Helgoland/Pinneberg. Drostei-Ausstellung zeigt Malerei von Erhard Göttlicher und Fotografien von Lilo Tadday und Thorsten Berndt. Ab 29. April.
Helgoland war schon immer ein fruchtbarer und inspirierender Ort für Künstler. Deutschlands einzige Hochseeinsel, zum Kreis Pinneberg gehörend, ist voller Gegensätze: Einerseits Schutz und Lebensraum für Mensch und Tier, andererseits Naturgewalten ausgeliefert. Weitab vom Festland ist sie mal ein Ort der Einsamkeit – und mal das Ziel Tausender Tagestouristen.
Sie ist nicht mehr als ein gut vier Quadratkilometer großer Fels in tosender See, gleichzeitig war sie aber auch über Jahrhunderte Ziel militärischer Strategen. Sie hat Stürme und Sturmfluten überstanden, ebenso den Versuch der Sprengung durch britisches Militär im Jahr 1947.
Die Arbeiten geben den Blick frei auf Unbekanntes der Insel
„Denken wir heute an Helgoland, dann haben wir zumeist die Lange Anna, kunterbunte Hummerbuden und Robbenbänke vor Augen, sicherlich millionenfach von Touristen mit Fotohandys dokumentiert“, sagt Stefanie Fricke, Künstlerische Leitung Drostei. „Mit den Arbeiten von Erhard Göttlicher sowie Thorsten Berndt und Lilo Tadday haben wir die Chance, Helgoland noch einmal mit ganz anderen Augen zu sehen, denen des Künstlers.“
In der Drostei zeigen die Drei vom 29. April bis zum 10. Juni in der Ausstellung „Helgoland in Sicht“ sowohl ältere, als auch ganz neue Arbeiten: Bekanntes in neuem Licht, aber auch viele kleine, unbekannte und hintergründig schöne Blicke auf Helgoland abseits des Klischeehaften, die zu entdecken es mehr Zeit braucht als ein paar wenige Stunden des Inselaufenthalts. Göttlicher und Berndt zieht es immer wieder zum Arbeiten auf die Insel, Tadday lebt ganzjährig dort.
Der Uetersener Erhard Göttlicher malt hauptsächlich mit Acryl auf Karton. Durch eine hohe Verdünnung erreicht er einerseits eine leichte, fast aquarellhafte Anmutung, die sich besonders in den wilden Wolkenspielen zeigt, gleichzeitig aber ermöglicht Acryl auch eine Trennschärfe und Detailtreue, mit der er seine Arbeiten beinahe architektonisch komponiert. Von Menschenhand geschaffene Betontetrapoden oder Kaimauern kontrastieren immer wieder zum mal sanften, spiegelglatten, mal aufbrausenden Meer und tief hängenden Wolken.
Pastellfarbene Fassaden versus grauem Beton
Auch der Uetersener Fotograf Thorsten Berndt hat einen Blick für Kontraste, den er mit seiner Schwarz-Weiß-
Serie aus den Jahren 2001 und 2002 belegt. Für die Ausstellung in der Drostei ist er im Herbst 2017 noch einmal nach Helgoland gefahren und hat, noch immer in meist analoger Technik, das Gestaltungselement „Farbe“ hinzugenommen.
Herausgefordert fühlte er sich dabei besonders von der pastelligen Farbpalette der Architektur, die ihn zu seinen kachelartigen Arbeiten inspirierte. Und auch den verwitterten Zeitzeugen des Dritten Reichs aus Stahl und Beton widmet er eine Bilderserie.
Die Arbeiten von der Helgoländer Fotografin Lilo Tadday sind voller Dynamik: Der Blick über den Bug eines Börtebootes lässt uns Gischt und Wellengang förmlich spüren. Und selbst der lichte Spalt zwischen roten Felsen hindurch offenbart die verändernde Kraft von Wind und Wasser und macht sie greifbar. Lilo Taddays Arbeiten sind eine Hommage an die Natur und die Menschen, die mit ihr leben. Seit etwa
45 Jahren lebt und arbeitet sie auf Helgoland, eröffnete 1998 ihre eigene Fotogalerie auf Helgoland „Hummerbude 36“. Für die Ausstellung in der Drostei hat die Insulanerin Arbeiten ausgewählt, die zum Teil noch nicht zu sehen waren und Helgoland abseits des Üblichen und Klischeehaften skizzieren.
Vernissage: Sonnabend, 28. April, von 16 Uhr an, Pinneberger Drostei, Dingstätte 23, freier Eintritt. Ausstellung: von Sonntag, 29. April, bis zum Sonntag, 10. Juni, geöffnet Mittwoch bis Sonntag, von 11 bis 17 Uhr, Eintritt 3 Euro, ermäßigt 1,50 Euro, Schüler haben freien Eintritt.