Pinneberg. Der Hamburger Museumsverein zeigt in der Pinneberger Rathauspassage eine Ausstellung mit Zeugnisse der Wirtschaftswunderzeit.
Auf dem Tresen steht die gusseiserne Registrierkasse Marke Anker, ein Modell mit Handkurbel zum geräuschvollen Öffnen der Schublade fürs Geld. Daneben hat die Waage ihren Platz gefunden, der Klassiker mit fächerförmiger Skala. In Schubladen hinter Vitrinenglas liegen Streichholzschachteln, Zigarillos und Wäscheklammern, in einem Eckregal stechen dem Besucher sofort die großen, bunten Kaffee-, Konfekt- und Waschmittelpackungen ins Auge. „Das ist unser Krämerladen“, sagt Klaus Fink.
Zurzeit existiert dieser Laden so nur auf Fotos, doch der 67-Jährige und sein Mitstreiter Peter Runge (41) sind gerade dabei, das zu ändern. Ortstermin in der Pinneberger Rathauspassage. Dort wird der Krämerladen in Kürze zu sehen sein – als Herzstück der Ausstellung „Petticoat und Nierentisch – 50er-Jahre-Nostalgie“, die das Einkaufszentrum von kommendem Montag an präsentiert. „Wir brauchen vier mal vier Meter“, sagt Fink und nickt Runge zu, „das passt.“ Sie haben vorher nachgemessen. Auch ein komplett eingerichtetes Wohnzimmer aus der Zeit des Wirtschaftswunders werden die Männer im Gepäck haben.
Motorsport-Fotos
Es sind Exponate aus dem Magazin des privaten Hamburger Museumsvereins „Die goldenen Fünfzigerjahre“, der nach Finks Worten mittlerweile schätzungsweise 18.000 Einzelteile sein Eigen nennt.
Der gesamte Fundus ist seit gut fünf Jahren eingelagert
Seit einigen Jahren sind sie nur noch selten zu sehen. 1994 war das Museum von einem Mainzer namens Paul Wolf gegründet worden. Nach dessen Tod übernahm der Innenarchitekt Klaus Fink, brachte seine eigene 50er-Jahre-Sammlung in den Fundus ein und führte als Erster Vorsitzender das Museum in einem Einkaufszentrum in Hamburg-Bramfeld. 2012 musste er die Fläche räumen. „Seitdem machen wir Wanderausstellungen“, sagt er. Außer in Pinneberg werden Teile der Ausstellung in diesem Jahr noch in den Marktkauf-Filialen in Hamburg-Harburg und Hamburg-Bergedorf zu sehen sein.
Der Elmshorner Peter Runge, der seit zwei Jahren ehrenamtlich Tischlerarbeiten für den Verein erledigt, ist von den historischen Möbeln total fasziniert. „Es ist spannend zu sehen, wie die Tischler früher gearbeitet haben“, sagt er. „Vieles war wertiger gefertigt als heute.“ Zumindest auf der Vorderseite, fügt er schmunzelnd hinzu. „Bei den Rückseiten der Möbel, die niemand zu sehen bekam, betrieben die Kollegen nicht so viel Aufwand.“
Runge hat zurzeit besonders viel zu tun, denn nach Jahren der Wanderschaft hat das Museum wieder eine feste Bleibe gefunden. „Es ist ein ehemaliges Ladengeschäft an der Bramfelder Chaussee in Hamburg-Bramfeld“, sagt der Vereinsvorsitzende Fink. Der Bezirk Wandsbek finanziert das Projekt mit, einen Teil der Kosten decken die Museumsmacher, indem sie ihre Wanderausstellung vermieten.
Die Eröffnung plant Fink für April, zurzeit ist der Innenausbau im vollen Gange. Dazu gehört auch, dass alle Wände stilecht tapeziert werden. Historische Tapetenrollen werden im Internet angeboten, manche Firmen können sogar Muster reproduzieren. Probleme bereite dagegen der Fußboden. Fink: „Wir suchen noch jemanden, der uns einen PVC-Belag nachdruckt. Und einen gescheiten Teppich zu finden, das ist fast unmöglich.“
Ausstellung: Mo 19.2.–Sa 10.3, Rathauspassage, während der Öffnungszeiten