Schenefeld . Hausnummern-Adventskalender: An Tag 20 gibt Tenor und Gesangslehrer Markus Richter aus Schenefeld Tipps für ein harmonisches Fest
Markus Richter legt seine Hände auf die Klaviatur des Flügels, räuspert sich und spielt die ersten Akkorde. „We’re walking in the air, we’re floating in the moonlit sky“, beginnt er zu singen. Es sind die ersten Takte seines Lieblingsweihnachtsliedes „Walking in the Air“ aus dem Film „The Snowman“, geschrieben von Aled Jones. Richter ist Tenor und Gesangslehrer, gemeinsam mit zwei Musiklehrern betreibt er das Trio-Musikhaus in Schenefeld. Die Antwort auf die Frage, warum gerade „Walking in the Air“ sein Lieblingsstück ist: „Es ist so schön weihnachtlich und dennoch unweihnachtlich. Man fühlt sich sofort heimelig und geborgen, aber es ist mal was anderes als das ewige ,Schneeflöckchen Weißröckchen‘.“
Entscheidend für den Erfolg ist der Spaß
Im Laufe seiner Karriere hat der 48-Jährige mutmaßlich alle Weihnachtslieder gespielt und gesungen, von „Oh Tannenbaum“ über „Last Christmas“ bis eben hin zu „Walking in the Air“. Es hänge vor allem vom Alter der Gesangsschüler ab, ob in der Adventszeit auch weihnachtliche Stücke geprobt werden. „Kleinere Kinder begeistern sich sehr für klassische Weihnachtslieder, bei den Jugendlichen hört das plötzlich auf“, sagt Richter. Bei vielen sei die Hemmung einfach zu groß, vermeintliche Kinderlieder zu singen. Dabei existieren Weihnachtslieder in nahezu allen Genres. „Es gibt wahrscheinlich kein Ereignis, das mit so vielen Liedern bedacht wurde wie Weihnachten. Egal ob klassisch, Pop, Jazz oder Musical – eigentlich ist für jeden was dabei.“ Die große Begeisterung entflamme aber meist erst wieder im Erwachsenenalter: „Viele verbinden weihnachtliche Musik mit Familie und ihrer Kindheit, deshalb freuen sie sich das ganze Jahr darauf, endlich wieder Weihnachtslieder singen zu können“, so Richter.
Um das Weihnachtssingen an Heiligabend so erfolgreich wie möglich zu gestalten, empfiehlt der Gesangslehrer möglichst wenig Konventionen: „Man sollte das Ganze nicht zu weit aufblasen. Wenn erst der Lieblingspulli angezogen werden muss und ja auch alle Kerzen am Weihnachtsbaum brennen müssen, dann wird das zu einer Vorführung“, erklärt er. Gerade Kinder sollten nicht wie bei einem Konzert vor die Familie gestellt werden. „Dadurch steigt die Erwartung, während der Spaß am Singen schwindet. So ist die Aufregung groß, und man vergisst schneller seinen Text oder singt viel zu schnell.“
Am besten sei es, wenn alle zusammen singen. Das lasse sich auch gut aufteilen. „Eine Möglichkeit wäre, dass alle Männer die erste Strophe singen, alle Frauen die zweite, und den Refrain singen alle zusammen. Oder man teilt das in Altersgruppen auf. Der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt“, schlägt der Gesangslehrer vor. Ob dann die Töne sitzen, sei eher zweitrangig. Am wichtigsten sei, dass zwischendurch gelacht und gescherzt werde. Je lockerer die Runde, desto besser für den Weihnachtsabend. Dadurch würde das Weihnachtssingen zu einer gemeinsamen Aktion, keiner fühle sich vorgeführt oder gar blamiert. „Es sollte einfach fließen, der Spaß kommt von ganz allein. Und jeder, der singt, sollte sich einfach fallen lassen“, sagt der Tenor.
Ein ,Lalala‘ ist absolut keine Blamage
Dabei sei auch im Text keine Perfektion nötig: „Wenn ich eine Textzeile vergesse, dann singe ich einfach ,Lalala‘, es geht ja einfach nur um den Spaß und nicht darum, der nächste Erfolgssolist zu werden. Häufig fällt eine vergessene Passage gar nicht erst auf.“ Außerdem: Wer Spaß am Singen habe, mache auch weniger Fehler: „Das liegt daran, dass wir uns einfach wohler fühlen und weniger gestresst sind.“ Viele Weihnachtslieder seien aber ohnehin so geschrieben, dass sich Text und Melodie leicht merken ließen und in einer angenehmen Tonlage lägen. Toll sei es natürlich auch, wenn einer in der Familie ein Instrument spielen könne. „Das gibt dem Heiligabend noch eine besondere Atmosphäre“, meint Markus Richter. Auch dann komme es nicht darauf an, dass jeder Takt perfekt sitzt.
„Mit Spaß vergeht auch die Zeit ganz schnell“, so der Musiklehrer: „Auch ich singe jedes Weihnachten mit Familie und Freunden. Häufig machen wir das länger als eine Stunde und haben hinterher immer das Gefühl, wir hätten nur zehn Minuten musiziert“. In seiner Kindheit habe er Sänger allerdings gar keine Weihnachtslieder gesungen. Die Vorfreude auf die Lieder in der Adventszeit sei erst durch die Arbeit mit seinen Gesangsschülern gekommen. Die täten sich häufig auch zusammen, wenn sie dieselben Lieder singen wollen. „Da sieht man wieder, wie sehr das Singen in der Gemeinschaft Freude bereiten kann“, sagt Richter.
Und wer noch nicht weiß, welches Lied zu Weihnachten gesungen werden soll, dem legt Markus Richter „Walking in the Air“ ans Herz.