Wedel. Acht Geschäfte an der Wedeler Bahnhofstraße schließen oder stehen bereits leer. Auch Ankermieter C&A gibt seinen Standort auf.
„Geschlossen“ steht auf einem handbeschriebenen Papier, das an der Tür klebt. Den Juwelier zu Beginn der Wedeler Bahnhofstraße gibt es seit Jahrzehnten. Doch nun hat das Geschäft zu. Wie und ob es weitergeht, ist unklar. Klar dagegen ist, dass derzeit eine Reihe von Geschäftstreibenden in der zentralen Einkaufstraße der Rolandstadt kämpfen müssen; manche haben den Kampf auch bereits verloren. Acht Läden schließen oder stehen bereits leer. Besonders hart trifft den Standort das Ende von C&A. Der Ankermieter in den Welau Arcaden gehört mit seiner Fläche von 1600 Quadratmetern zu den Großen im Ort. Doch statt Kunden finden sich in dem zweistöckigen Geschäft nur noch die Möbelpacker. C&A räumt die Fläche zum Monatsende.
Dabei kam das Unternehmen erst im März 2011 nach Wedel, wurde als Hoffnungsträger und Frequenzbringer gehandelt. Nach nun sieben Jahren verzichtete der Moderiese auf die Option, den Mietvertrag zu verlängern. Grund: „Basierend auf einer standortabhängigen Marktanalyse und Marktbeobachtung haben wir uns dazu entschlossen, die Filiale in Wedel zu schließen“, so Pressesprecherin Jasmin Beaugrand.
Die Fläche von C&A ist nicht das einzige leer stehende Geschäft in den Welau Arcaden. Gleich im Eingangsbereich sind drei Läden betroffen. Das Nagelstudio ist innerhalb des Centers umgezogen, der Friseur und Bonita sind dagegen ganz raus. Auch bei La dolce Vita auf der gegenüberliegenden Seite gingen die Lichter vor zwei Monaten aus. Das italienische Restaurant umfasst rund 200 Quadratmeter.
„Die hohe Miete war der Hauptgrund, warum wir den Laden aufgegeben haben“, erklärt Mansour Omar. Der ehemalige Inhaber und Küchenchef von La dolce Vita versucht sein Glück gemeinsam mit seiner Frau nun im neu eröffneten Geschäft „Feinkost Wedel“ am Anfang der Bahnhofstraße. Es ist kleiner, vor allem ist die Miete günstiger.
Dass Händler über die Mieten klagen, weiß auch Felix Roth. Doch der Center Manager der Welau Arcaden hält das nicht für das Hauptproblem. Er verweist darauf, dass es für die freigewordenen Flächen neue Interessenten gebe. Auch für die C&A-Fläche liefen Gespräche, allerdings nicht mit einem Textiler, sondern mit einem Betreiber aus dem Fitnesssegment. Den Textilbereich soll Ernsting’s Family abdecken. Für das Modegeschäft werden die drei kleineren, seit Langem leerstehenden Geschäfte zusammengelegt. Für Oktober ist der Einzug beziehungsweise Umzug geplant. Was in den Welau Arcaden ein Loch stopft, löst an anderer Stelle wiederum Leerstand aus. Denn bislang betreibt Ernsting’s Family ein großes Geschäft an der Ecke Spitzerdorfstraße/Bahnhofstraße.
Wegen niedrigerer Miete Umzug nach Blankenese
„Die Mieten in der Bahnhofstraße sind unverhältnismäßig hoch“, sagt dagegen Habib Wahdat. Der Möbelkünstler teilte sich mit Goldschmiedin Petra Gutschow einen Laden an der Kreuzung zum Marktplatz. Wahdat fertigt in Handarbeit Möbelstücke aus alten Fischerbooten und Treibholz an, Gut-schow erstellt Schmuckunikate auf Kundenwunsch. Beide verlängern ihren Mietvertrag nicht und kehren Wedel den Rücken. Während Wahdat noch bis Mitte September verkauft und sich dann auf die Inneneinrichtung von Gaststätten auf einigen ostfriesischen Inseln konzentriert, hat Gutschow ein neues Geschäft eröffnet. Sie ist nun im Hamburger Elbvorort Blankenese ansässig. „Die Miete ist für mich dort niedriger“, sagt sie.
Nach Abendblatt-Informationen liegen die Mieten in der Wedeler Bahnhofstraße bei bis zu 50 Euro pro Quadratmeter. Zum Vergleich: In Pinneberg werden derzeit Geschäfte in zentraler Lage an der Einkaufsstraße für 18 Euro pro Quadratmeter zur Miete angeboten.
Doch es gibt auch gute Nachrichten: Insbesondere im gastronomischen Bereich tut sich was. Für das Restaurant La dolce Vita wurde ein Nachfolger gefunden, wie Roth berichtet. Gastronom Tram Trinh, der in Hamburg bereits zwei vietnamesische Restaurants betreibt, übernimmt das Geschäft. Auch in Wedel möchte er sein asiatisches Konzept umsetzen und voraussichtlich im Dezember eröffnen.
Am Ende der Bahnhofstraße tut sich ebenfalls auf einer anderen Großbaustelle etwas, es dauert nur länger. 2015 wechselte die „Bona-Passage“ den Besitzer, die zuvor 60 Prozent Leerstand ausgewiesen hatte. 2017 sollte in einem der leeren Geschäfte Asia Hub öffnen. Laut Claudia Schreiner-Müller von Kirchstein Immobilien gab es Verzögerung bei der Baugenehmigung. Die sei jetzt erteilt, sie hofft auf eine Eröffnung passend zum Weihnachtsgeschäft.