Wedel . Neue Ausstellung im Wedeler Ernst Barlach Museum über Leben und Wirken des Literaturnobelpreisträgers

Ein Rückblick auf die 68er ist für Jürgen Doppelstein unvollständig ohne ein Eingehen auf Hermann Hesse. Aufforderung zum Eigensinn, Aufbegehren gegen Autoritäten und Widerstand gegen Institutionen hat der Literaturnobelpreisträger mit seinem Werk vermittelt und wurde so wichtiger Ideengeber für die außerparlamentarische Opposition und die Hippiegeneration. 50 Jahre Studentenunruhen nimmt der Ausstellungsmacher des Ernst Barlach Hauses in Wedel zum Anlass für eine Rückbesinnung auf Werk und Rezeption unter dem Titel „Hermann Hesse – Dichter Maler Kultfigur“.

Wer das Geburtshaus von Ernst Barlach betritt, wird sofort mit dem Visionär Hermann Hesse konfrontiert. Ein Foto über eine ganze Wand zeigt ihn vor dem grandiosen Panorama der Tessiner Alpen und des Luganersees. Im Tessin lebte und arbeitete er mehr als 40 Jahre. „Das Weise und Asketische, das von seinen Bildern ausgeht“, so Doppelstein, findet sich in den folgenden Räumen. Dort zieht chronologisch nach Jahren geordnet und jeweils mit einem Foto illustriert Leben und Werk des Künstlers an dem Museumsbesucher vorbei.

Doppelstein hat mit „Siddhartha“ und „Der Steppenwolf“ zwei große Romane ausgesucht, um an ihnen exem-plarisch das Werk des Dichters zu spiegeln. Für das im 6. Jahrhundert vor Christus in Indien spielende Buch um die Suche nach Erleuchtung wählte er unter anderem Bilder des preisgekrönten Fotoreporters Will McBride, die dieser 1969 von einer Reise auf dem indischen Subkontinent mitbrachte. Zum „Steppenwolf“ zeigt das Wedeler Museum die Werke der Künstler Anthony Canham, Jaroslav Bradac, Gino Scarpa und Günter Böhmer, die mit ganz unterschiedlichen Stilen arbeiten.

Zudem sind von Hesse gefertigte Blätter mit Gedichten und Zeichnungen zu sehen, mit deren Erlös er von 1914 bis 1919 die deutsche Kriegsgefangenenfürsorge unterstützte. „Da fühlt man sich dem Künstler schon sehr nah“, sagt Doppelstein. Zudem werden rund 80 Bilder und Zeichnungen von Hesse präsentiert. Im Rahmen einer längeren Psychoanalyse hatte der den Rat bekommen, sich einen künstlerischen Ausgleich zu suchen. Er wählte das Malen als Therapie. „Hesse entwickelt keinen eigenen Malstil. Er benutzte unterschiedliche Techniken“, erklärt Doppelstein. Von kubistischen über impressionistischen bis zu fantastischen Einflüssen sind zu erkennen.

Viele Weggefährten kommen zu Wort, auch wird dem Einfluss Hesses auf die Hippiebewegung nachgegangen. Die Einführung bei der Vernissage liefert Dr. Volker Michels.

Vernissage: So 13.5. 12 Uhr, Mühlenstraße 1; Di-So 11-18 Uhr, bis 25.11., 8 Euro