Elmshorn. Premiere des Schleswig-Holstein Musik Festivals im Kreis Pinneberg: Porträtkünstlerin Sabine Meyer probt mit Schülern in Elmshorn.
Es fehlt nur noch, dass sie mit den Augen rollt: Mit gespielter Ungeduld guckt Sabine Meyer erst zum Dirigenten und dann ins Publikum. In ihren Augen blitzt es, sie grinst, während sie weiterspielt. Die Star-Klarinettistin hat sichtlich Spaß an der Sache. Gerade probt sie gemeinsam mit 80 jungen Klarinettisten vor großem Publikum. Mit dem SHMF Backstage in der Nordakademie Elmshorn ist am Sonntagnachmittag das Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF) im Kreis Pinneberg gestartet.
Zum Auftakt gibt es den berühmten Walzer Nr. 2 von Schostakowitsch. „Der eine oder andere Drückfehler“ könnte noch dabei sein, kündigt Reiner Wehle an, selbst Klarinettist und Sabine Meyers Ehemann. In der Tat ist zwischendurch der eine oder andere Quietscher zu hören. Doch immerhin ist das hier eine Probe. Und als Dirigent Ákos Hoffmann das Zeichen gibt und wirklich alle gemeinsam spielen, ist es sowieso vergessen: Der Klang von 80 Klarinetten haut einen fast vom Stuhl. Ein fantastisches Hörerlebnis.
Für diese Konzerte gibt es noch Karten
Hoffmann gönnt den Zuschauern den kompletten Walzer, danach geht es in einzelne Passagen. Er lässt Sabine Meyer und die 80 Jugendlichen verschiedene Stellen noch einmal spielen, es wird wiederholt und wiederholt, dann sind nur einzelne Stimmen dran. Stück für Stück setzt er die verschiedenen Stimmen wieder zu einem Ganzen zusammen. Er korrigiert hier, feilt da, und als er die Schlusstakte des Walzers noch einmal spielen lässt, hat sich der Klang deutlich verändert.
Junge Musiker lernen von Starsolisten
Die Besucher bekommen hier einen echten Einblick in die Probenarbeit, und genau das ist das Prinzip des SHMF Backstage. Es ist das zweite Mal, dass die Organisatoren die Türen des Workshops öffnen und einen Blick hinter die Kulissen ermöglichen.
Den Workshop, bei dem junge Musiker aus ganz Schleswig-Holstein gemeinsam mit einem Starsolisten proben, gibt es nun bereits im vierten Jahr in Folge. Als Porträtkünstlerin des diesjährigen Festivals lässt es sich Sabine Meyer nicht nehmen, selbst mit den Nachwuchsmusikern im Alter von zehn bis 19 Jahren zu proben.
Während das Publikum gebannt lauscht, bekommen nicht nur die Nachwuchsmusiker, sondern auch die Star-Klarinettistin noch die eine oder andere Anweisung. Ihre gute Laune trübt das nicht. Immer wieder grinst Meyer über ihre Klarinette hinweg ins Publikum oder zu ihren Mitspielern.
Vor dem nächsten Stück gibt es ein großes Stühlerücken. Dirigent Hoffmann sortiert die Stimmgruppen neu. Sabine Meyer spielt ihr Solo nun Seite an Seite mit Nikolai Gast und Ivo Ruf vom Trio ClariNoir, das die Jugendlichen im Workshop unterstützt. Auch hier lässt Dirigent Hoffmann einzelne Passagen und Takte wiederholen, nimmt Änderungen vor.
Für Sabine Meyer ist das Unterrichten nicht neu. Sie und ihr Mann Reiner Wehle haben eine Klarinettenklasse an der Musikhochschule Lübeck, Der Star-Klarinettistin und ihrem Mann ist die Ausbildung und Förderung junger Musiker wichtig, erzählen sie bei der kleinen Gesprächsrunde nach der Probe.
Der Workshop sei eine tolle Möglichkeit für die Jugendlichen. „So etwas gab es in meiner Jugend leider nicht“, sagt Sabine Meyer. Sie kam über ihren Vater zur Musik. Er war Musiker, und die Familie hatte ein Musikgeschäft. „Ich konnte alles durchprobieren“, sagt die Klarinettistin und lacht. Sie hat Klavier gespielt, Geige und Orgel. An der Klarinette sei sie aber am begabtesten gewesen.
Das wichtigste als Lehrer sei es, dass man die Stärken und Schwächen seiner Schüler erkennt, um sie dann individuell zu fördern. Ihr Rat an die jungen Musiker? „Verliert nie die Spontaneität. Behaltet die Lust und Leidenschaft und den Willen, die Musik in die Herzen der Menschen zu bringen.“
In der Probe mit ihren Schülern ist Sabine Meyer das gelungen. Am Montag, 2. Juli, wollen sie das vor deutlich größerem Publikum wiederholen. Dann findet das – leider ausverkaufte – Konzert „Sabine und die wilden 80“ in Büdelsdorf statt. Und nach dieser Probe in Elmshorn ist ganz sicher: Es wird ein Klangspektakel.