Schenefeld. Europaweiter Wettbewerb für Landschaftsarchitekten und Stadtplaner ist gestartet. Am Jahresende liegen die Siegerentwürfe vor
Schenefeld sucht seinen neuen Stadtkern – und jetzt können Planer in ganz Europa an diesem Prozess mitwirken: Diese Woche hat der städtebaulich-freiraumplanerische Wettbewerb begonnen, bei dem bis Jahresende Landschaftsarchitekten und Stadtplaner die 20 Hektar große Fläche im Kernbereich der Stadt überplanen sollen. „Wir erwarten umsetzbare, aber durchaus auch visionäre Lösungsvorschläge“, sagt Schenefelds Stadtplaner Ulf Dallmann.
Mit dem offenen Wettbewerb – er muss laut europäischem Recht europaweit ausgeschrieben werden – startet die zweite Phase der Stadtkernsanierung, die 2014 begonnen hat und zu der es mehrere Bürgerversammlungen gab. Das Büro BPW Baumgart + Partner, das die Stadt auf dem Weg begleitet, hatte zunächst eine Bestandsaufnahme gemacht und den zu überplanenden Raum definiert. Daraus ergab sich die Sanierungssatzung, die von der Ratsversammlung im Dezember 2016 verabschiedet wurde. Sie umfasst das 20 Hektar große Areal, das im Süden das Rathaus und im Norden das Einkaufszentrum „Stadtzentrum“ einschließt.
BPW hat auch bereits einige Ideen entwickelt, die Bestandteil des Wettbewerbs geworden sind. So soll ein Bürgerzentrum zum neuen Mittelpunkt der Stadt werden, das Einrichtungen wie Bücherei, Volkshochschule und Bürgerbüro beherbergt und in Rathausnähe entstehen soll. Weitere Ziele sind die Einbindung von Freiräumen wie etwa die Bürgerwiese und der Düpenau-Grünzug, die Entwicklung von Gastronomie- und Freizeitangeboten, die Schaffung von Wohnraum, die Integration des Einkaufszentrums und die Überwindung der trennenden Wirkung der LSE. Die Straße selbst muss vierspurig bleiben. Sie soll jedoch so umgestaltet werden, dass ein mit Bäumen bepflanzter Grünstreifen in der Mitte entsteht. Die Fußgängerbrücke beim Stadtzentrum, auch Luninez-Brücke genannt, steht zur Disposition.
Der Wettbewerb ist in zwei Abschnitte geteilt. Bis zum 15. Juni haben Interessierte die Möglichkeit, ihre skizzierten Ideen zur städtebaulichen und freiraumplanerischen Grundkonzeption einzureichen. Im Juli tritt dann das Preisgericht zusammen, das aus sieben fachkundigen Architekten und je einem Vertreter der sechs Ratsfraktionen und Bürgermeisterin Christiane Küchenhof besteht. Sie suchen dann die besten Konzepte aus. Der Wettbewerb ist anonym, die Jury beurteilt die Arbeiten, ohne die Namen der Einsender zu kennen. Wer für den zweiten Teil ausgewählt wird, hat bis Mitte Oktober Zeit, seine Ideen in mehreren Lageplänen zu konkretisieren und ein Modell des möglichen neuen Stadtkerns und des angrenzenden Gebietes im Maßstab 1:500 zu erstellen.
Wettbewerb ist mit 55.000 Euro dotiert
Der zweite Wettbewerbsabschnitt soll idealerweise aus acht bis zwölf Teilnehmern bestehen. „Das kommt natürlich darauf an, wie hoch die Beteiligung insgesamt sein wird“, sagt Stadtplaner Dallmann. Was er sich dazu erhofft, will er nicht preisgeben. „Ich würde mich natürlich freuen, wenn sich trotz der derzeit guten Auftragslage viele Teilnehmer finden.“ Landschaftsarchitekten und Stadtplaner, die sich beteiligen, können nicht nur auf einen entsprechenden Anschlussauftrag hoffen. Der Wettbewerb ist mit 55.000 Euro dotiert. Davon erhält der Sieger 22.000, der Zweitplatzierte 16.500, der Drittplatzierte immerhin noch 11.000 Euro und selbst der vierte Platz wird mit 5500 Euro prämiert. Wer gewinnt, entscheidet das Preisgericht Ende Oktober.
Frühere Konzepte für den neuen Stadtkern
Im Anschluss sollen die Siegerentwürfe und die weiteren Ideen in einer öffentlichen Ausstellung präsentiert werden. Zu diesem Zeitpunkt können sich die Bürger der Stadt endlich optisch einen Eindruck verschaffen, wie ihr neuer Stadtkern einmal aussehen könnte. „Wir erwarten dreidimensionale Ansichten von der zukünftigen Entwicklung“, sagt Dallmann. Bis zur baulichen Umsetzung wird es allerdings noch etwas dauern. „Dieses Jahr steht ganz im Zeichen des Wettbewerbs, der 2019 Grundlage des anschließenden Bebauungsplans wird“, so der Stadtplaner weiter. Sobald der B-Plan – er ist die dritte Phase des Stadtkernprozesses – Rechtskraft erlangt hat, erfolgt als Letztes die bauliche Umsetzung. Dallmann: „Ab 2020 rechnen wir mit den ersten Bauarbeiten.“ Zunächst werde es darum gehen, Leitungen zu verlegen, Straßen umzulenken und Gebäude wie die alte Bücherei und das jetzige Bürgerbüro abzureißen. „Mit den ersten Hochbauten kann voraussichtlich 2022 begonnen werden“, so Dallmann weiter.
Die Umsetzung werde zunächst auf den Flächen beginnen, die der Stadt gehören. Insgesamt befinden sich die Grundstücke im Besitz von 40 bis 50 Eigentümern. „Die Stadtkernentwicklung stellt ein Angebot an die privaten Eigentümer dar, ebenfalls zu investieren. Wenn das passiert, dann funktioniert der Prozess“, sagt Dallmann. Er rechnet bis 2030 mit Gesamtinvestitionen von 20 bis 30 Millionen Euro. Die Stadt selbst erhält für ihre Investitionen in Millionenhöhe Zuschüsse aus dem Städtebauförderprogramm. Dallmann: „Zwei Drittel der Kosten kommen von Bund und Land, ein Drittel zahlen wir.“