Pinneberg. Internationaler Campus trennt sich überraschend von Rektorin Mary Wenstrom. Ein Berater aus Hamburg soll es jetzt richten.

Ein heißer Tag im Spätsommer 2016: Mary Wenstrom steht vor der Schule. Ihrer Schule. Hier, in dem Neubau in Pinnebergs Parkstadt, will sich die Harvard-Absolventin verwirklichen. Als Leiterin der ersten Internationalen Schule in Pinneberg. Gerade mal anderthalb Jahre ist es her, dass die damals 36-Jährige ihr Konzept von einer modernen, mehrsprachigen Bildungseinrichtung vorstellt. Jetzt ist Mary Wenstroms Traum geplatzt. Die Frau, die das Gesicht der ersten Internationalen Schule im Kreis war, ist ihren Job los. Es gibt mächtig Wirbel an Pinnebergs Eliteschule.

Die Eltern wurden bereits informiert. In dem Rundschreiben an die Mütter und Väter nennt der Aufsichtsrat der Privatschule den Jahresbeginn als Datum des Ausscheidens. Wenstrom wünsche man alles Gute für die Zukunft. Zu den Gründen der Trennung schweigt man sich in dem Schreiben aus. Eltern berichten gegenüber dem Abendblatt von Problemen, geeignetes pädagogisches Personal zu finden. Vom ursprünglichen Ziel, jede Klasse mit zwei Lehrern auszustatten etwa sei man derzeit noch entfernt.

Der Vorstand der Privatschule sucht bereits eine neue Leitung. Den Eltern wurde inzwischen der Interimschef Wayne May vorgestellt. Er ist nicht der einzige Neue auf dem 2016 für 16 Millionen Euro aus dem Boden gestampften Campus. Offenkundig sind Probleme an der Schule nicht allein vom vorhandenen Team zu bewältigen. Beraten wird die Privatschule in Zukunft vom ehemaligen Leiter der Bildungsbehörde in Hamburg, Wolfgang Dittmar.

Wayne May ist der Interims-Leiter
Wayne May ist der Interims-Leiter © HA | ISC

Interimsschulleiter May ist 49 Jahre alt. Der US-Amerikaner stammt aus dem Bundesstaat Mississippi. Er hat vorher 18 Jahre lang an der International School in Frankfurt unterrichtet, ist nicht nur Lehrer, sondern auch Schulpsychologe. Bei einem Elternabend wurde kürzlich neben May auch Dittmar den Müttern und Vätern vorgestellt. Er soll laut Campus-Pressesprecherin Britta Wohlers „externes Fachwissen in den Schulbetrieb einbringen“. Zu den Gründen für den Abschied Mary Wenstroms will sich die Sprecherin öffentlich nicht äußern.

Die Eltern sind offenbar trotz des personellen Wirbels mit der aktuellen Situation nicht unzufrieden. „Die Nachrichten wurden von uns positiv aufgenommen“, sagt etwa Elternsprecherin Britta Heyden nach dem Infoabend. Und sie ergänzt: „Wir stehen weiter hinter dem Konzept von Schule und Schulleitung.“

Der International School Campus hatte im September 2016 seinen Unterrichtsbetrieb aufgenommen. Der Hamburger Bildungsträger Wabe, der nebenan eine Kita betreibt, hatte die 16 Millionen Euro investiert. Die Schule soll nur ein Baustein für einen großen Bildungscampus sein, der in der Region seinesgleichen sucht.

Bei der Wabe, die das Hamburger Unternehmen Premero für die weitere Planung engagiert hat, wird offenkundig weiterhin groß gedacht: Eine Akademie für Erzieher soll entstehen. Weitere Bausteine das Campusprojekts sind ein Schwimmbad und ein Boardinghouse. Auch die Schule soll weiter ausgebaut werden. Und dann ist da noch der Hamburger Hotelier Gerd Prantner, der den Pinneberger Politikern den Bau eines Luxushotels mit Wellnessbereich in Aussicht gestellt hat. Ein Konzept, mit dem Prantner auch anderenorts tourt. In Lauenburg wurde er ebenfalls vorstellig. Auch in Mecklenburg-Vorpommern soll der Hotelier Pläne vorgestellt haben.

Sieben Privatschulen im Kreis Pinneberg

Im Kreis Pinneberg gibt es neben der Internationalen Schule in Pinneberg noch sieben weitere Privatschulen. Grundschulen: Freie Grundschule Quickborn und Next, die Christliche Schule Elmshorn

Förderzentren: Heilpädagogisches Förderzentrum Friedrichshulde in Schenefeld; Gymnasien: Leibniz Privatschule Elmshorn; Gemeinschaftsschulen ohne Oberstufe: Schülerschule Pinneberg

Gemeinschaftsschulen mit Oberstufe: Freie Gemeinschaftsschule Quickborn. Hinzu kommt die Freie Waldorfschule in Elmshorn.

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In Pinneberg war Prantner erstmals 2015 und zuletzt im Juni 2017 aufgetreten, um konkretisierte Pläne für die Weiterentwicklung des XL-Campus vorzustellen – mit Internat, Gästehäusern und Bürogebäude. Auch von einer Sporthalle war die Rede. Als Datum für die Fertigstellung war im Juni 2017 das Jahr 2020 genannt worden. Der erforderliche Ankauf von städtischen Grundstücken in der Parkstadt Eggerstedt sollte eigentlich noch 2017 über die Bühne gehen. Bislang wartet die Politik auf Nachricht, das dieses Geschäft tatsächlich fix ist.

An der Internationalen Schule auf dem Campus in der Parkstadt Eggerstedt werden zurzeit rund 140 Schüler aus 22 Nationen in den Klassen 1 bis 9 unterrichtet. Im Kollegium arbeiten 15 Lehrer und vier sogenannte teaching assistants. Eltern deren Kinder die Schule besuchen, zahlen monatlich mindestens 570 Euro.