Pinneberg . Einiges wurde bereits während der Ferien saniert, aber laut den Eltern liegt immer noch vieles im Argen an den Pinneberger Schulen
Die Sommerferien sind zu Ende, die Schulen wieder voll besetzt, und damit der Blick frei auf die Gebäude, in denen Pinneberger Kinder und Jugendliche die meiste Zeit ihres Tages verbringen. Einiges wurde saniert, umgebaut, angeschafft oder abgerissen. Die Johannes-Brahms-Schule hat eine neue Sporthalle und neue Naturwissenschaftsräume in Betrieb genommen. Für die Planung eines Ersatzbaues an der Johann-Comenius-Schule (JCS) hat die Stadt einen Projektsteuerer beauftragt, und 2018 soll, ebenfalls für die JCS, ein Generalplaner aktiv werden. Neue Räume haben die Grundschule Thesdorf, die Hans-Claussen-Schule (HCS) und die Helene-Lange-Schule (HLS) bekommen.
Doch noch immer stauen sich seit Jahrzehnten notwendige Sanierungen, noch immer geht es damit erschreckend langsam vorwärts. Das zeigt eine Mängelliste der Pinneberger Schulallianz. Laut Sprecherin Frauke Runden brauchen fast alle Schulen der Stadt mehr Fach-, Sozial- und Förderräume, Platz für Inklusion, Material oder für den Aufenthalt. Allein die stressgeplagten Schüler und Lehrer der Grund- und Gemeinschaftsschule Quellental (GuGS) und der Theodor Heuss Schule (THS) leben seit 2008 auf einer Baustelle. An der GuGS ist damit noch lange nicht Schluss.
Bürgermeisterin versteht die Wut der Eltern
Darüber hinaus fehlt es laut Liste vielerorts an notwendigen Kleinigkeiten: An der HLS werden die Spielgeräte nicht gewartet und das alte Gebäude nicht konsequent saniert. Die GuGS wartet seit drei Jahren auf eine Möglichkeit zur Unterbringung gespendeter Spielgeräte. Auch bezeichnet die Schulallianz die Reinigungssituation „an vielen Schulen als problematisch“. Die HCS und das Schulzentrum Nord (SZN) warten beide weiterhin auf eine Aula, die JBS und die HLS haben noch nicht mal eine Mensa (die JBS wenigstens eine neue Ausgabestelle für Verpflegung), und in einigen Fällen, wie an der GuGS, fehlen seit Jahren zumutbare Toiletten. Bis Ende der Herbstferien, hofft Direktor Thomas Gerdes, werden dort endlich neue Toiletten eingebaut. Ende August soll’s damit losgehen.
In der personell chronisch unterbesetzten Verwaltung ist der Sanierungsstau bekannt. Bürgermeisterin Urte Steinberg versteht die Wut der Eltern „von ganzem Herzen“, sagt sie. Es sei höchst ärgerlich und nervig, dass Baumaßnahmen so viel Zeit beanspruchten. „Aber wir können als Verwaltung nicht einfach Firma Sowieso für einen neuen Anbau oder neue Waschräume beauftragen. Wir dürfen es nicht.“ Da Steuergelder verwendet würden, müssten vorher die Voraussetzungen geschaffen werden: „Wir müssen planen, die Politik die Maßnahme genehmigen, Haushaltsmittel müssen eingeworben oder bereitstehen werden, es muss ausgeschrieben werden, Angebote eingehen (was in der Bauboomzeit nicht immer leicht ist), dann wird geprüft, entschieden und gebaut.“
In den Augen der Pinneberger Schulallianz dauert das zu lange: Die Wunschlisten der Schulen enthielten keinen Luxus, sondern „sie bilden ausnahmslos die Grundversorgung“, sagt Sprecherin Frauke Runden. „Sie beinhalten, worauf die Schüler Anspruch haben – und was dennoch fehlt.“
Schwärzestes Beispiel ist die als Schule beliebte und als Zukunftsschule ausgezeichnete GuGS. Dort wurde, wohl auch um die schlimmesten Mängel endlich zu beheben, das Pferd von hinten aufgezäumt: In Gebäuden, in denen im Keller chronisch das Wasser steht beziehungsweise durch die Wand läuft, wurden zum einen naturwissenschaftliche Räume saniert, zum anderen das ehemalige Schwimmbad zum dringend benötigten Aufenthaltsraum umgebaut. In beiden Häusern steht weiterhin das Wasser, beziehungsweise tropft es durch die Wand. Ganz zu schweigen von allem, was noch nicht begonnen wurde, wie der Bau einer neuen Schulküche, die Sanierung der Sportplätze und Schulhöfe.
Direktor Thomas Gerdes, der es „einen dicken Hund“ fand, dass er in die aktuellen Entscheidungsprozesse, seine Schule betreffend, nicht einbezogen wurde, ist diese Woche zu einem Treffen mit einem von der Stadt beauftragten Generalplaner und allen Beteiligten eingeladen. Er pocht auf frühzeitige Mitsprache. Der Generalplaner soll die Schule von Grund auf durchgehen und gegebenenfalls neu planen. Bettina Kühn, Nadine Kleinholz und Uwe Sehrndt, Vorstände des Schulelternbeirates, fürchten nun, dass das „Campus-Flair“ der Schule durch eine kostengünstige Lösung wie den Bau eines großen Klotzes, verloren gehen könnte, „das würde hier alles kaputtmachen!“