Kreis Pinneberg . Pinneberg fordert zusätzliche Anbindung der Haderslebener Straße, die die ÖPNV-Planer als nicht sinnvoll und zu teuer ablehnen
Bleibt das Gewerbegebiet in Pinneberg-Nord an das öffentliche Nahverkehrsnetz angeschlossen? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Verkehrsausschuss des Kreistages während seiner ersten Sitzung nach der Sommerpause. So appelliert die Stadt Pinneberg an den Kreis, die Buslinie 594 künftig nicht nur über die Flensburger Straße, sondern zusätzlich noch über die Haderslebener Straße quasi als Rundfahrt von und zur Quickborner Straße zurück zu führen. Dadurch wäre das gesamte Gewerbegebiet an den Busverkehr angeschlossen.
Die Südwestholstein ÖPNV-Verwaltungsgemeinschaft (SVG), die den Busverkehr steuert, lehnt dies aber entschieden ab. „Kein Fahrgast will eine Stadtrundfahrt durch ein Gewerbegebiet machen“, sagt SVG-Chef Claudius Mozer. Das würde zu viele Fahrgäste auf einer der meistbefahrenen Buslinien im Kreis Pinneberg, die Wedel, Pinneberg, Quickborn und Norderstedt verbindet, verschrecken. „Das ist nicht vertretbar.“
Erst seit Dezember 2016 läuft der Modellversuch, die Flensburger Straße in Pinneberg überhaupt an das öffentliche Busnetz anzuschließen. Jeden Tag steigen dort nach Zählungen der SVG etwa 90 Menschen in die Linie 594 ein und aus. Im Jahr seien dies 12.500 Fahrgäste, etwa 1,3 Einsteiger pro Fahrt.
Pinnau-Brücke hält laut Stadt Dauerbelastung nicht aus
Doch wie sich im täglichen Betrieb gezeigt hat, ist die Bismarckstraße mit ihrer schmalen Brücke über die Pinnau nicht geeignet, einen täglichen Busbetrieb zur Friedrich-Ebert-Straße reibungslos zu erlauben. Die Bäume stehen zu dicht. Busse und Müllfahrzeuge können sich nicht begegnen. Ob die Pinnau-Brücke diese Dauerbelastung aushielte, sei nicht sicher, urteilte jetzt die Stadtverwaltung Pinneberg und empfahl ihrem Stadtentwicklungsausschuss, Ende 2018 den Busbetrieb über die Bismarckstraße „zwingend“ einzustellen, was dieser im Juli einstimmig beschloss.
Doch wie soll die Flensburger Straße vom Linienbus angefahren werden, wenn die Bismarckstraße dafür nicht infrage kommt? Mit den dortigen Gewerbetreibenden appelliert Pinneberg deshalb nun für die Route Flensburger Straße, Haidkamp, Haderslebener, Quickborner Straße. Die ansässigen Firmen wären bereit, „wahrscheinlich 20.000 Euro“ im Jahr beizusteuern, um die Kosten abzudecken. „Die Flensburger Straße braucht langfristig die Busanbindung“, so Pinnebergs Wirtschaftsförderer Stefan Krappa.
Die Mehrkosten betragen 100.000 Euro
Doch damit ließen sich die Mehrkosten, die die SVG auf 100.000 Euro beziffert, längst nicht abdecken. SVG-Geschäftsführer Mozer lehnt diese Variante daher ab. Zumal in der weniger belebten Haderslebener Straße kaum mit zusätzlichen Fahrgästen zu rechnen sei. Als Alternative schlägt Mozer vor, die Linie 594, wenn sie nur über die Flensburger Straße geführt würde, anstatt über die Bismarck- künftig über die Friedensstraße zur Elmshorner Straße auf die ursprüngliche Linienführung zurückzuleiten. Das Problem: Durchfahrt von der Friedensstraße zur Elmshorner Straße ist zurzeit nicht möglich und frühestens im kommenden Jahr realisierbar. Die SVG schlägt der Kreispolitik daher vor, bis es diese Durchfahrt gibt, zunächst ganz auf die Bedienung der Flensburger Straße zu verzichten. Denn seit Anfang 2018 trägt der Kreis 1,5 Millionen Euro zusätzlich für den Busverkehr und hat damit 18 Städte und Gemeinden entlastet. Mit der Pinneberger Wunsch-Buslinie würde er mindestens 80.000 Euro zusätzlich für den öffentlichen Nahverkehr bezahlen müssen.
Der Verkehrsausschuss des Kreistages berät darüber am Montag, 27. August, von 18.30 Uhr an öffentlich im Kreishaus Elmshorn.