Schenefeld. Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein kaufen Grundstück der abgebrannten Tennishalle in Schenefeld, um ihren Betriebshof zu erweitern.
Die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) haben das Areal der ehemaligen RCS SportWelt Schenefeld erworben. Damit endet für das Verkehrsunternehmen eine lange Suche nach einer Erweiterungsfläche – und für die Mitglieder der abgebrannten Sportstätte endet abrupt die Hoffnung auf einen Wiederaufbau.
„Das wird die größte Investition in der Firmengeschichte der VHH“, sagt Geschäftsführer Toralf Müller. Mit dem Kauf der 20.000 Quadratmeter großen Fläche zwischen Holzkoppel und der Blankeneser Chaussee wachse der am Osterbrooksweg gelegene Busbetriebshof auf 48.000 Quadratmeter an. „Wir schaffen den größten und modernsten Betriebshof in Schleswig-Holstein, der fit sein wird für die Elektromobilität“, sagt Müller.
Ursprünglich hatten die VHH das Projekt auf dem ehemaligen Parkplatz der Spar-Zentrale am Osterbrooksweg, der sich im Besitz der Stadt befindet, realisieren wollen. Die Verhandlungen waren weit fortgeschritten – und doch gab das Unternehmen der Stadt im Mai einen Korb. Müller: „Wir haben uns über einige Details nicht einigen können. Umso glücklicher sind wir über die jetzt gefundene Lösung, weil es immer unser Wunsch war, in Schenefeld zu bleiben.“ Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden.
Am Dienstagnachmittag wurde der Kaufvertrag über das Gelände notariell beglaubigt, auf dem bis zu dem spektakulären Großbrand vom 10. August 2017 die RCS SportWelt stand. Auch 420 eingesetzte Feuerwehrleute konnten damals die riesige Anlage nicht retten. Zwischen Dezember und März war die Brandruine abgerissen worden.
Johann Timmermann (85), der die 1979 erbaute und mehrfach erweiterte Anlage für die Besitzerfamilie verwaltet hatte, kämpfte lange mit der Versicherung über die Höhe der Entschädigung. „Nach Abschluss der Verhandlungen mit der Versicherung hat die Gesellschafterversammlung der SportWelt mit Mehrheit gegen einen Wiederaufbau und für einen Verkauf des Grundstücks an die VHH gestimmt“, sagt Timmermann, für den die Anlage so etwas wie sein Lebenswerk war. Er selbst habe sich zurückgehalten, sondern letztlich seinen Kindern die Entscheidung überlassen.
„Für Schenefeld ist das ein Verlust“, sagt Bürgermeisterin Christiane Küchenhof. Gleichzeitig sei es für die Stadt aber auch ein Gewinn. „Wir behalten die VHH, gewinnen neue Arbeitsplätze und bekommen ein Leuchtturmprojekt.“ Sie wolle jetzt abwarten, bis das Unternehmen den Kontakt zur Stadt sucht und über seine Pläne informiert.
Und die haben es in sich. „Alle bestehenden Gebäude werden abgerissen und neu errichtet“, kündigt Geschäftsführer Müller an. Man wolle Anfang 2019 den Bauantrag stellen und möglichst bereits im September des Jahres beginnen. Müller: „Das Projekt wird in verschiedenen Phasen realisiert, wir gehen davon aus, dass wir es Anfang 2022 abschließen können.“ Konkretere Details könne er nicht nennen, da die Planungen noch in einem sehr frühen Stadium seien. Müller: „Wir sind uns aber sicher, dass der bestehende Bebauungsplan die von uns geplanten Maßnahmen erlaubt.“
Hintergrund ist, dass sich die VHH verpflichtet haben, ab 2020 beim Erwerb von Bussen ausschließlich auf Elektrofahrzeuge zu setzen. „Wartung und Reparatur dieser Fahrzeuge sind in der bestehenden Werkstatt nicht möglich“, sagt der Geschäftsführer. Die Halle sei dafür zu kurz, und es fehle auch an der notwendigen Höhe. Müller: „Für die Wartung müssen die Mechaniker auf die Dächer der Elektrobusse. Wir haben dazu in Bergedorf den Prototyp einer neuen Halle errichtet, die neun bis zehn Meter hoch ist.“
Beim Umbau des Areals während des laufenden Betriebs solle darauf geachtet werden, Containerzwischenlösungen zu vermeiden. Aktuell sind 159 Busse in Schenefeld stationiert, die VHH haben dort 600 Mitarbeiter. Nach der Erweiterung soll dann Platz für mehr als 200 Busse sein, die Zahl der Arbeitsplätze sich deutlich auf 1000 erhöhen. „Wir brauchen mehr Platz für die Ladeinfrastruktur. Und aufgrund des Anstiegs der Fahrgastzahlen werden wir in Zukunft stärker auf die größeren Gelenkbusse setzen“, so der VHH-Geschäftsführer.
Durch den Zukauf erhalten die VHH eine durchgehende Fläche entlang des Osterbrooksweges – zumindest im hinteren Bereich. Getrennt werden die Flächen durch die Straße Holzkoppel, die zum Forschungsprojekt XFEL führt. „Das ist natürlich nicht optimal“, sagt Müller. Er könnte sich auch eine neue Erschließungsstraße vorstellen, die von der Blankeneser Chaussee ausgeht. „Es handelt sich dabei um eine Landesstraße, sodass wir das nicht entscheiden können“, sagt Küchenhof. Eine mögliche Verlegung der Holzkoppel indes lehne sie ab. „Die bleibt. Das ist sicher.“