Wedel. Ein 36-jähriger Hamburger soll das Feuer gemeinsam mit einem 37-Jährigen gelegt haben. SEK-Zugriff im Schanzenviertel.
Nach der Brandstiftung in der Diskothek in Wedel Ende Mai hat die Polizei einen weiteren Verdächtigen festgenommen. Der 36-Jährige aus Hamburg soll gemeinsam mit einem 37-Jährigen aus dem Kreis Pinneberg das Feuer gelegt haben, bei dem der riesige Gewerbekomplex an der Rissener Straße niederbrannte und Millionenschaden entstand. Das teilte die Kriminalinspektion Bad Segeberg am Mittwoch mit, deren Ermittlungsgruppe für komplexe Fälle federführend ist.
Der Beschuldigte konnte Dienstag im Hamburger Schanzenviertel von einem Spezialeinsatzkommando der Polizei festgenommen werden. Es bestehe der dringende Tatverdacht der schweren Brandstiftung, so die Polizei. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Itzehoe hat das Amtsgericht Itzehoe Haftbefehl erlassen, da Fluchtgefahr besteht. Er sitzt nun in Untersuchungshaft. Sein Komplize aus dem Kreis Pinneberg ist der Polizei bekannt und weiter auf freiem Fuß. „Es liegen keine Haftgründe gegen den Beschuldigten vor“, sagt Peter Müller-Rakow, Sprecher der Staatsanwaltschaft in Itzehoe.
Disco-Brand: Versicherungsbetrug?
Die Kripo hatte bereits im Oktober einen 36-jährigen Hamburger festnehmen lassen. Er sitzt seitdem in U-Haft – ebenfalls wegen Fluchtgefahr. Der Tatverdächtige soll die Brandstiftung in der laut Abendblatt-Informationen von ihm betriebenen Disco in Auftrag gegeben haben, um die Versicherungssumme zu kassieren.
Discogeschichte
Zum Zeitpunkt des Brandes befanden sich mehrere Menschen in dem Gebäude. Verletzt wurde niemand. Kurios: Zwei vietnamesische Köche eines Asia-Restaurants hatten sich während des Brandes in einer Toilette versteckt. Erst nach mehreren Stunden Löscharbeiten hatten sie sich zu erkennen gegeben. Wie durch ein Wunder überlebten sie unverletzt eingeschlossen im Toilettenbereich. Einer der beiden Vietnamesen war ohne Aufenthaltspapiere beschäftigt gewesen. Gegen den Restaurantbesitzer läuft ein gesondertes Verfahren wegen Schwarzarbeit.
Das Feuer griff auf den gesamten, mehrere Tausend Quadratmeter großen Komplex mit Restaurant, Spielhalle, Autovermietung und Werkstatt über, so dass der gesamte Bereich zerstört und ein Schaden von mehreren Millionen Euro verursacht wurde. In der Spitze waren zusammen mehr als 180 Feuerwehrkräfte im Einsatz. Nach langen Ermittlungen stand fest, dass es Brandstiftung war.
Feuer brach zwei Tage vor Wiedereröffnung aus
Das Feuer war in der Nacht zu Himmelfahrt ausgebrochen – zwei Tage vor der groß angekündigten Wiedereröffnung der Großraumdisco an der Rissener Straße 127. Bei dem Eigentümer des Gebäudes soll es sich nach Abendblatt-Informationen um einen Hamburger handeln, die das Gebäude erst im ersten Quartal dieses Jahres gekauft hat. Er will nun Schadensersatzansprüche stellen. „Der Eigentümer hofft auf eine Regelung mit der Versicherung noch in diesem Jahr“, sagt André Ewert. Der Geschäftsführer der Immobilienfirma Ewert & Partner in Hamburg-Bahrenfeld ist der Hausverwalter.
Von der Kripo sei er aber noch nicht über die neuesten Entwicklungen informiert worden. „Das Gebäude soll wieder aufgebaut werden“, sagt Ewert. Er sagt weiter: „Der Eigentümer will jetzt mit der Stadt sprechen, was sie sich vorstellt.“ Eins steht fest: Der Neubau solle optisch dem benachbarten Famila-Markt angeglichen werden.
Die Flächen sollen für eine vielfältige Nutzung durch Firmen aufgeteilt und vermietet werden, so dass ein vernünftiger Branchenmix entsteht. „Eine Diskothek kommt aber nicht mehr rein“, sagt Ewert. Als Hausverwalter muss er sich nach dem Brand noch um ein weiteres Ärgernis kümmern. Aus der Ruine wird gestohlen, was das Feuer übrig ließ: Kupferleitungen, Rolltore und mehr. Andere laden illegal ihren Müll dort ab. Nun soll das Areal besser gesichert werden. Ewert geht davon aus, dass nach der Einigung mit der Versicherung im Frühjahr 2018 der Abriss beginnt.