Barmstedt. In der neuen Serie stellen wir anhand historischer und aktueller Aufnahmen markante Gebäude in Städten und Gemeinden des Kreises vor.
Der Mann ist ein wandelndes Lexikon, was die jüngere Geschichte seiner Heimatstadt Barmstedt angeht. Peter Steenbuck ist dort geboren und lebt im Alter von 83 Jahren immer noch mit seiner Frau Eva in dem Haus seiner Großeltern. Auch in der Familie legt er Wert auf Traditionen. Sein Opa war angestellter Schuster in der Schuhfabrik Gabor, die mit bis zu 430 Mitarbeitern einst der größte Arbeitgeber in Barmstedt war, bis sie 1992 geschlossen wurde, nachdem 30 Millionen Paar Schuhe angefertigt worden waren.
Steenbuck selbst hat Drogist gelernt, natürlich in Barmstedt in der früheren Drogerie Sommerfeldt an der Königstraße. Die gibt es längst nicht mehr. Aber dort hat Steenbuck seine Liebe zur Fotografie und zur Dokumentation der Heimatgeschichte entdeckt. Schon in den frühen 1960er-Jahren hätten sie dort immer zum Weihnachtsmarkt lokaltypische Fotoausstellungen organisiert, erinnert sich Steenbuck. Schnell entwickelte er ein Gespür dafür, was die Leute an ihrer Stadt interessant und für erinnerungswürdig erachteten. Schon damals baute er sich ein eigenes Fotoarchiv auf mit Bildern von alten markanten Gebäuden und historischen Plätzen, erzählt Steenbuck. Da wollte er sie am liebsten ohne Menschen davor im Bild festhalten. Diese Einstellung hat sich heute geändert. Denn ebenso wie die Gemäuer im Wandel der Zeit seien ja auch die Menschen Ausdruck der Zeitgeschichte.
Fotoarchiv beinhaltet viele Tausend Fotos
Das Fotoarchiv Steenbucks beinhaltet viele Tausend Fotos und wächst von Tag zu Tag. Auch dank seiner Frau Eva, mit der er seit 60 Jahren glücklich verheiratet ist, und die mit ihm die Liebe zur Fotografie teilt und eigene Aufnahmen beisteuert, wenn sie wieder mal einen Kalender oder ein Buch über historische Lokalgeschichten herausgeben. Dabei hat Steenbuck natürlich auch die wechselvolle Geschichte Barmstedts als die Schuhmacherstadt des Kreises Pinneberg aufgeschrieben. Mehr als 250 Jahre dauerte diese Epoche von 1738 an und führte in ihrer Blüte dazu, dass Mitte des 19. Jahrhunderts jeder zweite männliche Erwachsene in Barmstedt als Schuhmacher beschäftigt war.
Steenbuck ist Heimatforscher und Archivar. Er hat allein 5000 Negative alter historischer Aufnahmen in seiner alten Dunkelkammer. Nach und nach digitalisiere er diese analogen Aufnahmen. Denn Heimatgeschichte müsse leben und weitergetragen werden. Darum ist Steenbuck auch ein viel beschäftigter Stadtführer und Geschichtenerzähler. Er hat schon mehr als 100 Dia-Vorträge über alle möglichen historischen Ereignisse und Besonderheiten gehalten, vom Bau des Rantzauer Sees in den 1930er-Jahren bis zur Geschichte des Bahnverkehrs, hier liebevoll „Kuddel Barmstedt“ genannt. Und er wird pro Jahr bis zu 40-mal für Stadtführungen gebucht, die – darauf können sich die Besucher verlassen – ebenso lehrreich wie auch lebendig sind.