe der Insel am 1. März 1952 für den Wiederaufbau gab es für ihn nur eine Entscheidung: „Auf nach Helgoland und die Insel wiederaufbauen!“.
Im März 1955 kehrten auch seine Frau und nunmehr drei Kinder auf die Insel zurück. Für 1956 wurden Wahlen zum Gemeinderat angesetzt. Peter Botter engagierte sich zunächst in einer Wählergemeinschaft und wurde 1956 in die Gemeindevertretung gewählt.
Aufgrund von Vorschriften im Landeswahlgesetz durften ab 1959 nur noch politische Parteien in die Gemeindevertretung gewählt werden. Peter Botter gründete mit seinen Mitstreitern den SPD-Ortsverein auf Helgoland, und die SPD wurde stärkste Fraktion in der Gemeindevertretung. Er wurde zum Bürgervorsteher gewählt. Gemeinsam mit Christdemokrat Henry Peter Rickmers, dem damaligen Bürgermeister, setzte er sich für die Interessen seiner Heimatinsel ein. Eine große Aufgabe, denn der Wiederaufbau der Insel war in vollem Gange, und viele Verhandlungen waren zu führen.
Abgeordneter im Kreistag und Ehren-Bürgervorsteher
Hauptaufgabe war dabei, Kreis- und Bundesbehörden davon zu überzeugen, die Kassen zu öffnen, damit weiteres Fördergeld Richtung Insel fließen konnten. Trotz unterschiedlicher politischer Auffassung zogen H. P. Rickmers und P. H. Botter an einem Strang und konnten sehr viel für die Inselgemeinschaft erreichen. Botter saß ab 1961 auch im Kreistag von Pinneberg und hat dort maßgeblich die Interessen der Inselbevölkerung vertreten. Das Amt des Bürgervorstehers übte Peter Botter 22 Jahre aus, legte das Amt zu dem Zeitpunkt nieder, als sein Schwiegersohn Klaus Degenhardt das Amt des hauptamtlichen Bürgermeisters 1981 übernahm.
Für sein kommunalpolitisches Wirken ehrte die Gemeindevertretung Helgoland ihn 1985 mit der Verleihung des Titels „Ehren-Bürgervorsteher“ und dankte ihm damit für sein Engagement. Sein Wirken wurde durch die Verleihung der Freiherr-vom-Stein-Medaille, des Bundesverdienstkreuzes und des Bundesverdienstkreuzes am Bande in besonderer Weise gewürdigt. Peter Hinrich Botter starb am 22. Februar 1987, kurz nach seinem 68. Geburtstag. Er wurde unter großer Beteiligung der Inselbevölkerung beigesetzt.
*Peter Hinrich Botters zwei nach der Rückkehr auf die Insel Helgoland geborenen Söhne sind in seine Fußstapfen getreten und haben auch im Sinne ihres Vaters die Geschicke der Insel weitergeführt: Peter Friedrich Botter als Gemeindevertreter und Bürgervorsteher, Frank Botter als hauptamtlicher Bürgermeister. Ihre politischen Wege sind geprägt vom Vorbild ihres Vaters. Frank Botter hat die Geschichte seines Vaters aufgeschrieben.