Elmshorn. Die Nächte werden kälter. Die Räumdienste im Kreis sind auf Schnee und Glätte vorbereitet. Ein Besuch beim Bauhof in Elmshorn.
Zwei Silos stehen auf dem Gelände des Betriebshofes der Stadt Elmshorn an der Westerstraße, darin befindet sich die Allzweckwaffe gegen Schnee und Eis. 110 Tonnen Streusalz sind dort eingelagert worden, damit Verkehrsteilnehmer sicher durch den Winter kommen. „Wir sind bereit“, sagt Volker Koch, Leiter des städtischen Bauhofes, da die Nächte zurzeit frostig sind. Koch ist sozusagen Elmshorns oberster Glättebekämpfer. Auch in den anderen Städten, auch beim Kreis und beim Land sind die Fachleute auf einen möglichen Wintereinbruch vorbereitet.
Viele Menschen sind notwendig, um den Unbilden des Winters wirkungsvoll zu begegnen. 59 Mitarbeiter sind für den Winterdienst eingeteilt. Hinzu kommen Bedienstete anderer Einrichtungen der Stadt – Stadtreinigung, Gebäudemanagement und Friedhofspflege – sodass dem Winterdienst 69 Mitarbeiter zur Verfügung stehen. Schneeräumen ist schon lange kein reiner Männerjob mehr. Drei Frauen befinden sich unter den Schneeräumern, die auch frühmorgens oder spätabends raus müssen. Hinzu kommen Kolleginnen, die während ihrer Dienstzeit tagsüber zum Einsatz gerufen werden, wenn es nötig ist. „Wer etwa in Teilzeit arbeitet und Kinder hat, den können wir nicht nachts raustelefonieren“, sagt Koch.
Die Truppe ist technisch gut ausgestattet. Drei große Lastwagen und neun Schmalspurfahrzeuge stehen zur Verfügung. Ohne die gute alte Schippe geht es allerdings nicht. Die Schneebeseitigung auf den Fußwegen an den Ampeln sei reine Handarbeit, erklärt der Fachmann. Auf den Fußwegen wird übrigens mit Sand gestreut, nicht mit Salz – wegen des Umweltschutzes.
Eine Wetter-App hilft dabei, die Lage richtig einzuschätzen
141 Kilometer kommunale Straße müssen die Elmshorner Betriebshofmitarbeiter im Blick haben. Bundes-, Landes- und Kreisstraßen, dazu gehört etwa mit der Wittenberger Straße die viel befahrene Route aus dem Stadtkern zur Autobahn, sind hingegen Sache der Straßenmeisterei des Kreises in Moorrege. Und um den Bereich der Ab- und Zufahrten zur Autobahn A 23 kümmert sich die Straßenmeisterei des Landes. Hauptstraßen, Routen des öffentlichen Personennahverkehrs und gefährliche Gefällstrecken müssen gestreut werden. Auf einer Liste sind alle aufgeführt.
Und woher wissen die städtischen Mitarbeiter, wann ihr Einsatz gefragt ist? Die Wetter-App der MeteoGroup ist eine Informationsquelle. Über eigene Messgeräte verfügt die Stadt nicht. Der Betriebshof kann allerdings auf zwei Messstation der Straßenmeisterei an der Autobahn zurückgreifen. Am wichtigsten ist allerdings die eigene Wahrnehmung. Drei Zweierteams hat der Bauhof gebildet, die jeweils für eine Woche das Wetter beobachten. Kurz vor 3 Uhr heißt es aufstehen. Fällt Schnee, werden sofort die Fahrer der Streufahrzeuge angerufen. Bei Temperaturen um null Grad müssen sich die Beobachter einen eigenen Eindruck verschaffen. Sie fahren zu besonders neuralgischen Punkten wie der Ost-West-Brücke oder der „Badewanne“ genannten Unterführung der ICE-Trasse im Verlauf der Hamburger Straße. Sind dort keine Anzeichen von Glätte zu finden, können sie nach Hause fahren und sich wieder schlafen legen. Ist es glatt, müssen sie sofort telefonieren, telefonieren, telefonieren. Dann werden die Fahrer der Räumfahrzeuge alarmiert, denn ab 4 Uhr gibt es eine Räumpflicht auf Straßen. Die endet um 22 Uhr. Fußwege müssen zwischen 7.30 Uhr und 20 Uhr geräumt sein.
Dann können die Elmshorner Straßen frei sein, bevor der Berufsverkehr einsetzt. Anders sieht es aus, wenn es tagsüber zu schneien beginnt, womöglich in der Rushhour. Denn „das Wetter kennt keine Uhrzeit“, sagt Volker Koch. Dann kommen die Streufahrzeuge in den Berufsverkehr und damit schlecht voran.
Räumdienste haben aus der Salzknappheit 2010 gelernt
Kritische Anrufe sind selten. „Das läuft eher bei Facebook ab“, sagt er. Deswegen ist er kein Freund der sozialen Netzwerke. Alles, was gut laufe, sei nicht der Rede wert. Geschrieben werde über alles, das schlecht laufe. Anrufe gebe es höchstens, wenn sich ein Bürger wundere, dass der Fußweg vor seinem Haus in einer Nebenstraße nicht geräumt sei. Dann muss Koch erklären, dass dies Sache der Hausbesitzer ist.
Schlecht gelaufen ist aus seiner Sicht der Winter 2009/10. Damals gab es viel Schnee, und den Räumdiensten landauf, landab ging das Salz aus. Schwierig war auch das folgende Jahr, das manche in den Rang einer Schneekatastrophe hoben. Die Räumdienste hätten daraus gelernt und eine größere Reserve angelegt, sagt Koch. Außer den 110 Tonnen Salz auf dem Gelände des Betriebshofes gibt es noch 200 Tonnen, die bei einer Firma eingelagert wurden und jederzeit verfügbar sind. Im Durchschnitt 200 bis 250 Tonnen Salz werden jährlich verbraucht. 2017/17 waren es 362 Tonnen, im Winter davor 104.
Die Menschen haben Winter verlernt“, urteilt der oberste Elmshorner Schneeräumer. So hörten die Autofahrer zwar morgens im Radio von Schneefall, zögen daraus aber keine Konsequenzen. Sie führen nicht früher los, sondern gerieten in Stress. Dann würden schon mal in engen Straßen die Räumfahrzeuge überholt. Gefährliche Situation sind die Folge. Oder Autos würden trotz Schneefalls auf der Straße geparkt. Das Streufahrzeug müsse um das Hindernis fahren. Wenn dann der Bürger wieder wegfahre, bleibe ein Schneestreifen auf der Straße – und es bilde sich eine gefährliche Fläche aus Eis und Schnee.
Weitere Infos: Auch das Land ist gut aufgestellt
„Gut gewappnet“ sieht der schleswig-holsteinische Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) die Straßenmeistereien des Landes für den bevorstehenden Winter. Er verwies bei einem Pressetermin in der Straßenmeisterei Klausdorf (Schwentinental) auf die 30.000 Tonnen Streumittel, die im ganzen Land eingelagert worden seien.
Der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV.SH) mit seinen 26 Autobahn- und Straßenmeistereien und 608 Straßenwärtern sorgt dafür, dass auf den insgesamt 8134 Kilometern – 492 Kilometer Autobahn, 1429 Kilometer Bundesstraßen, 3529 Kilometern Landesstraßen und 2684 Kilometern Kreisstraßen – sicher gefahren werden kann. In der vergangenen Wintersaison wurden 875.000 Kilometer gestreut. Buchholz: „Mehr als 53.000 Tonnen Salz und 18.000 Tonnen Salzsole wurden in rund 60.000 Arbeitsstunden verteilt.“