Pinneberg. Drei Jugendliche sollen in Ruine eines Industriebetriebes gezündelt haben

Drei Jugendliche haben am Sonntagabend auf einem brachliegenden Industriegelände in Pinneberg gezündelt. Der Brand geriet außer Kontrolle – und führte zu einem Großeinsatz der Feuerwehren Pinneberg und Prisdorf: Mehr als fünfeinhalb Stunden kämpften 74 Feuerwehrleute bei schweißtreibenden Temperaturen gegen die Flammen in der ehemaligen Lagerhalle.

Anwohner des Geländes an der Hermanstraße hatten um 21.52 Uhr Feuerschein sowie eine schwarze Rauchsäule bemerkt und die Feuerwehr alarmiert. „Schon auf der Anfahrt haben wir gesehen, dass es sich um ein Feuer größeren Ausmaßes handelt“, so Wehrführer Claus Köster. Er kennt das Areal bereits aus vorigen Einsätzen. „Fünf Mal waren wir in den vergangenen Jahren dort“, so Köster. Der letzte Einsatz, ebenfalls ein Großfeuer, ist gerade zwei Monate her.

Bei dem Areal handelt es sich um die ehemaligen Union Eisenwerke

Bei dem Areal handelt es sich um die ehemaligen Union Eisenwerke von Herman Wuppermann. Nach dem Verkauf des Werkes 1962 wurden die noch bestehenden Gebäude von unterschiedlichen Firmen genutzt, auch der Kreisbauhof befand sich einst dort. 2014, nach der Insolvenz der Metallgießerei Alexpert, verfiel der Industriestandort direkt an der Bahn in den Dornröschenschlaf.

Am Morgen des 12. Mai brannte der Dachstuhl der stillgelegten Metallgießerei. Auch in diesem Fall ist eine Brandstiftung wahrscheinlich. Jetzt wurde Feuer in einer auf der linken Seite des Komplexes stehenden Lagerhalle mit den Ausmaßen 15 mal 50 Meter gelegt. Dort befand sich bis 2007 die Kreisbildstelle, wo Filme, Dias, Datenträger und Geräte für die Schulen lagerten.

© Kreisfeuerwehrverband Pinneberg | Kreisfeuerwehrverband Pinneberg

Wir haben aufgrund des dichten Rauchs die Hochbrücke sperren müssen“, so Köster weiter. Zwei Stunden lang konnte kein Fahrzeug die Hans-Hermann-Kath-Brücke befahren. Der Zugverkehr auf der nahegelegenen Bahnstrecke konnte fortgesetzt werden. Allerdings mussten die Züge das Tempo drosseln. Die Feuerwehr rief über die Warn-App NINA Anwohner auf, Türen und Fenster geschlossen zu halten. Zusätzlich fuhren Lautsprecherwagen der Polizei durch die angrenzenden Wohnviertel, um die Anwohner zu informieren.

Für die Einsatzkräfte erwies sich die Zuwegung zu dem betroffenen Objekt als problematisch. Die am Rand des Komplexes liegende Halle war komplett zugewachsen. „Wir mussten Bäume und Sträucher mit der Kettensäge beseitigen, um vom Skaterpark unterhalb der Hochbrücke aus einen Zugang zu schaffen“, berichtet der Wehrführer. Köster verzichtete auf einen Innenangriff in dem baufälligen Gebäude. „Die Eisenträger hatten sich aufgrund der Hitze schon verbogen, die Einsturzgefahr war zu groß. Es ging mir darum, Personenschäden zu vermeiden.“

Um an die versteckten Brandnester zu gelangen, musste die Außenwand der baufälligen Lagerhalle mit einem Bagger geöffnet werden. Das Feuer hatte sich im Deckenbereich des Gebäudes stark ausgebreitet und war von außen kaum zu kontrollieren. „Zum Schluss haben wir Teile des Gebäudes einreißen lassen, um es dann gefahrlos ablöschen zu können“, so Köster weiter. Weil die Einsatzkräfte angesichts des starken Rauchs nur unter Atemschutz arbeiten konnten und sie angesichts der hohen Temperaturen von mehr als 20 Grad in der Nacht zusätzliche Pausen benötigten, forderte der Wehrführer frische Kräfte von der Nachbarwehr aus Prisdorf an. Gegen 3.30 Uhr war das Feuer gelöscht, der Einsatz beendet. Kurz vor 9 Uhr rückte die Wehr erneut aus, weil wieder Rauch aus der Ruine aufstieg.

Unmittelbar nach Brandausbruch haben Zeugen drei dunkel gekleidete Jugendliche gesehen, die fluchtartig das Gelände verließen. Eine genaue Personenbeschreibung liegt nicht vor. Bekannt ist lediglich, dass die Personen von schlanker Statur waren. Eine Fahndung mit mehreren Streifenwagen blieb erfolglos. Die Polizei geht von einer Brandstiftung aus. Die Höhe des Schadens an dem abbruchreifen Gebäude ist noch unklar. Das Areal soll einem Investor aus dem Süden Deutschlands gehören, der derzeit nach neuen Nutzungsmöglichkeiten sucht. Spruchreif ist jedoch noch nichts. Die Zufahrt zu der Industriebrache ist mit Bauzäunen versperrt. Immer wieder sollen sich jedoch unbefugt Personen auf dem Gelände aufhalten, die sich offensichtlich vom Skaterpark aus dorthin durch die Büsche vorarbeiten.