Kreis Pinneberg. Der Quickborner Markt steht vorm Aus. In Pinneberg sollen Beschicker in die City. Elmshorn und Uetersen laufen gut.

Da waren es nur noch fünf. Der Wochenmarkt in Quickborn verliert an Attraktivität. Wo früher die Händler eng an eng auf dem Rathausplatz standen, herrscht heute gähnende Leere. Nach dem Käsestand, der dem Wochenmarkt mehr Vielfalt brachte, verschwindet nun auch der beliebte Kaffee- und Kuchenstand. „Ohne den Blumenhändler wäre hier alles tot. Das ist der einzige, der den Wochenmarkt noch am Leben hält“, sagt Ursula Franz, die seit 40 Jahren auf Quickborns Markt einkauft. Auch andernorts haben die Beschicker zu kämpfen – etwa in Pinneberg. Dort gibt es seit Jahren Pläne, den Markt in die City zu verlagern. Fahrende Händler und stationärer Handel sollen sich gegenseitig befruchten. Umsetzung: 2018.

Händlerin Susanne Klatt kommt mit dem Obst aus Klein Nordende
Händlerin Susanne Klatt kommt mit dem Obst aus Klein Nordende © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

In Quickborn hatte sich der Marketingverein die Verbesserung des Wochenmarktes auf die Fahne geschrieben. Mit Live-Musik und einem neuen Standort am Bahnhofsforum sollte neu belebt werden. Doch den Platz vor dem Bahnhof lehnten die Beschicker ab. Er sei zu eng, um mit ihren Fahrzeugen zu manövrieren, erklärt Michael Unger vom Marketingverein, warum der alte Standort beibehalten wird.

Nun versucht er selbst, Händler von anderen Wochenmärkten in Norderstedt oder Niendorf abzuwerben und nach Quickborn zu lotsen. Mit dem Bäcker am Sonnabend ist dies gelungen. Aber es sei ein schwieriges Unterfangen. Wenn er einen zweiten Gemüsestand auf den Markt hole, sei womöglich der einzige noch vorhandene Gemüsehändler vergrätzt, weil er Konkurrenz bekäme. Doch mit diesem Problem mussten die Marktbeschicker vorher auch klarkommen. Vor gut zehn Jahren gab es auf dem Rathausplatz noch 15 Marktstände, erinnerte sich die frühere langjährige Fachbereichsleiterin Helga Lohse. „Das Angebot hat sich seitdem mehr als halbiert.“

Monika Frömming (l.) und Anke Marckmann setzen auf den City-Markt
Monika Frömming (l.) und Anke Marckmann setzen auf den City-Markt © HA | Andreas Daebeler

Die Händler stimmten mit den Füßen ab, sagt Wursthändler Egon Deckert. Wenn nichts los sei und die Kunden ausblieben, würden sie sich dorthin verlagern, wo sie mehr Geschäfte machen könnten. „Würden hier mehr Kunden kommen, würden sie auch hierbleiben“, ist der erfahrene Beschicker überzeugt. Bürgermeister Thomas Köppl macht sich Sorgen um den Wochenmarkt. Er habe vorgeschlagen, dieser möge seine Stände künftig statt am Rathaus vor einem Verbrauchermarkt in Quickborn aufschlagen, weil es dort „eine höhere Kundenfrequenz“ gebe. Doch das hätten die Marktbeschicker abgelehnt. Also halte er sich jetzt raus. „Viele Köche verderben den Brei.“

Politik und Verwaltung hätten Schuld am Niedergang des Wochenmarktes, so Silvia Dutkowski. Seit die Stadt im Jahr 2006 den Bahnübergang Feldbehnstraße für den Fahrzeugverkehr geschlossen hätte, schreite das Siechtum des Wochenmarktes voran. Kunden müssten nun weite Umwege in Kauf nehmen. „Seitdem ist der Markt praktisch tot“, sagt die Quickbornerin. „Es sind die Pendler, die jetzt fehlen.“

Michael Unger vom Marketingverein
Michael Unger vom Marketingverein © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Blick nach Pinneberg: Sonnabends tobte einst auf dem Marktplatz das Leben. Das ist längst Geschichte, die Anzahl der Händler nimmt stetig ab. Schon seit 2011 gibt es Pläne, der Markt am Sonnabend in die City umziehen zu lassen. Die sollen 2018 endlich umgesetzt werden. Voraussichtlich bis Sommer 2018 sollen notwendige Umbauten in Angriff genommen. In Pinneberg erhofft man sich eine Belebung der Innenstadt. Monika Frömming und Anke Marckmann von der Buchhandlung Bücherwurm etwa fordern „einen zügigen Umzug des Markts“.

In Halstenbek wurde 2016 ein zweiter Wochenmarkt am Dienstag ins Leben gerufen. Damit reagierte die Verwaltung auf Probleme am Freitag, an dem die Anzahl der Beschicker von
15 auf neun Markthändler zurückgegangen war. Auch in Rellingen ist freitags Markttag. Auf dem Arkadenhof gibt es laut Michaela Warnecke aus dem Ordnungsamt aktuell zehn Beschicker. „Für mehr ist auch gar kein Platz“, sagt Warnecke. Mit dem Standort im Ortskern zeigt sie sich „zufrieden“. Der zentrale Standort befruchte den stationären Handel – sicher Wasser auf die Mühlen von Befürwortern eines Marktumzugs in Pinneberg.

In Uetersen gibt es nach Auskunft von Marktmeister Jörg Hinz keine Probleme. „Der Markt ist voll. Es gibt keine Leerstände“, sagt Hinz. 44 Händler stünden regelmäßig am Freitag von 8 bis 13 Uhr auf dem Marktplatz. „Wichtig ist, dass man für die Händler da ist und ihre Probleme ernst nimmt“, sagt Hinz. Auch in Elmshorn sei die Marktwelt noch in Ordnung, erklärt Amtsleiterin Petra Langefeld vom Amt für Flächenmanagement. „Wir haben den besten Wochenmarkt der Welt. Er ist eine Institution.“ Mittwochs und sonnabends sei er „gut gebucht und gut besucht“.

Auch die Wochenmärkte in Wedel liefen gut und böten von der Zahl der Händler her eine gute Auswahl, sagt Marktmeister Holger Franck. Zwar würden saisonale Schwankungen, zum Beispiel durch das geringere Angebot an Schnittblumen im Winter, auftreten. „Aber im Großen und Ganzen sind wir sehr zufrieden.“

Kunden wünschen sich Biobauern und Schlachter

Wochenmärkte

Im Kreis Pinneberg gibt es in vielen Orten Wochenmärkte. Dienstag: Pinneberg und Halstenbek; Mittwoch: Elmshorn, Quickborn, Wedel; Donnerstag: Pinneberg, Schenefeld, Barmstedt; Freitag: Uetersen, Tornesch, Halstenbek, Rellingen, Wedel; Sonnabend: Pinneberg, Elmshorn, Quickborn.

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Quickborner wie Anja Hahnke, wünschen sich, dass der dortige Wochenmarkt „schöner, größer und vor allem voller wäre“. Erika und Peter Thomsen hätten auf dem Sonnabend-Markt zumindest wieder einen Schlachter. Silvia Dutkowski wünschte sich wieder einen Demeter-Biobauern sowie Bäcker, Käse- und einen zweiten Gemüsehändler. Auch beim Fisch müsste es mehr Auswahl geben, fordert der Quickborner Horst Strauss. „Die Händler sagen: ‘Die Quickborner sind zu geizig.’ Aber das glaube ich nicht. In Norderstedt funktioniert der Markt auch.“

Händler, die noch da sind, freuen sich über ihre Stammkundschaft wie Geflügelfleischhändlerin Bärbel Böttcher aus Kisdorf, die seit fast 30 Jahren jede Woche zweimal in Quickborn ist. „Schön, dass die Kunden uns die Treue halten. Aber es könnte belebter sein.“ Und so ist Unger vom Marketingverein schon froh, dass der Blumenhändler aus Moorrege als „Ankerstand“ noch da ist. „Ohne den wäre ich auch nicht mehr hier“, sagt Kundin Christa Abendroth.