Wedel. Kleine Zeitreise: Wedels Stadtmuseum beleuchtet die Historie des ältesten Uhrmacherbetriebs im Ort. Vernissage ist am 23. September.

Einem alten Handwerk widmet sich das Wedeler Stadtmuseum in einer neuen Ausstellung. „120 Jahre Uhrmacher-Handwerk in Wedel – vom Gründer Otto Caspers bis Uhren-Haase heute“ lautet der Titel der Schau, die die Geschichte des ältesten Fachbetriebes dieser Branche in Wedel vorstellt. Die heutigen Besitzerin von Uhren-Haase – heute beheimatet in der Mühlenstraße 40 – ist Roswitha Strauß. Sie ist die dritte nach dem Gründer und führte kürzlich zusammen mit Mitarbeiterin Waltraut Boos-Klindt und Museumsleiterin Sabine Weiß durch die Ausstellung.

Voller Stolz präsentierte Strauß dabei den ältesten Zeitmesser der Schau: eine Taschenuhr von 1840. Zudem ist eine alte Reiseuhr zu sehen, die in einem Lederkasten aufbewahrt wurde, damit die Herrschaften auch bei einer Kutschfahrt wussten, wie spät es ist. Besucher können das Innenleben einer alten Uhr bestaunen und verschiedene Arten von Uhren kennenlernen. Geradezu liebevoll behandelt Roswitha Strauß die Kästen und Schachteln, die vom Firmengründer angelegt wurden, und ihn die zahlreiche Schräubchen und Rädchen sortiert worden sind. „Ein Uhrmacher wirft nichts weg“, erklärt sie.

Infotafeln: Kleine Geschichte der Zeitmessung

Die Museumsleiterin hat zudem eine kleine Geschichte der Zeitmessung recherchiert, die auf Tafeln zu lesen ist. Klar ist: Die Branche hat in den vergangenen Jahrzehnten einen radikalen Wandel erlebt. Mit dem Aufkommen billiger, industriell gefertigter Quarzuhren nach dem Zweiten Weltkrieg schmissen Besitzer ihre alten Uhren lieber weg und kauften neue, anstatt sie reparieren zu lassen. Hinzu kommt, dass Handy oder Smartphone das Stück am Handgelenk überflüssig machen. Folge: Immer mehr Uhrmacher mussten aufgeben.

Allerdings bedeuten die technischen Umwälzungen nicht das Ende des Handwerks. Für einige Menschen – vornehmlich Männer – ist die Uhr ein Statussymbol geblieben. Da wird gern der eine oder andere Tausender investiert, und dann lohnt sich die Reparatur. Junge Männer bilden eine zweite Kundengruppe, die in ihr Geschäft kommen, so Strauß. Sie haben oft alte Erbstücke dabei. In den Zeiten von Heritage-Jeans und Vintage-Möbeln erfreuen sich die Chronometer von anno dazumal neuer Beliebtheit.

Vernissage: So 23.9. 15 Uhr, Küsterstraße 5, bis 18.11., Do-Sa 14-17 Uhr, So 11-17 Uhr