Wedel. Hinterlassenschaften des insolventen Motor-Boot-Clubs Schulau beseitigt. Kosten von 51.000 Euro trägt der Steuerzahler.

An der Wedeler Au führt eine Teerstraße ins Nichts. Sie und die alte Slipanlage sind die letzten Zeugnisse des Motor-Boot-Clubs Schulau (MBCS). Der Kreis hat das verlassene Gelände des aufgelösten Vereins, das jahrelang einer Müllhalde glich und Heranwachsenden in den Sommermonaten für wilde Partys diente, räumen und zurückbauen lassen. Die Kosten in Höhe von 51.000 Euro trägt der Steuerzahler.

Die Räumung ist das letzte Kapitel eines jahrelangen Streits zwischen dem 1969 gegründeten MBCS und der Kreisverwaltung, der letztlich zur Insolvenz des Vereins, der erzwungenen Aufgabe des Hafens und den unerwünschten Hinterlassenschaften führte. Acht Jahre lang hatten die zuletzt 82 Vereinsmitglieder mithilfe eines Anwalts versucht, die Schließung ihrer in den 70er-Jahren ohne naturschutzrechtliche Genehmigung entstandenen Anlage zu verhindern. Jedoch erfolglos. 2009 bestätigte das Verwaltungsgericht in Schleswig die Nutzungsuntersagung, die der Kreis bereits 2007 erlassen hatte.

2014 wurde der Hafen zuletzt vom Verein genutzt

Der Grund: Der kleine Hafen mit Platz für 40 Boote lag innerhalb der Kernzone des Landschaftsschutzgebietes und grenzte an ein Flora-Fauna-Habitat an. „Die Anlage und der Betrieb des Sportboothafens stellt eine erhebliche Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts und des Landschaftsbildes dar“, urteilte die Naturschutzbehörde. Sie trug dem MBCS schließlich auf, bis spätestens Ende 2016 den Hafenbetrieb einzustellen, das Gelände zurückzubauen und es frei von Belastungen zu übergeben.

Ein Bagger hebt ein Bootswrack weg. Rechts stehen die Container, in denen der Müll entsorgt wurde
Ein Bagger hebt ein Bootswrack weg. Rechts stehen die Container, in denen der Müll entsorgt wurde © HA | Oliver Carstens

Weil der nahezu mittellose Verein die Rückbaukosten nicht aufbringen konnte und darüber hinaus eine Schadstoffbelastung im Boden vermutet wurde, meldete der Vorstand im Februar 2014 Insolvenz an, um nicht selbst in die Haftung zu geraten. Damals hatte der Verein die Kosten, um das Areal ohne Hochbauten und belastungsfrei an Kreis und Stadt zu übergeben, auf 650.000 Euro beziffert. Das Jahr 2014 war dann auch das letzte Jahr, in dem der Hafen aktiv von den Vereinsmitgliedern genutzt wurde.

Zu Räumung und Rückbau kam es mangels Mitgliedern nicht mehr, obwohl der Insolvenzverwalter angeboten hatte, dass in Eigenleistung einige Dinge hätten erledigt werden können. Einige MBCS-Mitglieder schlossen sich anderen Clubs an, andere gaben ihr Hobby auf. Zurück blieben mehrere ausrangierte Boote, das Vereinshaus inklusive Mobiliar, die alte Werkstatt sowie ein Toilettengebäude nebst Lager, in dem sich Plastikstühle, Sonnenliegen, Auflagen und andere kaum noch nutzbare Teile stapelten. Wer das Gelände betrat, stieß auf verrostete Bootsanhänger, alte Autoreifen und kaputte Leitern.

Der Kreis orderte mehrere Container, um den ganzen Unrat zu entsorgen. „In einem ersten Schritt wurden die wassergefährdenden und teils entzündlichen Stoffe, die auf dem Grundstück gelagert wurden, eingesammelt und entfernt“, so Kreissprecher Oliver Carstens. Als zweites seien dann alle auf dem Gelände vorhandenen Bauten abgerissen und die Bauteile entsorgt worden. Carstens: „Es handelte sich um zwei Schuppen, eine Werkstatt mit Lagerraum, einen gemauerten Grill, ein Clubhaus, ein unterkellertes Vereinshaus sowie eine Toilettenanlage mit Sammelgrube sowie einige Stromkästen.“ Von den Kosten in Höhe von 51.000 Euro trage der Kreis 45.000 Euro, den Rest übernehme die Stadt Wedel, von der der Verein einen Teil des Geländes gepachtet hatte. Ein Hektar befand sich im Besitz des Vereins.

Ersatzvornahme

Behörden können eine Ersatzvornahme veranlassen, wenn die eigentlich dafür zuständige Seite nichts unternimmt. Dies ist beim MBCS der Fall, weil die Vereinsmitglieder das Areal nicht fristgerecht geräumt haben. In der Regel werden die Kosten dafür dem Verursacher auferlegt. Dies ist hier nicht möglich, da der insolvente Verein über keine Mittel verfügt.

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„Es musste gehandelt werden“, begründet Carstens, warum auf Kosten der Steuerzahler die Hinterlassenschaften des MBCS beseitigt werden mussten. Gutachter hätten bestätigt, dass die zurückgelassenen Dinge langfristig negative Folgen für den Naturhaushalts entfalten könnten. Zudem hätten sich vor allem im Sommer Personen illegal Zutritt zu dem Gelände verschafft und sich in Gefahr begeben.

Festgestellte Bodenverunreinigungen seien zunächst nicht beseitigt worden, weil sie keine Beeinträchtigung für den Naturhaushalt darstellten, so Carstens weiter. Auch die Dalben, an denen die Boote festgemacht wurden, seien im Wasser verblieben – ebenso wie die Slipanlage, mit der die Schiffe zu Wasser gelassen wurden. Carstens: „Eine vollständige Räumung des Geländes wäre deutlich teurer geworden.“

Was die Bodenverunreinigungen angeht, stehe jedoch eine weitere Begutachtung durch die Bodenschutzbehörde des Kreises noch aus. Die Experten wollen sich insbesondere noch einmal den Standort der ehemaligen Schuppen vornehmen, wo die wassergefährdenden und teils entzündlichen Stoffe lagerten. Für den Fall, dass größere Mengen in den Boden eingedrungen sein sollten, könnte ein punktueller Bodenaustausch notwendig sein.