Kreis Pinneberg. Der LBS-Immobilienatlas offenbart drastischen Preisanstieg insbesondere in den Städten und Gemeinden nahe der Hamburger Grenze.
Viel Grün, ein beschaulicher Ortskern, die Milch vom Bauern um die Ecke und trotzdem die Metropole vor der Tür: Es kann so schön sein, im Kreis Pinneberg zu leben. Wer sich eine Immobilie zulegen will, der sollte allerdings etwas auf der hohen Kante haben oder sehr gut verdienen. Denn das kleine Häuschen oder die Eigentumswohnung im schicken Rellingen oder dem elbnahen Wedel ist nicht billig. Die Preise sind von Juni 2017 bis Juli 2018 erneut rasant gestiegen. Das geht aus dem neuen LBS-Immobilienmarktatlas der Bausparkasse Schleswig-Holstein-Hamburg hervor.
Bei den Bestandsimmobilien schießt die Gemeinde Rellingen schon länger den Vogel ab. Dort werden mit mehr als 3300 Euro pro Quadratmeter im Schnitt die höchsten Preise im gesamten Hamburger Umland verlangt. Ebenfalls teuer: Einfamilienhäuser in Wedel. Dort stieg der durchschnittliche Quadratmeterpreis von 2792 Euro im Sommer 2017 auf 3139 Euro in 2018. Das entspricht einer Preissteigerung von 12,4 Prozent binnen zwölf Monaten. Bei den Eigentumswohnungen im Städtchen an der Elbe gehen die Preise ebenfalls durch die Decke. Statt 2369 Euro Mitte 2017 werden durchschnittlich 2744 Euro pro Quadratmeter aufgerufen. Auch in Quickborn stiegen die Preise für Wohnungen aus dem Bestand laut Studie der Bausparkasse um rund 15 Prozent an.
Allerdings ist das Preisniveau bei verkauften Eigenheimen in Quickborn mit 2628 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche noch vergleichsweise niedrig, wenn die mit rund 3000 Euro pro Quadratmeter ebenfalls teureren Pflaster Schenefeld und Halstenbek zum Maßstab genommen werden. In Pinneberg lässt sich ein gebrauchtes Haus noch für durchschnittlich 2689 Euro erwerben. Doch steigen auch an der Pinnau die Preise, von Mitte 2017 bis Sommer 2018 um 11,3 Prozent. Die Eigentumswohnung schlägt in Pinneberg mit 1938 Euro pro Quadratmeter zu Buche, zwölf Monate zuvor wurden im Schnitt noch 1792 Euro bezahlt.
Verfügbarkeit von Wohnraum wird zum Standortfaktor
Auch wer in einen Neubau ziehen will, der wird im Umland kräftig zur Kasse gebeten. So stiegen die Preise für neu errichtete Einfamilienhäuser seit 2017 um 12,2 Prozent. In Halstenbek werden durchschnittlich 2817 Euro pro Quadratmeter verlangt, in Quickborn und Pinneberg ab 3000 Euro aufwärts. In Wedel werden laut LBS-Atlas bis zu 3725 Euro pro Quadratmeter aufgerufen. Bei neu gebauten Eigentumswohnungen steigen die Preise im Umland um 8,7 Prozent auf durchschnittlich 3176 Euro pro Quadratmeter.
Marc Trampe ist Bürgermeister von Rellingen. „Die Nachfrage nach Wohnraum in Hamburg und im Umland ist ungebrochen sehr hoch“, bestätigt der Rathauschef, der sich für bezahlbaren Wohnraum stark macht. „Die Verfügbarkeit von Wohnraum entwickelt sich immer mehr zu einem Standortfaktor. Dies gilt für alle Preisklassen“, sagt Trampe. Trotz des Drucks auf den Markt spricht Trampe sich für Augenmaß und gegen eine Bau-Rallye aus, da die Gemeinden hauptsächlich die Infrastrukturkosten zu tragen hätten. „Die müssen finanzierbar bleiben. Eine wilde Ausweisung von Wohngebieten ist daher nicht zielführend.“
Wer weniger für seinen Traum vom Häuschen oder der eigenen Wohnung hinblättern will, muss längere Wege in die Metropole Hamburg in Kauf nehmen. Einige Kilometer die A 23 hinauf wird es deutlich günstiger. Und die Preise steigen auch nicht ganz so rasant wie nahe der Stadtgrenze. Wer in Elmshorn ein gebrauchtes Einfamilienhaus kaufen will, der zahlt mit durchschnittlich 2209 Euro (2017: 2053 Euro) pro Quadratmeter rund ein Drittel weniger als im Süden des Kreises Pinneberg, was einer vergleichsweise moderaten Steigerung von 7,6 Prozent entspricht. Eigentumswohnungen wechseln in der Krückau-stadt im Schnitt für 1869 Euro (2917: 1690 Euro) pro Quadratmeter den Eigentümer. Ein neu errichtetes Häuschen auch mal für weniger als 2400 Euro.
Druck auf Immobilienmarkt wird weiterhin hoch bleiben
Die explodierenden Preise treffen nicht allein den Kreis Pinneberg, sondern sämtliche Regionen, die an die Hansestadt grenzen. Kostete ein gebrauchtes Einfamilienhaus mit 120 Quadratmetern Wohnfläche im Hamburger Umland Anfang 2017 noch 246.480 Euro durchschnittlich, wurden im Januar 2018 bereits 268.440 Euro im Schnitt fällig. Bei den bestehenden Eigentumswohnungen sieht es nicht viel anders aus. Innerhalb eines Jahres stieg der durchschnittliche Kaufpreis für 80 Quadratmeter Wohnfläche von 157.760 Euro auf 168.400 Euro. In den vergangenen fünf Jahren erhöhten sich die Durchschnittspreise für Eigenheime um 34,5 Prozent und für Eigentumswohnungen aus dem Bestand um 45 Prozent.
Dass der Druck auf den Immobilienmarkt im südwestlichen Schleswig-Holstein weiterhin hoch bleibt, dafür sprechen die noch höheren Preise in der nahen Hansestadt. Dort werden für das 120 Quadratmeter große Einfamilienhaus mittlerweile sogar 464.160 Euro im Schnitt hingeblättert, knapp 40.000 Euro mehr als nur zwölf Monate zuvor. Bei den Eigentumswohnungen mit 80 Quadratmetern Wohnfläche betrug die Preissteigerung im besagten Zeitraum rund 11.000 Euro, was 8,5 Prozent entspricht. Laut Statistik von LBS und dem beauftragten Institut für Forschung und Beratung für Wohnen, Immobilien und Umwelt setzt sich eine Entwicklung fort, die seit acht Jahren ungebrochen ist. 2010 waren Preise für Bestandsimmobilien im Umland letztmals gefallen.