Quickborn. Frank Lindner soll den Schenefelder Boxer Tunahan K. umgebracht und weitere Mordanschläge begangen haben. Ermittlungen laufen weiter.
Ein Quickborner als Serien-Killer? Einer, der ohne Skrupel für Geld mordet, der gewissenlos gegen Bezahlung Leuten als letzte Warnung eine Kugel ins Knie jagt? Ein Verdacht, der ungeheuerlich klingt, der aber im Fall Frank Lindner Realität geworden sein könnte. Seit Januar bemüht sich die Mordkommission Itzehoe, Licht ins Dunkel zu bringen, den Kriminalfall des Jahres 2018 zu lösen. Ermittlungen, die sich als zäh und schwierig erweisen – und die laut Auskunft der Staatsanwaltschaft auch Ende des Jahres noch andauern. Ende? Mehr als ungewiss.
Der Mann, um den es geht, ist schon tot. Frank Lindner nimmt sich Ende Januar in der JVA Itzehoe das Leben, wo er seit dem 4. Januar einsitzt. Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei nimmt den 58-Jährigen an diesem Tag in Quickborn fest – wegen des Verdachts des Mordes. Am 23. November 2017 soll der Quickborner eine 76 Jahre alte Seniorin in ihrem Haus in Appen überfallen und so massiv auf die vermögende Frau eingeprügelt haben, dass sie drei Wochen später verstarb. Am Tatort war die Polizei auf die DNA des Quickborners gestoßen, der bereits mehrfach vorbestraft ist – etwa wegen versuchten Mordes.
Bevor Lindner seinem Leben ein Ende setzt, gesteht er den Überfall auf die Seniorin. Und er vertraut einem Zellennachbarn an, auf seinem gemieteten Grundstück am Harksheider Weg in Quickborn diverse Waffenverstecke angelegt zu haben. Die Ermittler sind elektrisiert – sie haben zu diesem Zeitpunkt den 58-Jährigen bereits wegen anderer Verbrechen im Visier. So war am 21. Juli 2017 die Leiche des Schenefelder Nachwuchsboxers Tunahan K. (22) in einem Waldstück an der A 7 gefunden worden. Der Fundort liegt wenige Hundert Meter vom Wohnhaus Lindners entfernt, der 2012 nach einer Haftentlassung nach Quickborn zog.
Am 23. Juni 2017 verschwand der Boxer. In der Nacht davor lauerte ein Mann dem in Wedel lebenden Trainer des Schenefelders auf – und schoss dem 37-Jährigen vor seinem Haus eine Kugel ins Knie. Eine Tat, die ebenfalls Lindner zugeschrieben wird. Um herauszufinden, was er alles getan hat, startet die Polizei Ende Januar eine beispiellose Aktion. Ein Großaufgebot rückt mit schwerem Gerät auf dem 5000 Quadratmeter großen Grundstück an, das einer Müllhalde gleicht, und macht dort Tabula Rasa.
Mit Hilfe eines Baggers sowie von Schaufeln heben die Beamten riesige Löcher aus. Schnell machen Gerüchte die Runde, dass auf dem Areal nach mehreren Leichen gesucht wird. Tatsächlich suchen die Ermittler nach Waffen und nach Munition. Dafür machen sie auch Kleinholz aus dem alten Bungalow, in dem Lindner lebte. Die Wände des Gebäudes werden aufgestemmt, der hölzerne Wintergarten eingerissen. Das Betonfundament der Terrasse, das der 58-Jährige erst kurz vor seinem Tod geschüttet hat, wird per Bagger und Meißel zerkleinert, um darunter liegende Hohlräume inspizieren zu können.
Die Suche dauert mehrere Tage. Sie wird Anfang März fortgesetzt – und die Beamten nehmen noch ein Nachbargrundstück dazu, dessen Bewohner kurzzeitig als Komplize des Quickborners gilt. Dieser Verdacht bestätigt sich nicht. Dafür gerät Lindner später unter Verdacht, auch zwei Mordanschläge auf Motorradrocker in Hamburg begangen zu haben. Einiges an Beweismaterial wird auf Lindners Grundstück gefunden. Ende März strahlt das ZDF in der Sendereihe „Aktenzeichen XY ungelöst“ einen Beitrag über den Killer und den Mord an dem Nachwuchsboxer aus. Welche Verbrechen die Ermittler Lindner tatsächlich nachweisen können, wer seine Auftraggeber und Kontaktpersonen sind, das bleibt bis heute unbekannt.