Kommandeur Oberst Skamel sagt: Zahl der Lehrgangsteilnehmer soll noch in diesem Jahr von 7500 auf 10.500 steigen. Fest geplant.

Im 30. Jahr ihres Bestehens steht die Unteroffizierschule der Luftwaffe in Appen vor großen Herausforderungen. „Wir sind aber bereit für die Zukunft, wenn wir genügend Unterstützung bekommen“, sagt Kommandeur Oberst Michael Skamel. Die Zahl der Lehrgangsteilnehmer werde in den nächsten Jahren deutlich steigen.

Und das recht schnell, von 7500 im vorigen auf 10.500 möglichst noch in diesem Jahr. Zu ihrem runden Geburtstag werde die Unteroffizierschule, die alle Feldwebel und Unteroffiziere der Luftwaffe ausbildet, also kräftig wachsen. „Das erfordert Personal und Infrastruktur“, sagt Skamel, der über 420 Mitarbeiter in Appen verfügt.

Dafür solle von April sogar an eine weitere, die 13. Inspektion aufgebaut werden. „Die Grundlagen dafür liegen uns aber noch nicht vor.“ Es werde zwar etwas eng werden in den Schulungsräumen, so Oberst Skamel. Das große Hörsaalgebäude, der sogenannte Flieger in der Marseille-Kaserne in Appen, sei dafür noch „groß genug“. Aber die bisherige Vorgabe – ein Team, ein Hörsaal – werde sich nicht mehr halten lassen. „Die Fachlehrer springen in den Klassenräumen hin und her.“

Hintergrund dieses enormen Schülerzuwachses sei die personelle Verstärkung der Bundeswehr auf 198.000 Soldaten und 61.000 Zivilbeschäftigte, wie sie Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) angekündigt hat. 14.300 zusätzliche Soldaten würden das sein, so Oberst Skamel. Es sei keine leichte Aufgabe, dies zu erreichen, da auch die Bundeswehr mit dem demografischen Wandel zu kämpfen habe. „Wir stehen bei der Nachwuchswerbung immer in unmittelbarer Konkurrenz zur Feuerwehr und Polizei.“

In die digitale Ausstattung der Schule werde bereits kräftig investiert. Da sei die Unteroffizierschule in Appen inzwischen besser dran als so manche allgemeinbildende Schule in der Region, erklärt Skamel. Alle Schulungsräume verfügten mit modernen Smartboards über einen digitalen Informationsfluss. 500 neue Laptops seien bereits angeschafft, weitere 500 sollen folgen. Jetzt komme es darauf an, den jungen Leuten das Wissen richtig zu vermitteln. Diese hätten in den Schulen zumeist kooperativ und eigenverantwortlich zu lernen gelernt. Anders als es viele ältere Soldaten noch aus ihrer eigenen Schulzeit kennen würden. „Wir müssen darauf vorbereitet sein, dass unsere Feldwebel ganz anders zu lernen gelernt haben.“

Auch die Ausstattung der Unterkünfte müsste weiter modernisiert werden. Aktuell teilten sich zwei Stuben ein Bad. Künftig werde es auch in der Kaserne „Hotelstandard“ geben müssen, dass „jede Stube über eine eigene Nasszelle verfügt“, kündigt der Kommandeur an. Und auch für die technische Ausrüstung einer ständigen Internetfähigkeit der Kaserne müsse gesorgt sein, um attraktiv für junge Leute zu sein, forderte Skamel. „WLAN ist heute existenziell für den Nachwuchs.“

Aktuell würden bis 2020 rund 20 Millionen Euro in die Modernisierung der Unteroffizierschule gesteckt, fast die Hälfte davon allein 2017/18 in die Sanierung der Verwaltungsräume und Unterkünfte. Ein Programm, das seit 2015 läuft. Insofern könne darin noch nicht berücksichtigt sein, dass nun die Schulungszahlen steil ansteigen dürften, sagt Schulsprecher Michael Schmidt.

Für die Region habe die Unteroffizierschule der Luftwaffe eine sehr wichtige Bedeutung, sagt Hans-Joachim Banaschak (CDU), Bürgermeister der Standortgemeinde Appen. „Wir fühlen uns der Bundeswehr und der Unteroffizierschule sehr verbunden.“ Die Freiwillige Feuerwehr seiner Gemeinde pflege eine sehr lebendige Patenschaft mit der ersten Lehrgruppe der Schule. „Unsere Firmen profitieren von den Aufträgen der Bundeswehr. Die Soldaten gehen hier essen und zum Friseur, tanken ihre Autos in Appen“, sagt Banaschak über den größten „Betrieb“ in seiner Gemeinde, auch wenn viele Berufssoldaten darunter seien, die aus anderen Regionen Deutschlands stammten.

Für Uetersen ist die Schule ein wichtiger Wirtschaftsfaktor

Zum 30-jährigen Bestehen der Unteroffizierschule hätten sich die Gemeindevertreter eine kleine Überraschung als Geschenk ausgedacht, erzählt Banaschak. So werden alle Ortseingangsschilder Appens mit einer gelben Schleife versehen, die die enge Verbundenheit Appens zur Unteroffizierschule zum Ausdruck bringen sollen. Die Schleifen würden gut sichtbar an den Schildern angebracht, erklärt er. Eine Aktion, die auch in anderen Bundeswehrstandorten praktiziert werde.

Auch die Stadt Uetersen, die früher als Fliegerhorst Uetersen der Kaserne ihren Namen gegeben hat, unterhält von Anfang an engste Verbindungen zur Unteroffizierschule. Seit 1996 gibt es eine offizielle Patenschaft zwischen der Rosenstadt und der Luftwaffenschule. Auf Verwaltungs- und Vereinsebene werde ein reger Austausch mit der Schule gepflegt, sagt Bürgermeisterin Andrea Hansen. „Sie ist auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für unsere Region, insbesondere für das Handwerk.“

Weitere Kooperationen sind die Freiwillige Feuerwehr in Halstenbek und das Technische Hilfswerk Pinneberg mit der Unteroffizierschule eingegangen. Am Hubertusschießen nehmen jedes Jahr zahlreiche Vereine aus dem Kreisgebiet teil. Auch das gesellschaftliche Leben wird gemeinsam gefeiert. So kann der Kommandeur jedes Jahr zum Salvatorabend viele Hundert Gäste aus Wirtschaft und Politik begrüßen. Bürgermeisterin Hansen ist seit neun Jahren jedes Mal dabei. „Auch wenn einige sagen, früher sei es ohne Frauen auch schön gewesen.“

Und zum Jubiläum kommt der Airbus A400M

Vor 30 Jahren hat die Unteroffizierschule der Luftwaffe in Appen ihre Lehrtätigkeit aufgenommen. Das zukünftige Fach- und Führungspersonal der Luftwaffe, so das damalige Ziel, sollte dort zentral ausgebildet werden. Und so geschieht es seitdem. Drei Jahrzehnte Unteroffizierschule – das wird im Sommer in der Marseille-Kaserne mit einem Großereignis begangen.

Am 9. Juni kann das Jubiläum mit dem Tag der Bundeswehr gefeiert werden. „Das ist unser Geburtstagsgeschenk an die Menschen in der Region“, sagt Oberst Michael Skamel, Kommandeur der Unteroffizierschule. Zu sehen ist unter anderem eine Waffenschau, wie es sie in der Region selten, wenn nicht gar noch nie zuvor gegeben hat.

Bundeswehr präsentiert sich an 16 Standorten gleichzeitig

Der Tag der Bundeswehr wurde vor vier Jahren erstmals organisiert und ist ein Großereignis für die Streitkräfte. An 16 Standorten gleichzeitig – verteilt über die gesamte Bundesrepublik – öffnen sich die Kasernentore. Knapp 300.000 Besucher werden bundesweit erwartet, sagt Marko Wilckens, Projektoffizier für die Appener Veranstaltung. In der Marseille-Kaserne rechnen die Gastgeber mit 10.000 Besuchern. Beworben wird das Appener Großereignis von der Westküste bis Ahrensburg, sagt der Hauptmann.

1988 gegründet

1988 ist mit der Unteroffizierschule (USLw) in der Marseille-Kaserne eine zentrale Ausbildungsstelle der Luftwaffe geschaffen worden.

Vorher hatten viele Verbände der Luftwaffe eigene Ausbildungslehrgänge.

Vor 1988 gab es in Appen eine Grundausbildung der Luftwaffe sowie bis 1972 einen militärischen Flugbetrieb mit Pilotenausbildung.

Der Fliegerhorst wurde 1975 nach dem Weltkriegspiloten Hans-Joachim Marseille in Marseille-Kaserne benannt.

1955 hatte die Royal Air Force die Immobilien an die gerade gegründete Bundeswehr übergeben.

Die Briten waren mit ihrem Einmarsch in Appen im Frühjahr 1945 Hausherren geworden.

Die Nationalsozialisten hatten den „Fliegerhorst Uetersen“ 1935 gegründet. pö

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Drei Leitthemen haben sich die Appener gesetzt. So sollen die Einsätze der Soldaten in den Mittelpunkt gerückt werden. An Stationen wird gezeigt, was vor Ort gemacht wird. Die Bundeswehr präsentiert sich Ausbildungsbetrieb und Arbeitgeber „Wir schnüren ein Riesenpaket“, sagt Wilckens.

Ein Airbis A400M|
Ein Airbis A400M| © picture alliance / Arnaud Beinat | Arnaud Beinat

So wird in Appen wird mit einer Transall-Transportmaschine das größte Bundeswehr-Flugzeug dabei sein, das auf der Graspiste landen kann. Und zweimal soll der neue Transportflieger der Bundeswehr, der Airbus A400M, vorbeischauen. Er wird nicht landen, aber so tief über die Köpfe der Zuschauer hinwegfliegen, dass der Lademeister in einer der Luken zu erkennen sein dürfte. Interessant für alle, die einmal selbst in die Luft gehen wollen: 30 Schnupperflüge mit einer Dornier Do 28 werden verlost. Und mit dem Patriot-Luftabwehrsystem ist eines der modernsten Waffensysteme der Bundeswehr zu sehen.

Auch andere Teilstreitkräfte werden militärisches Großgerät nach Appen schaffen. So ist eine Panzerhaubitze zu besichtigen. Ein leichter Hubschrauber ist zu sehen, wie ihn die Terrorbekämpfer des Kommandos Spezialkräfte (KSK) benutzen. Polizei und Feuerwehr aus der Region machen mit.

Ins Bewusstsein der Menschen soll auch die Aufgaben der Soldaten im Rahmen des Katastrophenschutzes gerückt werden. Die geht weit über das Befüllen von Sandsäcken hinaus. 1976, als der Elbdeich in Hetlingen gebrochen und die rettende Straße in Richtung Holm bereits überflutet worden war, konnten die Eingeschlossenen per Hubschrauber ausgeflogen werden.

Ausstellung arbeitet Geschichte der Kaserne auf

Es gibt ein Bühnenprogramm, RSH-Mann Carsten Kock moderiert, und das Marinemusikkorps Ostsee spielt. Die Verteidigungsministerin – in Appen gehen die Soldaten davon aus, dass Ursula von der Leyen ihre oberste Dienstherrin bleibt – besucht einen der 16 Standorte des Tages der Bundeswehr. Die Rede, die sie dort hält, wird per Großleinwand auch an die andere 15 Standorte übertragen.

Und natürlich wird die Geschichte der Unteroffizierschule mit einer Ausstellung aufgearbeitet. Auf einer Website und einer Facebookseite ist zu sehen, was sich bis zum Tag der Bundeswehr in Appen tut.

Symbol der Kaserne wie der Ausbildung an der Schule ist das 1994 eingeweihte Gebäude der Sprachenschule, wegen ihres wie zwei Tragflächen geformten Baukörpers nur „Flieger“ genannt. Es besteht eine Partnerschaft mit der Stadt Uetersen sowie eine mit der Gemeinde Appen. Heute ist die Marseille Kaserne mehr als die USLw. Es sind in Appen auch eine Sportfördergruppe der Bundeswehr, ein Sanitätsversorgungszentrum und Teile des Bundeswehrdienstleistungszentrums Hamburg untergebracht.

Tag der Bundeswehr: Sa 9.6. 10–17 Uhr, Hauptstraße 141, www.tag-der-bundeswehr.de