Prisdorf. Border Collie, der in Prisdorf trainiert wird, sucht im internationalen Wettbewerb nach vermissten Personen. Ein Training-Besuch.

„Fuß“, befiehlt Elke Jackel kurz und bestimmt. Sofort setzt sich Pelle in Bewegung, eilt auf sein Frauchen zu. Bis hierhin nichts Ungewöhnliches. Doch nun stoppt der Border Collie kurz vor den Füßen der Rissenerin, umkreist sie eng, setzt sich dann zu ihrer Linken und blickt sie erwartungsvoll an, ob es neue Aufgaben gibt. Jede Übung von Pelle und Elke Jackel beginnt und endet auf diese Weise. Und beide trainieren viel, vor allem in Prisdorf im Kreis Pinneberg. So viel, dass sie es gemeinsam geschafft haben, sich für die Weltmeisterschaft der Internationalen Rettungshunde Organisation (IRO) in Slowenien zu qualifizieren.

„Die Qualifikation lief für uns super, doch bei der Weltmeisterschaft selbst hat uns dann ein wenig der Stress übermannt“, berichtet Elke Jackel. Pelles und Jackels WM-Aufgabe war es, drei „verunglückte“ Personen in einem rund 40.000 Quadratmeter großen Waldgebiet schnellstmöglich aufzuspüren. Die Teilnehmer erfuhren von folgendem Unfallszenario: Mitglieder einer Jugendgruppe sind während eines Ausflugs durch Steine verletzt worden, die von einem Berg herabgestürzt sind. Sie werden vermisst.

Am Ende lief es für Pelle dann doch nicht so gut

Trainerin Elke Jackel mit ihrem Sportsuchhund Pelle
Trainerin Elke Jackel mit ihrem Sportsuchhund Pelle © Xenia Haensen | Xenia Haensen

Elke Jackel kannte nur den Ausgangspunkt, und zwar einen Parkplatz mitten im Wald. Es gab keine Fährte, keine Kleidung, keine Richtung. Das WM-Duo konnte sich nun nur noch auf Pelles Nase verlassen. Denn der sechsjährige Collie ist darauf trainiert, den Geruch von Menschen zu wittern und ihm zu folgen. Nun tickte die Uhr. Eine halbe Stunde hatten die 57 qualifizierten Hunde in der Kategorie „Flächensuche“ Zeit, um diese Aufgabe zu bewältigen.

„Die Vorgaben waren eine echte Herausforderung“, sagt die Hundeführerin. Trotzdem entdeckten sie und Pelle nach 15 Minuten zwei der gesuchten Personen, die von Statisten dargestellt wurden und den Ort für den jeweiligen Teilnehmer wechseln. Doch bei der Suche nach der letzten Person wurde die Aufregung zu groß. Elke Jackel sieht den Fehler bei ihr. Sie sei wohl etwas zu streng gewesen und habe Pelle dadurch unter Druck gesetzt. Der folgte daraufhin zwei falschen Spuren. Und das führte zur Disqualifikation. „Das ging selbst den ganz großen Favoriten so“, gibt Elke Jackel zu bedenken. Denn lediglich 18 Teilnehmer gelang es, überhaupt alle drei Vermissten zu finden.

Norweger arbeitet auch mit aktiven Rettungshunden

Elke Jackel ist trotzdem zufrieden. Dass es keine Bewertung gab, ist ihr nicht ganz so wichtig, die enge Verbundenheit mit dem Hund jedenfalls ungleich wichtiger. „Ich bin auch stolz darauf, die einzige aus dem Deutschen Verband der Gebrauchshundsportvereine zu sein, die an der Meisterschaft teilnahm“, sagt sie. Ingesamt durften 150 Hunde aus 25 Nationen an der diesjährigen WM teilnehmen. Außer der Kategorie „Flächensuche“ gibt es noch die Kategorien „Fährten-“ und die „Trümmersuche“, in denen Pelle nicht antrat. Dafür sind die Ausbildung und das Training zu spezifisch. „Irgendwann muss man sich für eine Disziplin entscheiden“, sagt die 58-Jährige.

Bis vor Kurzem trainierte Jackels Lebensgefährte Kaare Johannessen den Border Collie noch. Der 63-Jährige Johannessen fiel aufgrund einer Erkrankung aber langfristig aus. Der gebürtige Norweger arbeitete in seiner Heimat auch mit aktiven Rettungshunden zusammen und wurde sogar schon von einem Hubschrauber in einem Lawinengebiet abgesetzt, um vermisste Personen mit seinem Hund zu finden. Mit seiner Erfahrung unterstützt er das Team.

2019 in Paris hat der Hund eine zweite Chance

Trainiert wird zweimal pro Woche auf dem Übungsplatz in Prisdorf am Ahrenloher Weg – und zwar jeweils drei Stunden. Doch es ist nicht nur das regelmäßige Training, das Pelle zu einer so guten Spürnase macht. Seine Ausbildung begann bereits, als er acht Wochen alt war. „Je jünger, desto besser. Alte Hunde haben häufig nicht mehr die gleiche Kondition und lernen auch nicht mehr so schnell“ sagt Elke Jackel. Sind dann nicht eigentlich alle Hunde in der Lage, Leben zu retten? Theoretisch schon, lediglich Hunde die „so groß sind wie ein Kalb oder Handtaschenhunde und Kampfhunde“ hätten dann doch nicht die richtigen Voraussetzungen für den Spurhundeeinsatz, erläutert Johannessen.

Wer nun denkt, dass Pelle mit all seinem Können auch aktiv im Einsatz ist, der irrt allerdings. Der Aufwand durch weitere Fortbildungen für Hund und Mensch und die ständige Einsatzbereitschaft wären einfach zu viel, sagt die Halterin. Ihnen gehe es nur um den sportlichen Aspekt. „Für uns ist das einfach ein großartiges Hobby, und wir sind natürlich stolz darauf, dass unser Team so erfolgreich ist.“

Auf der ersten Teilnahme an einer Weltmeisterschaft für Spürnasen will sich das Prisdorfer Trainingsteam nicht ausruhen. Ihr Ziel steht schon fest: die WM 2019 bei Paris. Um sich dafür zu qualifizieren, muss sie bei internationalen Wettbewerben möglichst viele Punkte erzielen. „Dieses Jahr waren wir zum Beispiel in Schweden und Irland“, berichtet sie. „Für 2019 planen wir Dänemark und vielleicht sogar Estland ein.“

Infos zur Personenrettung:

Im Kreis Pinneberg kümmert sich die Rettungshundestaffel, organisiert im Bundesverband Rettungshunde (BRH), um die Suche und Rettung von Vermissten in der Fläche und in Trümmerlagen. Einsatzgebiet sind die gesamten Kreise Pinneberg, Segeberg und Steinburg. In Pinneberg führen zehn Staffel-führer laut eigenen Angaben mit jeweils einem Hund die Einsätze an. hspxh