Pinneberg. Sechs der 18 Geschäfte schließen – darunter auch der Großmieter Elanza Fashion & Home, der erst im Juli eröffnet hat.


„Alles muss raus“, steht auf einem per Hand geschriebenen Zettel im Schaufenster des Modeladens Cecil. Im Geschäft nebenan ist das Schild professioneller aufgemacht, die Nachricht aber dieselbe: „Wir schließen diese Filiale“ heißt es unmissverständlich bei Elanza Fashion & Home. Noch ein Geschäft weiter, im ehemaligen C&A KidsStore, ist auf den zugehängten Schaufenstern bereits die Botschaft „Wir haben geschlossen“ zu lesen.

Dieses triste Bild bietet sich den Kunden derzeit in der Rathauspassage in Pinneberg. Ende vorigen Jahres feierte das Einkaufszentrum sein 15-jähriges Bestehen, jetzt gehen die Mieter aus. Bereits Ende Januar schloss das Modegeschäft Bonita für immer seine Türen. Dort sind die Schaufenster verklebt, das Logo der Modekette für Damen ist abmontiert. Noch fleißig verkauft wird im Geschenkeartikelladen Thevs & Co. Aber nicht mehr lange: Ende März gehen auch dort die Lichter aus. Ein Modegeschäft, das am Seiteneingang zum Finanzamt auf der Fläche einer ehemaligen Eisdiele residierte, ist bereits ausgezogen.

Passage ist 15 Jahre alt

18 Geschäfte bietet die Passage in ihrem Kernbereich, Sparkasse, Rathaus, Bücherei und Finanzamt nicht mitgerechnet. Sechs davon schließen beziehungsweise haben bereits geschlossen. „Das sieht natürlich nicht so schön aus“, sagt Bettina Hingst vom Centermanagement. Sie spricht von einem Umbruch. „Die Rathauspassage ist jetzt 15 Jahre alt. Viele Mietverträge hatten diese Laufzeit, andere liefen zehn Jahre und wurden dann für fünf Jahre verlängert.“ Nun hätten sich Mieter der ersten Stunde entschieden, dem Einkaufszentrum den Rücken zu kehren.

Das gilt offenbar für den C&A KidsStore, für Bonita und Thevs & Co. Bei Cecil, so ist aus dem Geschäft zu hören, soll die Rathauspassage selbst den Mietvertrag nicht verlängert haben. Die Damenmode wird nun im Partnergeschäft Street One mit einziehen. „Das Geschäft lief hervorragend, wir wären gern geblieben“, heißt es bei Cecil.

Gerne gehalten hätte das Centermanagement wohl auch Elanza Fashion & Home, den mit 1100 Quadratmeter größten Mieter. Erst Ende Juli vorigen Jahres hatte der neue Anbieter auf einer Verkaufsfläche von 960 Quadratmetern die Räume von Strauss Innovation übernommen, die nach der Pleite dieses Anbieters seit Februar leergestanden hatten. Genau wie Vorgänger Strauss setzte auch Elanza auf eine Nachbarschaftskaufhaus-Strategie – und genau wie Strauss ging Elanza baden.

Nur deutlich schneller als der Vorgänger: Bereits Anfang Oktober meldete die in Monheim am Rhein beheimatete Muttergesellschaft GMG Retail GmbH beim Amtsgericht Düsseldorf Insolvenz an – wegen drohender Zahlungsunfähigkeit im laufenden Geschäftsbetrieb. Die hohen Anlaufverluste der ersten Monate und Umsätze, die hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind, waren laut einer Mitteilung Gründe für diese Entscheidung. Anders gesagt: Das Konzept hat nicht funktioniert. 100 Filialen wollte GMG Retail in Deutschland eröffnen. 13 sind es geworden. Anfang Februar wurde das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung offiziell eröffnet. Ende Februar schließt die Filiale in Pinneberg.

„Das kam auch für uns überraschend, auf solche Dinge haben wir keinen Einfluss“, sagt Centermanagerin Bettina Hingst. Sie hofft, alle Lücken in der Rathauspassage so schnell wie möglich schließen zu können. „Für uns sind sechs Monate nicht lang, für die Kunden schon. Ich kann ihre Besorgnis verstehen.“ Bisher steht erst ein Nachmieter fest. Es handelt sich um Takko Fashion, eine Kette für preiswerte Bekleidung. Sie verfügt im Kreis über Filialen in Elmshorn, Uetersen, Prisdorf und Halstenbek und war bereits bis vor einigen Jahren auch in Pinneberg am Fahltskamp ansässig.

Takko übernimmt die 500 Quadratmeter großen Räume des Buchladens Hugendubel, der wiederum gegenüber in die ehemalige, 370 Quadratmeter große Filiale von C&A Kids einziehen und dort ein neues Konzept verwirklichen wird. Dieser Wechsel soll im März oder April über die Bühne gehen. „Für andere Flächen gibt es konkrete Verhandlungen, aber noch nichts Spruchreifes“, sagt die Centermanagerin. Der Eigentümer habe eine Maklerfirma mit der Vermietung beauftragt. „Aus meiner Sicht wäre es schön, wenn wir den Branchenmix in der jetzigen Form erhalten könnten“, so Bettina Hingst weiter. Das Centermanagement habe viele Wunschkandidaten. „Aber nicht alle wollen auch nach Pinneberg kommen.“