Wedel. Pächter Rene Grassau sucht Mitstreiter für einen Verein und Exponate, die den Kalten Krieg veranschaulichen. Treffen am 30. Januar.

Wedel könnte bald um eine Attraktion reicher werden. Nach den Plänen des Wedeler IT-Unternehmers Rene Grassau könnte aus dem Wedeler Bunker schon zum Jahresende ein Museum werden. Für den Aufbau sucht er über Facebook Leute, „die schon immer mal ein Museum aufbauen wollten“. Ein erstes Treffen ist für Mittwoch, 30. Januar, im Bunker an der Pinneberger Straße geplant. „Bislang habe ich 14 Zusagen und 140 Interessierte“, sagt Grassau, der den Bunker gepachtet hat. Kommen genügend Mitstreiter zusammen, möchte er einen Verein gründen.

Der Bunker soll in seiner Nutzung erweitert werden: Zusätzlich zu Proberäumen für Bands und Lagermöglichkeiten ist geplant, Exponate aus der Zeit des Kalten Krieges sowie aktuelle Kunst von Künstlern aus der Umgebung auszustellen. Dafür sucht Grassau Exponate und ehrenamtliche Helfer. „Der Bunker Wedel ist ein stummer Zeitzeuge einer Epoche, die bei vielen von uns in Vergessenheit geraten ist, oder die viele nicht mehr selbst erlebt haben: die Epoche des Kalten Krieges.“

1975 Einweihung als „Hilfskrankenhaus Wedel“

Der Bunker Wedel wurde als Hilfskrankenhaus konzipiert, und in den Jahren 1965 bis 1975 gebaut. Im Jahr 1975 wurde der Bunker offiziell als „Hilfskrankenhaus Wedel“ eingeweiht, und stand seitdem als Ausweichkrankenhaus im Falle eines ABC-Angriffs mit etwa 1700 Patientenbetten zur Verfügung. Innerhalb von 48 Stunden hätte das Hilfskrankenhaus den Betrieb aufnehmen können.

So haben die Operationssäle unter dem Wedeler Johann-Rist-Gymnasium ausgesehen.
So haben die Operationssäle unter dem Wedeler Johann-Rist-Gymnasium ausgesehen. © HA

Die unterirdischen Räume, deren bis zu 50 Zentimeter dicke Stahlbetonwände atomarer Strahlung und Gefährdungen durch biologische und chemische Angriffen hätten standhalten sollen, wird durch eine Luftschleuse betreten. Sie führt in den sogenannten Dekontaminierungsraum, in dem die Menschen sich hätten ausziehen und ihre Kleidung in einen Kleidungsschacht hätten werfen müssen. Auch wären ihnen die Haare abrasiert worden, und die oberste Hautschicht hätte entfernt werden müssen – unter Einsatz einer Wurzelbürste in der kalten Dusche. Glücklicherweise musste das Hilfskrankenhaus nie in Betrieb genommen werden. Bis auf eine Übung 1975 und eine Umfunktion als Quartier für Großeinsätze der Polizei in Hamburg und Schleswig-Holstein Ende der 70er- und Anfang der 80er-Jahre wurden die Räume nicht genutzt.

So haben die Bunker-Krankenzimmer ausgesehen. Sie mussten nie in Betrieb genommen werden.
So haben die Bunker-Krankenzimmer ausgesehen. Sie mussten nie in Betrieb genommen werden. © HA

2014 begann Grassau auf eigene Kosten mit umfassenden Instandhaltungs- und Renovierungsarbeiten. Die gesamte Fläche wurde entwässert und von Schimmel befreit, strenge Brandschutzauflagen wurden umgesetzt. „Bei den Arbeiten wurde sehr genau darauf geachtet, einzelne Räume wie das in sich abgeschlossene Luftreinigungssystem, die Diesel-Stromaggregate, einzelne Krankenzimmer und OP-Räume zu erhalten, und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen“, sagt Grassau. Insgesamt 600.000 Euro habe er investiert. Seit 2016 wird ein Großteil des Bunkers durch seine Firma Grassau GmbH als Lager- und Probenräume vermietet. „Mittlerweile hat sich dort ein reges Bandleben entwickelt“, sagt er. Die Hilfsgüter für Flüchtlinge, die dort lagerten, sind mittlerweile wieder raus.

Originale Gegenstände, Schriften und Fotos gesucht

Er möchte gerade in den heutigen Zeiten, in denen nationale und separatistische Tendenzen weltweit zunähmen, den stummen Zeitzeugen Hilfskrankenhaus Bunker Wedel und die damalige Bedrohung durch einen ABC-Krieg in Erinnerung rufen. „Wir suchen nach originalen Gegenständen, Schriften und Fotos aus der Epoche des Kalten Krieges, die als Leihgabe oder als Spende in den Räumlichkeiten des Bunker Wedel ausgestellt werden können“, sagt er. „Zusätzlich möchten wir Künstlern die Möglichkeit geben, ihre Kunst auszustellen, und so dem Bunker weiter ein lebensnahes Image zu verleihen.“

Über den Notstromgenerator wäre das unterirdische Krankenhaus mit Strom versorgt worden.
Über den Notstromgenerator wäre das unterirdische Krankenhaus mit Strom versorgt worden. © HA

Der Verein Hamburger Unterwelten hatte in der Vergangenheit auch im Wedeler Bunker Führungen angeboten, diese aber aus dem Programm genommen. „Die Umbauarbeiten erlaubten aus Sicherheitsgründen keine Besichtigungen. Aber auch die Einlagerung von den Hilfsgütern in vielen Räumen bis unter die Bauwerksdecke, auch und vor allem in den noch erhaltenen und spannenden Technikräumen, würden zudem eine Führung wenig ergiebig machen“, heißt es auf deren Internetseite. Und weiter: „Die Umbauarbeiten führen einerseits dazu, dass viel von dem ursprünglichen Charme der Anlage verloren ging, da beispielsweise alle Lüftungskanäle abmontiert wurden oder in den langen Fluren Brandschutzmauern eingezogen werden mussten, aber andererseits ist die Anlage nun völlig trocken und geruchslos. Ebenso förderten die Arbeiten zum Beispiel an den Notausstiegen - neue und sehr interessante Aspekte zutage.“ Darüber werde bei künftigen Führungen zu berichten sein.

Infos zum ersten Treffen:

Wer möchte mithelfen, den Wedeler Bunker in ein Museum zu verwandeln? Rene Grassau sucht noch Mitstreiter. Ein erstes Treffen ist für Mittwoch, 30. Januar, 19 bis 22 Uhr, im Bunker in der Pinneberger Straße 23–27 einberufen. Auch weitere Exponate, die den Kalten Krieg veranschaulichen, werden noch gesucht. Kontakt unter Telefon 040/81 20 00.