Tornesch. Ratsversammlung vereidigt Sabine Kählert als neue Bürgermeisterin und beschließt, ihren langjährigen Vorgänger zu ehren.

Roland Krügels Ära als Bürgermeister Torneschs ist am Sonnabend zu Ende gegangen. Bei einer Sondersitzung der Ratsversammlung mit Festakt in der Klaus-Groth-Schule ist er nach 32 Amtsjahren in den Ruhestand verabschiedet worden. Nachfolgerin Sabine Kählert wurde im Anschluss vereidigt. Und: Die Ratsversammlung ernannte Krügel zum Ehrenbürger.

„Danke. Ich bin tief gerührt“, sagte Krügel, nachdem die Entscheidung der Politiker vor den etwa 200 Gästen des Festaktes verkündet worden war. Das Publikum reagierte auf die Ehrung mit anhaltendem Applaus für den Mann, der Torneschs jüngere Geschichte wie vermutlich kein Zweiter geprägt hat. In seiner Amtszeit ist Tornesch von einer 8500 Einwohner zählenden Gemeinde zu einer Stadt mit rund 14.000 Bürgern angewachsen. Die Wirtschaft ist heute viel stärker als einst; Schulen, Kitas, Altenwohnheime und Freizeiteinrichtungen sind gebaut worden, der Bahnhofsvorplatz ist entstanden. In Krügels Ära kamen internationale Konzerne in die Stadt, wurde der Businesspark an der Autobahn realisiert.

„Roland Krügel war ein Glücksfall für Tornesch“, befand der langjährige SPD-Bürgervorsteher Peter Daniel beim Festakt, an dem Vertreter aus Politik, Vereinen, Ministerien und Kreisverwaltung und Politik teilnahmen. Krügel habe Visionen gehabt und unermüdlich für deren Realisierung gekämpft, so Daniel. „Es war, als wenn man ständig auf der Überholspur gewesen wäre“, urteilte auch sein langjähriger Ratsgefährte Klaus Früchtenicht. Dass er als SPD-Mann Krügel würdige, der das CDU Parteibuch habe, das sei „schon fast ein Ritterschlag“.

Landrat Oliver Stolz kennt die unbequeme Seite des Roland Krügel. Doch die nötigt ihm Respekt ab. Krügel sei ungeduldig und meinungsstark gewesen, habe eine undiplomatische Gradlinigkeit an den Tag gelegt, dabei immer mit dem Fokus auf die Tornescher Belange. „Eines schätzten wir alle an ihm. Auf sein Wort konnte man sich verlassen“, so Stolz.

Aber auch auf seine Pfiffigkeit. Beharrlich habe er Fördergeld für die Stadt eingeworben und dabei teils auf unkonventionelle Weise Erfolg gehabt. Wenn es durch die Vordertür nicht geklappt habe, so habe er es immer noch mal durch die Hintertür versucht. Oft mit positivem Resultat. Aber er sei mit seiner Art auch hin und wieder angeeckt. Doch wer Krügel kenne, der wisse, dass hinter der rauen, burschikosen Fassade ein familiärer, liebevoller Mensch steckt.

Auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Ernst Dieter Rossmann, der Krügel viele Jahre politisch begleitet hat, konnte viel Positives über den Altbürgermeister berichten. Nicht nur dessen ausgeprägte Freude an einer „Schnäppchenjagd“, wenn es um Fördergeld ging, sei auffällig gewesen, sondern auch, dass er Jahr für Jahr Erfolge für seine Kommune präsentieren konnte. „Dass er nun Ehrenbürger ist, ist verdient“, sagte Rossmann. Krügel sei ein „schwarzer Roter mit grünen Gedanken und liberalen Elementen und einer guten Portion Herrschaftlichkeit“.