Kummerfeld. Hof Wiedwisch in Kummerfeld bietet Ausflüge mit den Tieren in kleinen Gruppen an. Diese sollen vor allem der Entspannung dienen.

Ein hohes leicht winselndes Geräusch, eine Art Fiepen ist zu hören. Justijn, Pacchino, Shaloul, Theo, Brian, Bo und ihre Artgenossen stehen entspannt im Gehege. Neugierig kommen die Alpakas an den Zaun, wenn sich eine Hand zu ihnen ausstreckt. Auf dem Hof Wiedwisch in Kummerfeld leben derzeit etwa 40 Alpakas, eine aus den südamerikanischen Anden stammende, domestizierte Kamelform. Carl Rusch und seine Frau Dörte Wendorff-Rusch züchten sie seit einiger Zeit. Seit gut einem Jahr bieten die zertifizierten Bauernhofpädagogen Spaziergänge mit ihren Tieren an.

Jeder Teilnehmer bekommt ein Alpaka an die Leine

Carl Rusch öffnet das Gatter zum Gehege. Er legt einem weißen Hengst ein Halfter an, führt ihn heraus und übergibt den Strick an Annette Herwig. Sie nimmt am heutigen Spaziergang teil. Ihre Freundinnen Gabi Leonhart und Conny Kersterke haben ihr den Spaziergang zum Geburtstag geschenkt. „Ich habe schon lange von Alpakas geschwärmt“, sagt Herwig. Sie fährt mit den Fingern durch das weiße flauschige Fell ihres Wegbegleiters. Nach und nach finden sich so die Paare zusammen. Am Ende hat jeder der acht Teilnehmer sein eigenes Alpaka an der Leine. Es kann losgehen.

Nach dem Spaziergang können die Teilnehmer die Alpakas noch mit Möhren füttern
Nach dem Spaziergang können die Teilnehmer die Alpakas noch mit Möhren füttern © HA | Mirjam Rüscher

Dörte Wendorff-Rusch und Carl Rusch haben Alpakas 2009 für sich entdeckt. „Wir waren sofort ganz verliebt“, sagt sie. Zwei Jahre später begann das Ehepaar mit der Zucht. Die Idee für Spaziergänge und Kaffeeklatsch kam ihnen, nachdem eine Nachbarin gefragt hatte, ob sie auf der Wiese zwischen den Tieren mit der Familie Kuchen essen dürfte. „Am Anfang konnte man die Spaziergänge und Kaffeeklatsch wie Kindergeburtstage bei uns buchen. Dann haben wir das Angebot auf regelmäßige Termine reduziert“, erklärt Dörte Wendorff-Rusch. Sie und ihr Mann sorgen dafür, dass die Runden klein bleiben. Maximal zehn Teilnehmer mitgehen.

Zunächst lernen Mensch und Tier sich kennen. Anfängliche Unsicherheiten und Nervosität sind aber schnell überwunden. Einer nach dem anderen führt sein Alpaka durch das Tor vom Hof. Ein kurzes Stück geht es an der Straße entlang, dann führt Carl Rusch die Gruppe auf eine Wiese. Mit jedem Schritt werden die Alpakas und auch die Menschen ruhiger. Aus dem Getrippel wird ein gemächliches Gehen. Die ersten Köpfe senken sich, auf der Suche nach ein paar Grashalmen.

„Natürlich gibt es auch bei Alpakas ganz unterschiedliche Charaktere, aber sie sind grundsätzlich kooperativ und völlig ungefährlich“, meint Carl Rusch. Sie entwickelten ein Gefühl für die Menschen an ihrer Seite. Wie empathisch die Tiere sind, zeigt sich schon nach kurzer Zeit. Stehenbleiben, weitergehen, zur Seite lenken – die Alpakas reagieren auf kleinste Bewegungen.

Beim Laufen kommen Mensch und Tier zur Ruhe

Nicht nur aufgrund ihres Wesens, auch aufgrund ihrer Konstitution seien sie absolut umgänglich. „Sie wiegen nur
60 bis 70 Kilo und können auch nicht richtig zubeißen. Auch ihre Hufe sind nicht schwer. Es kann eigentlich nichts passieren, maximal hat man einen blauen Fleck“, sagt Carl Rusch.

Während die Gruppe gemächlich über die Wiese zieht, erzählt Rusch von den Tieren und beantwortet Nachfragen. Etwa, dass Alpakas ungefähr elfeinhalb Monate tragend seien oder dass die Hengste meistens lieber an der Leine spazieren gingen als die Stuten.

Auch die Teilnehmer, die sich vorher kundig gemacht haben, sind überrascht, wie ruhig die Tiere tatsächlich sind. „Ich hatte gehört, dass man dabei entschleunigt und zur Ruhe kommt, aber dass das so schnell geht und sie so lieb sind, hätte ich nicht gedacht“, sagt Gabi Leonhart. Sie und ihre Freundinnen laufen auf dem Feldweg nebeneinander und plaudern. Die Alpakas gehen friedlich zwischen ihnen. Immer wieder graben sich die Finger der Frauen in das tiefe weiche Fell der Tiere. Das weiche flauschige Wollkleid bleibt faszinierend für die Teilnehmer.

Nach etwas mehr als einer Stunde ist die Rundtour komplett. Am Tor zum Hof wartet bereits einer der beiden Hunde und begrüßt die Gruppe. Die Alpakas werden wieder zurück ins Gehege entlassen. Carl Rusch kommt mit einem großen Eimer Möhren um die Ecke, und schon bald ist ein vielfaches Knacken zu hören. Beim Füttern sind überall entspannte und fröhliche Gesichter zu sehen. Es gibt noch ein paar Streicheleinheiten, dann trennen sich die Besucher schweren Herzens von ihren Weggefährten. In der Scheune wartet Dörte Wendorff-Rusch schon mit Kaffee und Kuchen.

Die nächsten Alpaka-Spaziergänge auf Hof Wiedwisch werden am Sonntag, 26. November und 10. Dezember, jeweils um 14 Uhr, angeboten. Anmeldung: 0173/433 00 19