Kreis Pinneberg. Usutu-Epidemie im vorigen Sommer hatte die Zahl drastisch reduziert. Nabu ruft auf zur Zählung „Stunde der Wintervögel“ am Wochenende.

Wer sich fürs neue Jahr vorgenommen hat, etwas für den Naturschutz zu tun, kann den Vorsatz in Kürze in die Tat umsetzen: Vom 4. bis 6. Januar findet die „Stunde der Wintervögel“ statt. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) hofft auf möglichst viele Teilnehmer bei der bundesweiten Vogelzählung.

„Mit besonderer Spannung erwarten wir die Ergebnisse für die Amsel, auf die die Usutu-Epidemie des vergangenen Sommers eine große Auswirkung haben könnte“, so Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Die Viruserkrankung habe bei Amseln vor allem in Norddeutschland zu einem regelrechten Massensterben geführt. Ein milder Winter könnte allerdings auch dafür sorgen, dass viele Amseln im Land bleiben und nicht wegziehen. Die gemeldeten Zahlen könnten dann höher als erwartet ausfallen, so Miller.

Eine Beobachtung, die Abendblatt-Leser bestätigen können. „Von den bei uns früher heimischen 14 Amseln gab es in unserem Garten und auch in der Nachbarschaft nach dem Usutu-Virus drei Monate lang keine einzige Amsel“, sagt Sigrun Hartung aus Wedel. Seit etwa drei Monaten hätten sich wieder mehrere Amseln, („vielleicht aus dem nahen Klövensteen“) an beiden Futterstellen ihres Gartens angesiedelt. Sie kämen allerdings sehr selten zusammen, sondern getrennt zu zweit oder zu dritt.

Olaf Wuttke aus Wedel konnte erst Ende November wieder eine Amsel in seinem Garten begrüßen, „mittlerweile sind es schon mehrere, die sich an meinen angebratenen Haferflocken, an Rosinenkranz und Apfelhälften laben“.

Doch die Amsel ist nicht der einzige Vogel, der Naturschützern Sorgen macht. „Die Art, die bei der Wintervogelzählung über die Jahre am stärksten abgenommen hat, ist der Grünfink“, sagt Nabu-Vogelschutzexperte Ingo Ludwichowski. 2018 konnten bundesweit nur noch etwa 45 Prozent des Bestandes von 2013 festgestellt werden. Hauptgrund dafür sei das Grünfinkensterben, ausgelöst durch den Parasiten Trichomonas gallinae, der besonders an sommerlichen Vogelfutterstellen von Vogel zu Vogel übertragen werde. „Hier erwarten wir leider, dass sich der Negativtrend fortsetzt.“

Die „Stunde der Wintervögel“ ist Deutschlands größte wissenschaftliche Mitmachaktion und findet bereits zum neunten Mal statt. Mitmachen ist ganz einfach: Eine Stunde lang werden die Vögel am Futterhäuschen, im Garten, auf dem Balkon oder im Park gezählt und dem Nabu gemeldet. Von einem ruhigen Beobachtungsplatz aus wird von jeder Art die höchste Anzahl notiert, die im Laufe einer Stunde gleichzeitig zu beobachten ist. Die Beobachtungen können bis 15. Januar unter www.
stundederwintervoegel.de gemeldet werden. Zudem ist für telefonische Meldungen am 5. und 6. Januar jeweils von 10 bis 18 Uhr die kostenlose Rufnummer 0800/115 71 15 geschaltet. Das „pure Interesse und die Freude an der Vogelwelt“ reichen laut Nabu zur Teilnahme aus, eine besondere Qualifikation sei für die Wintervogelzählung nicht nötig.

An der letzten großen Vogelzählung im Januar 2018 beteiligten sich bundesweit mehr als 136.000 Menschen. Der Haussperling ergatterte damals den Spitzenplatz als häufigster Wintervogel in Deutschlands Gärten – vor Kohlmeise und Blaumeise.

Führung zur Stunde der Wintervögel, Wedeler Autal, So 6.1., 10 Uhr, Nabu, Treffpunkt: S-Bahnhof Wedel, Ausgang zu den Bussen