Die Bilanz nach fünfeinhalb Jahren Rettungsschirm: Pinneberg lernte das Planen. Das ist wichtiger als die geflossenen Millionen Euro.

Es war ein verschneiter Tag im Dezember 2012. Schon die Fahrt nach Kiel geriet zur Herausforderung. Dann hieß es noch warten, bis endlich das Foto geschossen werden durfte. Als der seinerzeit in Schleswig-Holstein amtierende Innenminister Andreas Breitner (SPD) und Pinnebergs Stadtrat Klaus Seyfert (CDU) sich vor den Kameras die Hände gaben, hatte das etwas Feierliches. Manch einer fragte sich damals: warum eigentlich? Schließlich ließ die hoch verschuldete Stadt sich doch gerade dicke Daumenschrauben anlegen. Mit dem Konsolidierungsvertrag, im Volksmund auch Rettungsschirm genannt.

Heute, fünfeinhalb Jahre und etliche Sparrunden später, bleibt festzuhalten: Der Moment im Dezember 2012 war ein folgenreicher für die Bürger, die nunmehr mit höheren Steuern und Gebühren leben müssen. Dennoch war es ein guter Moment für die Kreisstadt. Und das nicht allein, weil Pinneberg in den Folgejahren seinen Etat mit Millionen aus Kiel unterfüttern konnte, Finanzspritzen aus der Landeshauptstadt gab es auch früher schon, sie trugen nur einen anderen Namen. Viel wichtiger als die Geldüberweisung: Pinneberg lernte seit 2012 das Planen. Weil es musste.

Das „betreute Haushalten“, von dem Spötter seinerzeit sprachen, hat sich also ausgezahlt. Auch weil es seit 2012 einen außergewöhnlich engen Draht zu den Haushaltshütern im zuständigen Innenministerium gibt. Gemeinsam wurden Strategien entwickelt, zuweilen gab’s auch mal richtig Druck aus Kiel. Eine Folge: Pinneberg arbeitet derzeit konsequent das Debakel um ausstehende Bilanzen auf. Wurde Zeit.

Dass die Kreisstadt heute über den Berg ist, wird keiner behaupten. Der Etat 2018 wies noch immer ein sattes Defizit von mehr als acht Millionen Euro aus. Doch gibt es Anlass zu Hoffnung. Auf nachhaltige Rettung aus der Klemme. Auch ohne Schirm. Mit eigener Strategie, die weiter verstärkt auf Ansiedlung von Gewerbesteuer zahlenden Firmen setzt. Pinneberg kann sich beweisen.