Pinneberg . Das Schwimmbad an der Burmeisterallee könnte einem Neubau weichen. Diesen Plan gab es allerdings schon einmal. Eine Zeitreise.

Ein neues Hallenbad für Pinneberg. Finanziert weitgehend vom Bund. Das ist doch mal ein guter Plan, sagen die Politiker. Und fassen, wie berichtet, einen Beschluss, der Hoffnung schürt. Eine Wende, mit der kaum jemand gerechnet haben dürfte. Schließlich schienen die Tage des defizitären Schwimmbads an der Burmeisterallee schon mehrmals endgültig gezählt. Zwecks Erhalt wurde gerade erst kräftig in den Standort investiert. Ein Rückblick auf die wechselvolle Geschichte der Halle am Fahlt – die einst zum Südseestrand werden sollte - und sogar schon einmal vom Einsturz bedroht schien. Doch von Anfang an.

Hochgezogen wurde Pinnebergs Hallenbad vor fast 50 Jahren. Auf rund 18.000 Quadratmetern Grundfläche. 1972 eröffnet vom damaligen Bürgermeister Hans-Hermann Kath, verfügte die Arena über ein beheiztes 50-Meter-Becken, was Wettkämpfe noch heute möglich macht. Es gibt ein Sprungbecken und seit 2006 ein Außenbecken mit angrenzender Liegewiese. Seit den 70er-Jahren haben Tausende dort das Schwimmen gelernt. Auch jetzt belegen Schulen und Vereine das Bad noch mehrere 100 Stunden pro Monat.

Die ersten Jahrzehnte gab es kaum Schlagzeilen ums Bad. Das sollte sich ändern. Anfang 1999, die Halle mit der Glasfront kam allmählich in die Jahre, träumte Pinneberg kurzzeitig von Südseezauber an der Burmeisterallee: Im April präsentierte die Schweizer Planungsfirma Aqua Planet in der Kreisstadt Pläne für den Bau eines gigantischen Freizeit- und Badeparks am Fahlt. Eine Million Besucher sollten jährlich ins Waikiki-Bad kommen, mehr als 75 Millionen Mark investiert werden. Letztlich soffen die Planer ab: Zweifel an der Seriosität der Schweizer Investoren waren laut geworden.

Idee vom Frauenbaden fiel nach Kritik ins Wasser

2011 entstand rund um das Pinneberger Hallenbad ein immenses Mediengetümmel. Überregional wurde über Pläne berichtet, ein so genanntes Frauenbaden einzuführen. Das sollte auch muslimischen Frauen erleichtern, ein Bad zu nehmen, ohne Männerblicken ausgesetzt zu sein. Die Idee kam nur bedingt gut an. Manch einer fürchtete gar um die demokratische Grundordnung hierzulande – das Frauenbaden fiel durch.

Eine echte Krise folgte 2012: Die Meldung von einer möglichen Schließung des in die Jahre gekommenen Hallenbads schlug ein wie die sprichwörtliche Bombe. Zuvor war sogar von Einsturzgefahr an der Burmeisterallee die Rede gewesen. Pinnebergs Schwimmfans jedoch machten sich für ihre Halle stark, sammelten mehrere tausend Unterschriften und protestierten vor dem Rathaus stilecht in Bademänteln. Das funktionierte. Erst einmal.

Im Juni 2017 hat es mögliche Investoren gegeben

Im Februar 2014 sorgten Überlegungen, die Halle aus finanziellen Gründen aufzugeben, erneut für Proteste. Anlass der Diskussion war ein Maßnahmenkatalog aus dem Rathaus. Darin wurden Wege aufgezeigt, die Finanzsituation Pinnebergs, das mittlerweile unter den Rettungsschirm des Landes hatte schlüpfen müssen, zu verbessern. 1,2 Millionen Euro jährliches Defizit lasteten schwer. Erneut machen die Badfans mobil. Vereine zogen mit. Wieder hieß es am Ende: Die Halle bleibt.

Erinnert sei auch an den Juni 2017. Da sorgten Investoren für mächtiges Rauschen im Blätterwald. Von einem neuen Riesenschwimmbad auf dem Areal der ehemaligen Kaserne war die Rede. Mit Tiefgarage. Die alte Halle sollte abgerissen werden. Ganz so riesig war die Idee, von der heute keiner mehr spricht, dann wohl doch nicht. Womöglich kam die Forderung der Investoren, die Stadt möge sich an den Baukosten in der neuen Parkstadt beteiligen, nicht so gut an.

Sportausschuss-Chef gibt dem Bad noch fünf Jahre

Es folgte die Sanierung: Ende 2017 wurden an der Burmeisterallee 416.000 Euro in die Hand genommen. Mit dem Geld wurde im Keller eine neue Filteranlage installiert. 208.000 Euro schoss das Land Schleswig-Holstein hinzu. Geschätzte 300.000 Euro wurden in Lüftung, Brandschutz und Hubböden investiert. Hallenbad-Chefin Birgit Vollmar sprach im Dezember 2017 von Zukunftssicherung für den Standort.

„Das ist ein Bad von gestern“, sagt indes mit Herbert Hoffmann der Politiker, der dem zuständigen Ausschuss für Kultur, Sport und Jugend vorsitzt. Er gebe der Halle an der Burmeisterallee noch „maximal fünf Jahre“. Dass 2017 für die Sanierung genutztes Fördergeld bei Abriss und Neubau zurückgezahlt werden müsste, glaubt der SPD-Politiker nicht: „Das waren Investitionen, die dringend nötig waren“, so Hoffmann. „Es kann aber nicht sein, dass wir jedes Jahr eine halbe Million Euro reinstecken.“

Schwimmbad ist bis zum 19. Oktober geschlossen

Dass weiter Geld ausgegeben werden müsste, bestätigt Björn Pätzel, aktuell Chef im Pinneberger Bad. Er kündigt Investitionen für das kommende Jahr an. So werde voraussichtlich im Frühjahr das gesamte Trinkwassernetz saniert. In der Vergangenheit sei angesichts hochtrabender Pläne zu häufig die Bestandspflege vernachlässigt worden. „Das Bad ist nicht komplett marode, aber vieles ist eben alt“, so Pätzel. Aktuell sei die Halle nicht von einer Schließung bedroht. „Es muss jedoch investiert werden.“

Wenn nicht gar neu gebaut: Mögliche Zuschüsse nicht zumindest zu beantragen, wäre Pätzel zufolge ein Versäumnis gewesen. Aktuell ist das Bad bis einschließlich 19. Oktober wegen der jährlich notwendigen Wartungsarbeiten geschlossen.

So sieht der aktuelle Plan aus

Die Kosten eines Schwimmbadneubaus an der Burmeisterallee liegen einer Prognose zufolge bei bis zu 11,5 Millionen Euro. Der Sanierungsbedarf der alten Halle wird auf 8,5 Millionen Euro geschätzt, für 9,5 Millionen Euro wäre eine Aufwertung des Bestands möglich.

Mit Beschluss der Ratsversammlung hat Pinneberg das Projekt für das vom Bund aufgelegte Programm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ angemeldet. 100 Millionen Euro werden ausgeschüttet.

Finanziell angeschlagene Kommunen können auf Erstattung von bis zu 90 Prozent der förderfähigen Kosten hoffen.

1/3