Pinneberg. Wirbel um Pinnebergs XL-Campus: Investoren wollen einen Kaufvertrag nachbessern, doch da spielt die Politik erstmal nicht mit.
Wieder mal Wirbel um Pinnebergs Leuchtturmprojekt, den XL-Campus in der Parkstadt Eggerstedt: Investoren, die unter anderem ein Luxushotel und eine Akademie hochziehen wollen, fordern, einen im Februar unterzeichneten Vertrag für ein Grundstücksgeschäft zu ihren Gunsten umzuschreiben. Am Donnerstagabend ließ die Politik sie während der Sitzung der Ratsversammlung abblitzen – trotz vorheriger Mahnung von Bürgermeisterin Urte Steinberg, das gesamte Projekt könne scheitern.
Nur knapp einen Monat ist es her, dass der Grundstücksdeal als wichtiger Baustein des XL-Campus gefeiert worden war. Da hatte Steinberg im Beisein des Notars Boris Reski den Kaufvertrag mit Thorsten Schütte vom Hamburger Planungsbüro Premero unter Dach und Fach gebracht. Die Eckdaten: Pinneberg verkauft der von Premero gegründeten Projektgesellschaft CEP ein 20.000 Quadratmeter großes Grundstück auf dem Areal der ehemaligen Eggerstedt-Kaserne. Die CEP zieht dort unter anderem besagtes Hotel hoch, das vom Hamburger Kult-Hotelier Gert Prantner betrieben wird.
Fünfsterne-Hotel geplant
Prantner, einst Chef des angesehenen Hamburger Hotels Vier-Jahreszeiten, hatte sich Ende Februar gegenüber dem Abendblatt sehr optimistisch geäußert. Der Standort Pinneberg werde „langfristig aufgewertet“, er rechne mit dem Baubeginn noch in 2018. Die Qualität der Herberge werde im Bereich eines Fünfsterne-Hauses liegen, der Name des Hotels womöglich Steigenberger sein.
Dergleichen ist jetzt zumindest wieder fraglich. Denn die Investoren wollen einen Passus streichen lassen, den die Stadt nicht ohne Grund aufnehmen ließ. In dem Vertrag hatte sich die Projektgesellschaft CEP zugesichert, dass zukünftige Mieter ihren Firmensitz nach Pinneberg verlegen, was der Stadt zusätzliche Gewerbesteuereinnahmen bescheren würde.
Ein Zugeständnis an die Stadt, das offenkundig etwas voreilig gemacht wurde. CEP soll nunmehr mitgeteilt haben, dass Mitinvestoren diese Regelung „keinesfalls akzeptieren“ würden. Was das bedeutet, machte Bürgermeisterin Steinberg der Politik in ihrer Sitzungsvorlage unmissverständlich klar. Entweder die Stadt akzeptiere den Änderungswunsch, oder der Käufer werde den Vertrag nicht erfüllen können. Dann werde die Stadt auf bereits entstandenen Kosten sitzen bleiben. „Vor allem aber würde das Projekt in diesem Fall vermutlich als insgesamt gescheitert anzusehen sein“, so Steinberg weiter.
Politik wird von Entwicklung überrascht
Für die Politik kam diese Entwicklung am Donnerstagabend völlig überraschend. Die Mitglieder der Ratsversammlung fanden die Nachbesserung für den Vertrag vor der Sitzung auf ihren Tischen, kurz darauf sollten sie in vertraulicher Sitzung abnicken. Daraus wurde nichts, auf CDU-Antrag wurde das Thema in den Finanzausschuss Ende April vertagt.
Offen wollte sich am Freitag erwartungsgemäß niemand aus der Politik zum Geschehen äußern. Die Sitzung sei vertraulich gewesen. Hinter vorgehaltener Hand jedoch wird Unmut hörbar. „Es ist längst unklar, wer hinter dem ganzen Projekt steht“, so ein Ratsherr. Es sei immer wieder von rätselhaften Mitinvestoren die Rede, die niemand kenne. „Zunehmende Unsicherheit wird deutlich spürbar“, lässt ein weiteres Ratsmitglied vernehmen. Man habe sich auf „eine harte Linie“ verständigt. Mit Spannung wartet die Politik nun ab, ob die erste Rate des vereinbarten Kaufpreises vereinbarungsgemäß bei der Stadt eingeht. Anfang April müsste Geld fließen. Dem Vernehmen nach 900.000 Euro. Zahlt die Projektgesellschaft nicht, fallen Verzugszinsen an, angeblich satte neun Prozent.
Pinnebergs Kaserne sorgte erst vor einer Woche für Schlagzeilen. Völlig überraschend für Politik und Stadtverwaltung hatte das Oberverwaltungsgericht in Schleswig die Planung für die gesamte Parkstadt gekippt. Der B-Plan 115, in dessen Geltungsbereich auch Prantners Hotel fallen würde, wurde wegen Verfahrensfehlern für nichtig erklärt. Die Stadt muss das Bauplanungsverfahren nun neu aufrollen.