Sparrieshoop. Katharina und Christian Erdmann aus Klein Offenseth-Sparrieshoop halfen nach Ölunfall in Rotterdam. Nun ist der Einsatz abgeschlossen

    Mehrere Wochen waren Tierschützer im Einsatz, um Seevögel zu retten, nachdem am 23. Juni das 283 Meter lange norwegische Tankschiff „Bow Jubail“ im Rotterdamer Hafen in Holland mit einem Pier kollidiert war. Insgesamt 213 Tonnen Schweröl liefen aus. Mehrere Dutzend Kilometer weit war das Wasser von einem schmierigen Film verschmutzt. Das umliegende Ökosystem wurde mit der giftigen Masse kontaminiert. Auch Hunderte von Höckerschwäne gerieten in Kontakt mit dem Schweröl.

    Die Vögel mussten geborgen werden, um sie in einer temporär eingerichteten Rehabilitationsstation zu reinigen und auf ihre Widerauswilderung vorzubereiten. Als Helfer vor Ort dabei waren auch Katharina und Christian Erdmann, die in Klein Offenseth-Sparrieshoop die Wildtierstation Hamburg/Schleswig-Holstein leiten. Sie zogen nun eine Bilanz ihres Einsatzes.

    Zuständig für die koordinierte Rettungsaktion war Rijkswaterstaat, eine Behörde des niederländischen Ministeriums für Infrastruktur und Umwelt. Die professionelle Rehabilitation von verölten Vögeln ist ein Spezialgebiet, in dem es weltweit lediglich eine überschaubare Gruppe von Experten gibt. In Europa hat sich vor einigen Jahren mit Unterstützung der Europäischen Union das Eurowa-Module formiert (European Oiled Wildlife Assistance), das in Rotterdam zum Einsatz kam.

    „Innerhalb von 48 Stunden haben wir ein 1200 Quadratmeter großes Rehabilitationszentrum aufgebaut, um den betroffenen Tieren adäquat helfen zu können“, sagt Katharina Erdmann vom deutschen Eurowa-Partner, dem Verein Pro Bird aus Hamburg. „Die ersten Tage eines Ölschadensfalles, bei dem Wildtiere betroffen sind, sind entscheidend.“ Daher sei es immens wichtig, perfekt auf den Tag X vorbereitet zu sein. „Gemeinsam mit unseren europäischen Mitstreitern haben wir in den vergangenen Jahren verschiedene Szenarien durchgespielt, Handlungsempfehlungen und Trainingskurse entwickelt und arbeiten strickt nach einer gemeinsam entwickelten Standardvorgehensweise, um den betroffenen Tieren schnell helfen zu können“, so die Tierschützerin.

    Im Fall der Havarie des Tankschiffes „Bow Jubail“ konnten 550 der insgesamt 648 Höckerschwäne wieder in die freie Wildbahn entlassen werden. „Mit einer Auswilderungsquote von mehr als 90 Prozent kann man von einer äußerst erfolgreichen Rettungsaktion sprechen“, sagt Katharina Erdmann.

    Die Erdmanns arbeiten seit Jahren als Experten bei der Reinigung von verölten Vögeln, meistens nach Tankerhavarien. Jetzt wuschen und versorgten die Wildtierfreunde an 20 Tagen in den Niederlande sehr viele Schwäne und retteten ihnen so das Leben.