Tornesch. Tornescher Politiker segnen Pläne für 3,7 Millionen-Euro-Neubau Seepferdchen ab. Kita-Außenstelle an Fritz-Reuter-Schule

Vor knapp 18 Monaten hat die Stadt Tornesch den Startschuss für das Projekt Kita-Seepferdchen gegeben. Damit sollte der Mangel an Kita-Plätzen – der Stadt fehlen etwa 30 Plätze – schnell beseitigt werden. Vieles lief wie gewünscht, vieles aber überhaupt nicht. Der Baubeginn für die Kita hat sich stark verzögert, der Projektplaner musste gewechselt werden, der Wunsch nach einer Fertigstellung noch in diesem Jahr ist wie eine Seifenblase geplatzt. Mit einem neuen Projektentwickler hat das Vorhaben nun wieder Fahrt aufgenommen: Am 30. Juni 2019 soll die Kita eröffnet werden.

Gesamter Kitabereich soll „schuhfreie Fläche“ werden

Die Lage in Tornesch ist kompliziert geworden. Jahrelang war die Stadt mit einer außerordentlich hohen Versorgungsquote bei den Kitas gesegnet, der stetige Zuzug junger Familien hat die Versorgungskapazitäten Stadt aber schnell gesprengt. Allein im Krippenbereich ist die Versorgungsquote von einst 100 Prozent auf 58 Prozent gesunken.

Politik und Verwaltung haben daher im Hauruck-Verfahren den Neubau im Stadtquartier „Am See“ beschlossen. Um Kosten zu sparen, sollte die Kita Merlinweg weitgehend kopiert werden. „Im Nachhinein betrachtet war der Vorschlag von mir, die Kita Merlinweg zu kopieren, falsch“, sagt Verwaltungschef Roland Krügel. „Aber keiner wusste vorher, auf welche Probleme wir stoßen würden, dass es deutlich teurer werden würde, als geplant. Der Druck war da, wir mussten handeln.“

3,69 Millionen Euro wird der komplette Kita-Bau die Stadt gemäß der aktuellen Planungen des Architekturbüros Paloh kosten. Davon entfallen 1,8 Millionen Euro auf das Gebäude selbst und 450.000 Euro auf die Gestaltung der Außenanlagen. Zwei Krippenräume, drei Elementargruppen, eine variabel nutzbare Küche, einen Bewegungsraum und einen Werk- und Töpferraum inklusive Ofen sehen die Pläne des Architekten Roland Paloh vor. Lichtschächte im Obergeschoss sollen für Licht in den Fluren sorgen, der gesamte Kita-Bereich soll „schuhfreie Fläche“ werden. „Gerade im Winter macht Split viel Dreck, beschädigt die Böden. Zudem können Kinder barfuß in den Split treten, das wollen wir vermeiden. Schuhfrei ist heutzutage meiner Meinung nach Muss in einer Kita“, sagt Paloh.

Anstatt ein komplettes Satteldach wie bei der Kita Merlinweg zu nutzen, wird ein Teil der Anlage mit einem Flachdach ausgestattet, das begrünt werden soll. Die Außenflächen werden teilweise mit Lärchenholz verkleidet. Die Pläne werden von der Politik begrüßt, dennoch gibt es kritische Stimmen. Kai Schmidt (CDU) glaubt, dass mit dem Flachdach Platz verschwendet werde, dort könnten weitere Räume entstehen. Paloh hält dagegen: „Die oberen Räume wären nicht mehr barrierefrei. Wir hätten dann eine Problemsituation.“ Zudem wäre der Bau nicht mehr förderfähig, eine Überplanung würde nochmals Geld und Zeit kosten.

CDU-Chef Daniel Kölbl kritisiert, dass die Kita in Awo-Trägerschaft kommen werde, weil das Auswahlverfahren „nicht fair gegenüber anderen Trägern gewesen“ sei. Er hätte sich mehr Optionen gewünscht. Und Fehler der Verwaltung sowie die Suche nach einem neuen Planer hätten viel Zeit und Geld gekostet. Eine bessere, günstigere Planung wäre möglich gewesen, glaubt er.

SPD-Chef Manfred Mörker bezweifelt dies. „Wir haben den Merlinweg wegen Zeitdrucks kopiert. Wenn die CDU meint, das gehe günstiger, dann erwarte ich konkrete Vorschläge.“

Einstimmig wurden die Pläne für die Kita im Bildungsausschuss verabschiedet und weiterhin 20 neue Kita-Plätze für Kinder zwischen drei und sechs an der Awo-Außenstelle an der Fritz-Reuter Schule einzurichten. Diese Kita-Plätze sollen vom 1. August an dort so lange erhalten bleiben, bis die Kita Seepferdchen fertiggestellt ist. Betriebskosten bis Ende des Jahres: etwa 72.700 Euro. Dies wäre die zweite provisorische Lösung, um den Mangel an Plätzen zu beheben. Beim Bonhoefferhaus betreibt die Stadt ebenfalls eine Kita-Außenstelle in Trägerschaft der Awo.