Burkhard Fuchs. Vorstand der Kreistagsfraktion der Union lehnt eine weitere Kandidatur ab. Helmuth Ahrens soll das Amt übernehmen

Die Amtszeit von Kreispräsident Burkhard E. Tiemann (CDU) geht nach 15 Jahren zu Ende. In dieser Woche nominierte die neu gewählte CDU-Kreistagsfraktion einstimmig den Abgeordneten und Bürgervorsteher Halstenbeks, Helmuth Ahrens, für dieses höchste politische Amt im Kreis Pinneberg, über das auf Vorschlag der CDU-Fraktion der Kreistag auf seiner konstituierenden Sitzung am 20. Juni entscheiden wird.

Zuvor hatte Tiemann (72) am Mittwoch erklärt, dass er nicht wieder kandidieren werde. Damit kam er, der jetzt das Bürgermeisteramt in Kummerfeld anstreben soll, einer Abwahl zuvor. Bereits seit Januar hatte sich abgezeichnet, dass die CDU-Fraktion Tiemann nicht mehr für eine vierte Amtszeit nominieren wird. „Dafür hat er sich zu viele Skandale geleistet“, sagt ein CDU-Kreistagsmitglied, das nicht genannt werden möchte. Darüber soll der geschäftsführende Fraktionsvorstand der Kreis-CDU Tiemann am Tag nach der Kommunalwahl informiert haben, was diesen dann wohl zu seiner Rückzugsankündigung zwei Tage später veranlasst haben dürfte. Tiemann sagte am Freitag allerdings, für ihn habe dieser Rückzug seit langem festgestanden. „Helmuth Ahrens ist seit einem Jahr mein Kandidat.“

Aber eine Wiederwahl Tiemanns zum Kreispräsidenten wäre wohl auch sehr unwahrscheinlich geworden. „Wir hätten ihn nicht wieder gewählt“, versichert FDP-Fraktionschef Klaus G. Bremer. 2013 waren es die Stimmen der Liberalen, die bei 25 zu 22 Gegenstimmen den Ausschlag für Tiemann gaben. „Gott sei Dank hört er jetzt auf“, sagt Bremer. Sein Rückzug sei „überfällig“ gewesen. „Damit ist er einer Niederlage im Kreistag zuvor gekommen. Er ist jetzt reif gewesen zum Aufhören.“

So wurden bereits in den ersten beiden Amtsperioden Tiemanns Stimmen laut, die eine neutralere Amtsführung Tiemanns anmahnten. Das Fass zum Überlaufen brachte dann, als Tiemann 2014 eigenmächtig silberne und gar goldene Ehrennadeln an seiner Ansicht nach verdiente Bürger des Kreises Pinneberg verlieh. Eine völlig willkürliche Auszeichnung, über die es einen politischen Beschluss hätte geben müssen, monierte die Kreisverwaltung.

Damit war für Bremer und andere im Kreistag klar, dass es mit Tiemanns Versprechen bei seiner Wahl 2013, er würde keine Alleingänge mehr machen, nicht ernst gemeint war. „Da hat er uns vorgeführt“, ärgert sich Bremer.

Endgültig desavouiert hatte sich Tiemann, als er seine Reise nach Schlesien im Herbst 2015 als Dienstreise mit 800 Euro Fahrt-, Hotel- und Tagegeldkosten abrechnete, ohne dies zuvor mit den anderen Fraktionen abgestimmt zu haben. Als Konsequenz beschloss der Kreistag, dass der Kreispräsident künftig für alle Fahrten außerhalb Hamburgs und Schleswig-Holsteins die Genehmigung des Hauptausschusses des Kreistages einholen müsse. „Wir mussten das reglementieren, weil es Menschen gibt, die sonst nicht zur Vernunft kommen“, sagte dazu Grünen-Fraktionschef Thomas Giese.

Auch innerhalb der CDU isolierte sich Tiemann zunehmend. So wurden intern die Stimmen immer lauter, die den umgänglicheren Fraktionskollegen Ahrens lieber in der Rolle des Kreispräsidenten haben wollten. Und Ahrens (66), der noch Geschäftsführer der abzuwickelnden HSH-Nordbank-Holding ist, hat sich von den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein vor vier Wochen grünes Licht geben lassen, dass sie nichts gegen seine Nebentätigkeit einwenden würden, sofern er zum neuen Kreispräsidenten Pinnebergs gewählt würde. Die Zustimmung hätten diese vorab signalisiert, sagt Ahrens.

Er betonte aber, dass er dafür nur zur Verfügung stünde, wenn Tiemann sich vorher zurückzöge. Auf eine Kampfkandidatur ließe er sich nicht ein. Das habe er in einem Telefongespräch am Montag Tiemann noch mal deutlich gemacht, sagt Ahrens. Vor der Fraktionssitzung am Mittwoch habe Tiemann ihm seinerseits angekündigt, dass er nicht mehr antreten werde und ihn, Ahrens, für das Amt des Kreispräsidenten vorschlagen wolle, „und das habe ich dann auch getan“, so Tiemann im Gespräch mit dem Abendblatt.

Ahrens will sich aber nicht auf parteipolitische Spielchen einlassen. Entweder werde er vom Kreistag im ersten Wahlgang gewählt „oder ich lasse es bleiben“. Darum kandidiere er auch für das Amt des Bürgervorstehers in Halstenbek, der am 11. Juni gewählt wird. Unter Umständen würde er so bis September eine Doppelfunktion haben, so Ahrens, was aber rechtlich in Ordnung sei, wie es bereits geprüft worden sei. Dem Kreistag verspricht er: „Ich bin Teamplayer und werde die Sitzungen unparteiisch leiten.“ Repräsentative Aufgaben würde er als Kreispräsident mit seinen Stellvertretern absprechen.