Elmshorn. Alexandra Eltze aus dem städtischen Ordnungsamt löst Marktmeister Kai Krüger nach fast 21 Jahren in Elmshorn ab.
Die große Auswahl und die persönliche Atmosphäre, die sowohl die Händler als auch ihre treuen Stammkunden schätzen, sprechen für den traditionsreichen Wochenmarkt in Elmshorn, der bereits seit 1741 immer mittwochs und sonnabends stattfindet. Damals wie heute bieten zahlreiche Marktbeschicker ihre Waren in der Krückaustadt an. Von Apfel und Aal über Rosen und Unterwäsche bis hin zu Zwiebeln und Ziegenkäse gibt es auf dem Buttermarkt praktisch alles zu kaufen – immer häufiger auch in Bio-Qualität, meistens aus der Region. Klönschnack und flotte Sprüche gibt es gratis dazu.
Krüger wird in Oldenburg Vollstreckungsbeamter
Ein Mann hat den Markt in den vergangenen zwei Jahrzehnten stark geprägt: Marktmeister Kai Krüger. Nun wird der 48-Jährige die Stadt Elmshorn verlassen und damit auch den Wochenmarkt. Er und seine Frau Tanja Krüger, die bislang im Schulamt der Stadt gearbeitet hat, haben sich in Oldenburg in Holstein ihren Traum erfüllt und einen Resthof gekauft. „Bislang pendeln wir täglich 256 Kilometer“, sagt Krüger, der bisher in Tornesch gelebt hat. Ihre Söhne (14 und 18) würden bereits in Oldenburg zu Schule gehen. Der nächste Schritt, sich beruflich neu zu orientieren, sei da nur konsequent. Er wird am 16. April in der Stadt Oldenburg als Vollstreckungsbeamter anfangen.
Krügers Nachfolge tritt Alexandra Eltze an, die zuvor anderthalb Jahre im Ordnungsamt der Stadt Elmshorn gearbeitet hat. Die 45-Jährige hatte viele Jahre im Einzelhandel gearbeitet. Sie wird dann ab 1. April das Standgeld bei den Händlern einsammeln, das auch für Reinigung, Schornsteinfeger und Winterdienst verwendet wird. Krüger suchte immer das Gespräch mit den Marktbeschickern, auch wenn die von so mancher Neuerung erstmal wenig angetan waren. „Als ich vor neun Jahren mit dem ersten Blumenstand kam, war das für die alteingesessenen Händler ein No-Go“, sagt er. Für sie war es zunächst undenkbar, dass etwas anderes als Lebensmittel auf dem Markt verkauft wird. Später seien sie die treusten Kunden am Blumenstand geworden.
Der Wettbewerb sei härter geworden. Die Discounter würden in jede Nische drücken und längst eine breite Palette an regionalen und Bioprodukten im Sortiment führen. Sein Motto: „Wir sitzen in einem Boot“, sagt Krüger. „Wir können zusammen schwimmen oder gehen gemeinsam unter.“ Er für seinen Teil schwimme lieber. Krüger hat es geschafft, den Wochenmarkt auch in harten Zeiten immer weiter auszubauen. So sind am Sonnabend 70 bis 75 Stände, am Mittwoch 60 Stände auf dem Buttermarkt zu finden. Zehn bis 15 mehr pro Markttag als in der Zeit, als er Ernst-Wilhelm Ehmke als Marktmeister beerbte.
In der Markthalle am Buttermarkt, ursprünglich als Lagerhalle geplant und vom Lederfabrikanten Johann Hinrich Strecker 1920 erbaut, geht es normalerweise mittwochs und sonnabends emsig zu. Derzeit musste die Stadt die Halle aber wegen Mäusebefalls bis auf weiteres schließen. 14 feste Verkaufsstände bieten hier sonst für gewöhnlich während des Wochenmarktes ihre Waren an und ergänzen damit das Sortiment der Verkaufsstände auf dem Buttermarkt.
„Früher gab es fast ausschließlich Fleisch, Wurst und Käse hier zu kaufen“, sagt Krüger, der 30 Jahre bei der Stadt Elmshorn angestellt war. Heute können Besucher neben Blumen und Fleisch auch handgefertigte Schokolade, Milchprodukte, Backwaren, Kindersachen, Tee oder gebrauchte Bücher einkaufen. Seit Jahresanfang sind noch zwei neue Händler, die Unterwäsche sowie individuelle Damenmode verkaufen, dazu gekommen. In der Kaffeeklappe sitzen die Marktbesucher bei Kaffee und Kuchen.
Der Erhalt des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes ist bei den Planungen zur Stadtentwicklung im Sanierungsgebiet Krückau-Vormstegen, die auch die Neugestaltung des Buttermarkt vorsieht, unumstritten. Wie die Räume im oberen Teil des Gebäudes nach der Sanierung später einmal genutzt werden könnten, wird noch beraten.
Die Wurstscheiben flogen beim Schneiden an die Decke
Krüger verbindet mit der Markthalle manche Anekdote. „Als sie 2009 an den Strom angeschlossen wurde, kam der erste Fleischer zu mir und sagte, beim Wurstschneiden würden die Scheiben an die Decke fliegen“, sagt er. Zunächst hielt er das für einen Witz, doch als der nächste Fleischer aufgeregt ankam und das gleiche Erlebnis schilderte, nahm er die Sache ernst. „Wie sich herausstellte, hatten die Stadtwerke die Pole falsch angeschlossen.“ Die Sache war schnell behoben. Auch Stromausfälle kamen immer wieder mal vor.
Eltze, die in Horst lebt und von sich sagt, sie habe Hummeln im Hintern, will am bewährten Konzept des Marktes festhalten. „Ich hoffe, ich kann die großen Fußstapfen meines Vorgängers ausfüllen“, sagt sie. Die Messlatte sei hoch.