Wedel . Deutlich weniger Wohnungen sollen auf ehemaligen Tankstellen-Areal Rissener Straße entstehen. Erstmals Gestaltungsbeirat beschlossen.

Ein Investor, der freiwillig auf 150 Wohnung verzichtet? Genau das ist gerade bei einem Bauprojekt in Wedel passiert. Vor knapp einem halbem Jahr stellte der Konzern Bonava seine Pläne für das sehr präsent gelegene Grundstück einer ehemaligen Tankstelle an der Rissener Straße vor.

Wie berichtet, wollte die Bonava Wohnbau GmbH bis zu 250 Wohnungen auf dem 5700 Quadratmeter großen Gelände errichten. Die kürzlich erneut den Politikern vorgestellten Pläne sehen ganz anders aus: Eine deutlich luftiger gestaltete Bebauung, weniger hoch und nur noch 100 Wohneinheiten umfassend. Der so abgespeckte Plan des Investoren überraschte die Politiker.

Ursprünglich sollte auf dem Areal, das kurz hinter dem Gewerbegebiet und zwischen der Rissener Straße sowie den S-Bahn-Gleisen liegt, ein städtebauliches Ausrufezeichen gesetzt werden. Von einem baulichen Hochpunkt, der den Eingang zur Stadt markieren soll, war mehrfach die Rede von Seiten der Politik und der Verwaltung. In der Regel freuen sich Investoren über solche Aussagen. Wird das Geschäft doch deutlich lukrativer, wenn das erworbene Grundstück auch mehr bebaut werden darf.

Stefan de Werth von Bonava (l.) und Stefan Münzesheimer von Siebrecht Münzesheimer Architekten stellten die geänderten Pläne vor
Stefan de Werth von Bonava (l.) und Stefan Münzesheimer von Siebrecht Münzesheimer Architekten stellten die geänderten Pläne vor © HA

Was sich seither allerdings geändert hat, ist die Präferenz in der Stadtverwaltung. Im Rathaus ist man von der Idee abgerückt, an dieser Stelle einen Hochpunkt zu setzen. Vielmehr möchte man sich in Sachen Hochpunkt und Eingangstor in die Stadt nun auf ein anderes Grundstück konzentrieren, das vor sechs Monaten noch keine Rolle spielte.

Es geht um ein ehemaliges Gewerbegrundstück weiter vorn an der Rissener Straße. Dort, wo einst eine Diskothek, eine Autovermietung und ein Restaurant untergebracht waren und wo nun nach einem schweren Brand nur noch Reste des Gemäuers übrig sind, liegt heute die Fläche brach, und es wird über eine Nachnutzung debattiert. Klar ist, die soll deutlich anders aussehen als bislang.

„Diese Fläche sollte man als Eingang zu Wedel begreifen“, erklärt Wedels Bauamtschefin Gisela Sinz. Diese müsste man ausbilden. Ein städtebaulicher Hochpunkt auf dem Grundstück, auf dem Bonava plant, sei dagegen schwierig, weil auf absehbare Zeit gegenüber kein solcher Punkt entstehen könne. „Die Straße könnte kippen“, warnte Sinz.

30 Kleinstwohnungen für Studenten

Die neuen Bonava-Baupläne sehen nun fünf Baukörper vor, die drei bis sieben Geschosse aufweisen plus Staffel und in Richtung der S-Bahn-Gleise höher werden – , wo das Grundstück abschüssig ist. 30 Prozent der 100 Wohnungen sollen sozial gefördert werden, der Rest wären dann Miet- und Eigentumswohnungen.

Etwa 30 Kleinstwohnungen sind für Studenten und andere Nutzer vorgesehen. Zudem ist eine Tiefgarage geplant, und im Erdgeschoss soll eine Fläche geschaffen werden für eine Kita mit drei Gruppenräumen, die bis zu 60 Kindern Platz bieten könnte. Wenn es nach Bonava geht, könnten bereits 2019 die Bagger rollen. Dafür bedarf es allerdings einer Änderung des Bebauungsplans.

Der Rat sprach sich am Donnerstagabend für die Einleitung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans aus – und das einstimmig. Dabei gibt es noch zahlreiche Probleme zu klären. Lärm, Bodenbelastungen, Platz für ein mögliches zweites Gleis beziehungsweise einen zweiten Bahnhof: Die Politiker hatten viele offene Fragen. Sie wollten im vorherigen Planungsausschuss daher Beratungsbedarf anmelden und die Entscheidung vertagen.

Besonders in Pinneberg aktiv

Das schwedische Wort Bonava steht für Wohnen (bo) und Mittelpunkt (nava). Das Unternehmen bezeichnet sich selbst als eines der führenden Wohnungsbauprojektentwickler in Nordeuropa und Deutschland. Bonova gibt an, seit 2009 34.000 Wohneinheiten gebaut und verkauft zu haben. Der Umsatz betrug 1,43 Milliarden Euro. 1600 Mitarbeiter sind im Konzern tätig.

Im Kreis Pinneberg ist Bonava vor allem in der Kreisstadt Pinneberg aktiv. Hier wurden an der Moltkestraße sowie dem Düpenau Eck bereits Wohnkomplexe errichtet. In der Schloßstraße sind weitere Häuser im Bau. Zudem errichtet das Unternehmen in der Wilhelmstraße in Elmshorn mehrere Einfamilien- und Doppelhäuser.

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Das ärgerte besonders Kay Burmeister. Seit Jahren liege das Grundstück brach, seit Jahren werde darüber diskutiert. Gleichzeitig wäre der Bedarf nach Wohnraum und Kita-Plätzen hoch. „Wir werden in der Öffentlichkeit noch als Wohnungsverhinderer wahrgenommen“, warnte der Christdemokrat, der auch Vorsitzender des Planungsausschusses ist.

Der Kompromiss, der am Donnerstag auch die einstimmige Entscheidung möglich machte: Das Verfahren wird nun angeschoben. Gleichzeitig wird für das Projekt ein seit Jahren von der SPD geforderter Gestaltungsbeirat mit Vertretern von Verwaltung, Investoren, Politik und Fachleuchten eingerichtet, der auch die offenen Fragen klären soll. Bereits in der Sitzung des Planungsausschusses am 7. Januar soll Wedels neuer Gestaltungsbeirat erstmals vorstellt werden.